Am 12.03.2019 wurde Bernhard Eitel von Senat und Universitätsrat als Rektor wiedergewählt. Die Hochschulöffentlichkeit durfte der Sitzung zumindest teilweise beiwohnen, doch auch in Eitels dritter Amtszeit soll dies eine Ausnahme bleiben
Dienstagmorgens um halb 9 in der Alten Universität Heidelberg: Rund 20 Studierende und Beschäftigte der Uni treffen sich im Foyer, um einer Sitzung von Senat und Universitätsrat beizuwohnen. Ein eher ungewöhnliches Bild, nicht nur wegen der Semesterferien und der „Herrgottsfrühe“, wie ein Fachschaftsvertreter der Physik anmerkt: Denn normalerweise tagen Senat und Universitätsrat unter Ausschluss der Hochschulöffentlichkeit.
Für die Wahl der Universitätsrektorin bzw. Universitätsrektors, die am 12. März anstand, wurde eine seltene Ausnahme gemacht. Auch wenn im Vorfeld keinerlei Auskunft über die Kandidierenden verfügbar waren, ließ die Tagesordnung mit Punkt 4 auf einen eher unspektakulären Verlauf der Sitzung schließen: „Vorstellung des Kandidaten“ – die Wiederwahl des seit nun elfeinhalb Jahren amtierenden Rektors Bernhard Eitel stand ohne Gegenkandidatur auf dem Programm. Dementsprechend entspannt wirkte dieser, während er mit den Interessierten im Foyer wartete, bis der Senatssaal seine Türen öffnete und mit dem erwähnten vierten Punkt ihm selbst sowie allen weiteren Interessierten Eintritt gewährte. Und das wohl auch zu Recht – Eitel wurde am Ende der Sitzung mit 37 Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und drei Enthaltungen für weitere sechs Jahre in seinem Amt bestätigt.
Eine Stunde dauerte die Vorstellung anstelle der geplanten 20 Minuten. Der 59-jährige Rektor sprach von seinem Hintergrund: Studium der Geographie und Germanistik in Karlsruhe, Promotion und Habilitation in Stuttgart, eine Professur in Passau, bevor es ihn an die Universität Heidelberg verschlägt. Er erwähnte auch seine weltweiten Expeditionen und Forschungsreisen, denn auch im Amt des Rektors sehe er sich noch immer als Wissenschaftler und sei bestrebt, die Rahmenbedingungen für ebendiese in Heidelberg stetig zu verbessern. Große Bauvorhaben sind zur Ermöglichung dessen an allen Campussen der Uni geplant: Zum Beispiel der Innovationscampus der Lebenswissenschaften „Heidelberg 4 Life“ sowie Hörsaalzentrum im Feld, das Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS) in Bergheim, im stillgelegten Altstadtgefängnis möchte die Uni Büros für Geisteswissenschaftler sowie Zimmer für Studierende unterbringen.
In einer Fragerunde musste sich Eitel auch kritischen Fragen stellen, zu vermeintlich verkrusteten Strukturen und Risiken einer so langen Amtszeit, zur Finanzierungsstrategie oder einer möglichen Umstrukturierung des Rektorats.
Es waren wohl mehr Leute an die öffentliche Sitzung gekommen um Eitel zuzuhören als offensichtlich erwartet, so mussten doch einige in den hinteren Reihen stehen. Dennoch, so Eitel auf die Frage hin, ob nicht Senatssitzungen generell hochschulöffentlich gehalten werden sollten, seien die Debatten in einem „geschützten Raum“ konstruktiver und Aussprachen einfacher, eine Öffnung der Sitzungen also nicht zielführend. Schließlich wolle man nicht, dass sich die Sitzungen in „Abstimmungsrituale“ verwandelten, bei denen in Vorhinein in kleineren und intransparenten Treffen die Entscheidungen bereits getroffen würden. Zudem seien doch Vertreter des Studierendenrats (StuRa) und bald auch der Doktoranden in den Sitzungen zugelassen. „Ich kann nicht einmal einkaufen gehen, ohne dass der ruprecht meine Schuhgröße abdruckt“, scherzt Eitel. In Heidelberg gebe es doch ohnehin keine Geheimnisse.
Markus Baldermann, Mitglied der Verfassten Studierendenschaft im Senat wünscht sich demokratischere und dynamischere Strukturen für das Gremium. Lediglich vier Vertreter der Studierenden sind im Senat zugelassen, also maximal vier Studiengänge vertreten. Er selbst dürfe die Inhalte auf Grund der Nichtöffentlichkeit der Sitzungen nicht nach außen tragen. Zugleich seien aber die Interessen der Studierenden zum Beispiel in Bezug auf die Änderung von Prüfungsordnungen nur schwer zu ermitteln, ohne konkret nachfragen zu können. Schon allein, wenn der Senat seine Protokolle – wie bis 2016 – öffentlich machen würde, wäre die Gremienarbeit deutlich effektiver. Dasselbe gelte nicht nur für den Senat, sondern auch für die Fakultätsräte. Zudem würde eine größere Beteiligung „insbesondere auch dazu führen, dass die Beschlüsse einen breiteren Rückhalt in der Studierendenschaft hätten“.
Von Susanne Ibing