Das Unternehmen Swapfiets verleiht Fahrräder an Studierende und wirbt dabei mit einem kostenlosen Reparaturservice. Doch lohnt sich das Angebot wirklich?
Seit der Gründung von „Swapfiets“ in den Niederlanden vor vier Jahren taucht das junge Fahrradverleih-Unternehmen in immer mehr europäischen Städten auf. Mit dem Wunsch nach mehr nachhaltiger urbaner Mobilität im Kopf und guten Ideen im Gepäck riefen drei Freunde und Studenten der Delfter Universität Swapfiets 2015 ins Leben. Mittlerweile sind die Räder mit dem blauen Vorderrad besonders in den Niederlanden nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. Wir haben uns gefragt, warum das so ist und das Unternehmen einmal unter die Lupe genommen.
Swapfiets verleiht im Rahmen eines Monats-Abos seit Anfang Februar Fahrräder in blau, schwarz oder pistaziengrün auch an Heidelberger Kunden. Das Abo kostet 17,50 Euro und ist monatlich kündbar. Studierende zahlen 15 Euro. Wird das Rad gestohlen, werden 60 Euro Umstandskosten berechnet, solange man den Schlüssel des Fahrradschlosses vorlegen und so die eigene „Unschuld“ beweisen kann. Denn das Schloss lässt sich nur abschließen, solange man den Schlüssel herauszieht. Gibt es auch keinen Schlüssel mehr, wird die volle Entschädigung gefordert und damit 450 Euro.
Wir treffen Jan, Heidelbergs Regionalleiter des Unternehmens, zu einem Interview in der „Unteren“, wo er und die Räder zu finden sind. Erst einmal wollen wir wissen, was es mit dem Markenzeichen, dem blauen Vorderrad, auf sich hat. Jan verweist auf das ikonische „Delfter Blau“. Es soll damit an die Stadt erinnern, aus der die Idee ursprünglich stammt. „Ein Zeichen, wo wir herkommen“, wie er es nennt. Das Konzept des Unternehmens lässt sich einfach aus dem Namen ableiten. Zu „Fahrradfahren“ sagen die Niederländer nämlich „fietsen“ und der Wortteil „Swap“ verweist auf den schnellen Tausch eines beschädigten Leihrades gegen ein Funktionierendes.
Jan schätzt, dass den Shop am Tag etwa 15 bis 20 Räder verlassen. Zu den Kunden zählen viele Studierende. „Einer der Gründe ist, dass sie mal eben keine paar hundert Euro in der Tasche haben, um sich ein Fahrrad zu kaufen. Die wollen sich nicht ums Fahrrad kümmern oder können es auch nicht oder wollen auch einfach kein eigenes, sondern schätzen die Flexibilität. Da ist keine emotionale Bindung.“ Auch für Erasmus-Studierende bietet sich das Konzept sehr gut an, bekräftigt Frederique aus Den Haag, die wegen eines Schadens an ihrem Leihrad den Laden betritt, als wir mit Jan das Interview führen. An ihrem Rad hatte sich der Fahrradständer gelöst. „Für mich ist es echt super, weil ich hier nur für 4 Monate bin.“
Swapfiets wirbt vor allem mit einem Reparaturservice, der innerhalb von 24 Stunden ein funktionierendes Rad an einen Ort deiner Wahl bringen soll. „Swapfiets – Immer ein funktionierendes Fahrrad“, ist das große Werbeversprechen. Aber zahlt sich dieser Service aus? Geht ein Rad denn tatsächlich so oft kaputt, dass sich dafür die 15 Euro im Monat lohnen? Und gibt es vielleicht auch Alternativen?
Im Neuenheimer Feld ist URRmEL zu Hause. Die kostenlose und von Studierenden verwaltete Selbsthilfewerkstatt stellt Studierenden, die selbst Hand anlegen wollen, ein umfangreiches Werkzeugsortiment und die Beratung fähiger MitarbeiterInnen zur Seite. Das mitgebrachte Rad muss aber das Eigene sein.
Auch die Leihräder der „Nextbike GmbH“ sind in Heidelberg vor Ort. Das deutsche Unternehmen ist europäischer Marktführer im Bike Sharing und betreibt an verschiedenen Standorten in Heidelberg Fahrradstationen. Studierende nutzen erfahrungsgemäß im Besonderen das Angebot der 30 kostenlosen Minuten am Tag. Jan aber ist sich sicher, dass Nextbike keine Konkurrenz für Swapfiets darstellt. „Nextbike verfolgt ein anderes Konzept und spricht damit auch eine andere Zielgruppe mit einem anderen Nutzen an“, meint er. Somit würden sie sich ergänzen. Denn zu Swapfiets kämen die meisten Kunden mit dem Wunsch nach einem „eigenem“ Rad, das sie auch mit nach Hause nehmen können.
Und hat Swapfiets auch eine Mission? „Ein blauer Vorderreifen in jedem Fahrradständer.“ Jan ist sehr optimistisch, was die Zukunft betrifft. Die Zahlen stimmen ihm bei. Swapfiets expandiert rapide, viele weitere Standorte sind in Planung. „Der Fokus dieses Jahr liegt auf Deutschland als größten europäischen Markt und im Sommer kommen dann auch in verschiedenen deutschen Städten die ersten E-Bikes dazu.“
Von Christina Kapp