Mehr als je zuvor bestimmen Vergleiche die Hochschuldebatte. Auch das aktuelle CHE-Ranking erhebt den Anspruch, die Qualität von Unis zu messen. Sollten Unis an Rankings teilnehmen?
Ja – wenn sie differenzierte Informationen liefern und nicht zusammenfassend „die beste Hochschule“ küren, stellen sie eine wertvolle Orientierungshilfe für Studieninteressierte dar. Dies setzt voraus, dass das Ranking grundsätzlich fachbezogen ist, unterschiedliche Perspektiven wie Fakten und Urteile einbezieht und unterschiedliche Facetten eines Studiums separat beleuchtet. So kann ein Studiengang sehr praxisorientiert sein, ein anderer in der Lehre international ausgerichtet, ein anderer hervorragende Laborbedingungen bieten. Diese unterschiedlichen Merkmale müssen zum einen fachbezogen untersucht werden, nicht jedes Kriterium trifft auf jedes Fach zu und – das ist der entscheidende Aspekt – sie müssen differenziert ausgewiesen werden. Nur dann kann ein Studieninteressent erkennen, ob ein Studiengang die persönlichen Präferenzen erfüllen kann. Das CHE Ranking erfüllt diese Kriterien, das den „Berlin Principles on Ranking of Higher Education Institutions“ entspricht.
These 1: Rankings einer privaten Stiftung stellen die Unabhängigkeit der Unis in Frage
Da Rankings eine unabhängige, neutrale Sicht auf die Bedingungen von Lehre und Forschung werfen sollen, sollten sie von Institutionen außerhalb von Hochschulen erstellt werden. Um Einflussnahmen auszuschließen, müssen die Institutionen darüber hinaus politisch und finanziell unabhängig agieren können. Unter diesen Rahmenbedingungen ist die Unabhängigkeit der Hochschulen keineswegs infrage gestellt. Da die Inhalte eines Rankings immer an den Interessen der jeweiligen Zielgruppe orientiert sein sollten, ist das Einholen fachlichen Rats aus der wissenschaftlichen Community ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Ein unabhängiges begleitendes wissenschaftliches Gremium gewährleistet, dass in der Rankingkonzeption unterschiedliche Perspektiven aus Universitäten und Fachhochschulen, Lehre, Forschung, Praxisbezug sowie Fachspezifika berücksichtigt werden.
These 2: Das Ranking konstruiert und reproduziert Qualitätsunterschiede.
Qualitätsunterschiede existieren – ein differenziertes Ranking konstruiert sie nicht, sondern macht sie transparent. Um diese Transparenz zu erreichen, müssen die verschiedenen im Ranking untersuchten Dimensionen sichtbar bleiben und nicht zu einem Gesamtwert verdichtet werden. Fakteninformationen sollten ebenso wie Studierenden- oder die rückblickende Sicht von Absolventen einbezogen werden. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Merkmale, die die Qualität eines Studiums ausmachen und adäquat im Ranking abgebildet sein müssen, kann der Rankingnutzer seine präferierten Qualitätsmerkmale eines Studiums in die Informationssuche einfließen lassen. Dabei darf jedoch das Ranking keine Pseudogenauigkeit in Form von Ranglisten vorgaukeln, die kleine Unterschiede im Zahlenwert eines Merkmals als Leistungs- bzw. Qualitätsunterschied fehlinterpretiert.
These 3: Rankings sind für den Wettbewerb unverzichtbar.
Der Wettbewerb zwischen Hochschulen ist vorhanden, Rankings tragen dazu bei, dass er fairer wird: fairer Wettbewerb erfordert Transparenz. Differenzierte Rankings stellen eine Vielzahl fach- und zielgruppenspezifischer Informationen zur Verfügung, die der Rankingnutzer nach seinen persönlichen Präferenzen zurate ziehen kann. Die Zuordnung der Ergebnisse z. B. zu Ranggruppen bietet dabei eine Orientierung, bei methodisch fundierten Auswertungen und Methodentransparenz kann der Nutzer auf die Zuordnung der Ergebnisse vertrauen. Eine Kombination aus vergleichenden, gerankten sowie beschreibenden Informationen bildet im Dschungel von über 19 000 Studiengängen ein Informationstool, mit dem sich Studieninteressierte wie Hochschulangehörige gleichermaßen einen Überblick verschaffen können.