Heidelberg sieht sich für einen möglichen Ernstfall gerüstet. Die Feuerwehr stellt das Kernstück des Katastrophenmanagements da
Auch dieses Jahr ist der Heidelberger Winter mal wieder weniger vom typisch winterlichen Schnee gekennzeichnet, sondern von anhaltenden Regenfällen. Im Süden Deutschlands jedoch, insbesondere am Alpenrand, haben mehrere Kommunen bereits den Katastrophenalarm ausgelöst. Aber wie sieht der Katastrophenschutz in Heidelberg aus und wer ist dafür zuständig?
Für das Management von Naturkatastrophen wie Hochwasser oder anderen, besonderen Fällen, wie dem Bombenfund in der Bahnstadt vor einem Jahr, bei dem eine großflächige Evakuierung stattfand, seien grundsätzlich die unteren Behörden, wie das Landratsamt oder die Stadt selbst zuständig, erklärt Frank Karlein, Referent für Bevölkerungsschutz und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Heidelberg. Früher hätte die Koordination das Ordnungsamt übernommen , heutzutage falle diese Aufgabe meistens der Feuerwehr zu. Je nach Lage könne ein Verwaltungsstab einberufen werden, dem verschiedene Ämter und Personen hinzugezogen werden, um ein schnelles und passendes Eingreifen zu ermöglichen. Geleitet werde dieser Stab in der Regel vom amtierenden Oberbürgermeister oder der amtierenden Oberbürgermeisterin. Die Feuerwehr setze dann meistens die getroffenen Entscheidungen um. Für den Fall eines historischen Hochwassers beispielsweise würden die Feuerwehr, das Bürgeramt sowie das Tiefbauamt hinzugezogen.
Konkrete Konzepte hat die Stadt nicht. Natürlich gebe es einen Hochwasserschutzplan, führt Karlein weiter aus, anhand dessen man den allgemeinen Ablauf und zu ergreifende Maßnahmen planen könne. Allerdings diene dieser mehr als Leitfaden und weniger als konkretes Konzept. Der Referent begründet dies damit, dass das Katastrophenmanagement vor allem Ländersache sei: „Baden-Württemberg schreibt kommunale Selbstverwaltung traditionell sehr groß. Daher ist jede Behörde sich selbst überlassen.“ Wer nun vor dem geistigen Auge seine Habseligkeiten schon auf dem Neckar davontreiben sieht, sollte nicht verzweifeln. Neben der harten Arbeit, die unter anderem die Feuerwehr leistet, können auch die Heidelberger selbst aktiv werden.
Falls ein Zusammenbruch droht, sollte jeder Haushalt mit folgenden Dingen ausgestattet sein: Taschenlampen, ein batteriebetriebenes Radio, ein Erste-Hilfe-Set, Kopien wichtiger Dokumente sowie ausreichend Wasser- und Essensvorräte, am besten im Keller. Von Kerzen wird dringend abgeraten – zu groß sei die Brandgefahr.
Seit etwa einem Jahr findet die App „NINA“ („Notfallinformations- und Nachrichten-App“) des Innenministeriums auch Anwendung in Heidelberg, die sich bisher gut bewährt habe. Erstmals zum Einsatz kam sie beim Entschärfen einer Fliegerbombe, die vor etwa einem Jahr in der Bahnstadt gefunden wurde. In der App kann man mehrere Orte sowie die aktuelle Position registrieren lassen und dann für das Gebiet amtliche Warnungen, zum Beispiel vom Deutschen Wetterdienst, erhalten. Karlein empfiehlt zudem einen Ratgeber des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Raum für Verbesserungen im Katastrophenmanagement sieht der Referent unter anderem darin, dass die Landesregierung die Kommunen bei solchen Fällen nicht allein lassen sollte: „Mehr Vorgaben der Landesregierung würden die Kommunen zur Vorbereitung zwingen. Unsere Aufgaben wären näher definiert und dies würde es daher leichter für uns machen.“ Auch die Bevölkerung sollte von der Bundes- oder Landesregierung mehr sensibilisiert werden – sie wäre dadurch wachsamer und besser auf den Ernstfall vorbereitet. Die Kommunen hätten dabei leider eher begrenzte Ressourcen.
Das größte Problem besteht allerdings darin, genug Leute zu finden, die sich im Falle einer Katastrophe einsetzen lassen. Die Feuerwehren haben zwar Personal, das dort in Vollzeit arbeitet. Aber man ist auch auf diejenigen angewiesen, die freiwillig mitmachen. Karlein plädiert für mehr Engagement bei der Feuerwehr, die in Heidelberg derzeit aus 400 Freiwilligen, aber nur 117 beruflichen Feuerwehrleuten besteht. Insbesondere unter Studierenden gebe es viele, die schon in ihrem Heimatort aktiv sind oder waren. Für die Dauer des Studiums wäre es somit problemlos möglich, auch hier in Heidelberg Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu sein. „Der Katastrophenschutz wird vom Ehrenamt getragen und funktioniert nur so. Aber wir werden immer weniger.“
Von Stephanie Haas