Die Heidelberger Band „Apes in Suits“ vereint mit ihrer Musik Funk, Jazz, Hip-Hop und Soul. Unsere Autorin durfte bei ihrer Probe dabei sein und die Musik bei ihrer Entstehung erleben
Mit gezückter Waffe stehen sie da. Im Anzug. John Travolta und Samuel L. Jackson aus Pulp Fiction. Diese Szene hängt auf einem Plakat in Dennys Zimmer. Also, so ungefähr. Denn dort haben die beiden Affenköpfe und Bananen in der Hand. Apes in Suits.
Der Probenraum ist voll mit Schlagzeug, Keyboard, Bass und Gitarre. Dazu noch die sechs Musiker, Mikrophone und Verstärker. „Wo ist denn das Bier?“, fragt Harry. „Da vorne, bei Bene.“ Die Apes in Suits treffen sich zur Bandprobe. Noch während jeder in seinem Bereich rumrödelt und das eigene Instrument aufbaut, ertönen die ersten Akkorde auf dem Klavier. Nach und nach setzen alle mit ein. Das Ganze ist routiniert. Nicht nur, weil es von jetzt auf gleich losgeht, sondern auch, weil es nur eines kurzen Reinrufens der Akkordfolge bedarf, bis die Band ein Instrumental in den kleinen Raum zaubert. Mit verschiedenen Rhythmen und improvisierten Melodien grooven sie sich in einer Art Jam-Session ein.
Seit etwas mehr als zwei Jahren spielen sie schon zusammen. „Wir sind eigentlich eine Fusion aus verschiedenen Bands. Vor vier Jahren waren wir noch in einer ganz anderen Konstellation“, erzählt Benedict Strohhäcker, einer der beiden Schlagzeuger. Heute besteht die Band außer ihm aus David Speck, der ebenfalls die Drums und Percussions übernimmt, dem Bassisten Clemens Bretscher, Denny Seidel, der rappt und Klavier spielt, und den zwei Gitarristen Patric Seib und Harry Seidel. Harry singt zusätzlich als Frontmann die Lyrics. Alle kommen ursprünglich aus verschiedenen Musikrichtungen: Jazz, Klassik, Rock, Punk. Diese Mischung der verschiedenen Stile kommt ihnen entgegen: „Wir wollen einfach das spielen, worauf wir Bock haben, unabhängig von der Stilrichtung“, so Benedikt. „Viele Bands reden immer über ihre Vorbilder und als Gitarrist will man spielen wie Jimi Hendrix. Das ist bei uns irgendwie gar nicht so“, fügt Harry hinzu.
Das hört man auch in ihren Liedern. In „inner me“ werden zum Beispiel verschiedene Teile aneinandergereiht. Funk-Part folgt auf Schlagzeugsolo, Metal-Ausklang auf Pop-Refrain. „Unser Stil besteht darin, dass wir Riffs einer Funkgitarre und ein jazzy Klavier über einen Hip-Hop-Beat legen. Dazu kommen die Chord Progressions dann noch aus dem Pop“, erklärt Denny.
Das Proben eines neuen Songs mit genau dieser Mischung beginnt nun nach dem Jam zum Aufwärmen. Zunächst hält Denny eine Handyaufnahme ans Mikro, um den Arbeitsfortschritt vom letzten Mal in Erinnerung zu rufen. Danach spielen sie den bereits festgelegten Ablauf bis zum ersten Refrain. „Die Grundideen zu den Songs kommen von Harry und mir. Die Ausarbeitung machen dann aber alle zusammen“, erzählt Denny. „Wenn es um die Musik geht, läuft alles demokratisch. Dann wird in der Probe viel diskutiert, bis dann was steht“, so Harry. Während der Probe lachen alle viel über kleine Witze und eigene Fehler. „Wir sind alle eben nur Affen in Anzügen. Man sollte sich selbst nicht so ernst nehmen“, sagt Denny. Bisher spielte die Band oft im Breidenbach und am liebsten Open Air, zum Beispiel beim FestiVilla Nachttanz oder dem roadto-festival Anfang Mai. Aber egal, wo sie spielen: „Generell wollen wir, dass sich die Leute gut fühlen, wenn sie unsere Musik hören.“ Das setzen sie momentan mit ihrem zweiten Album um. Das Extended Play heißt „Erstmal eine rauchen“ und lässt auf die entspannte layed-back Einstellung der Band schließen.
Wie genau es mit der Band weitergeht, wissen sie noch nicht. „Wir haben eigentlich geplant, noch ein Album aufzunehmen“, erzählt Clemens. „Aber ein paar Leute von uns ziehen weg. Da müssen wir schauen, wie wir das noch hinkriegen.“ Es werde dann kein Album mit zehn Tracks, aber etwas Kleines, wo wirklich alles passe.
„Ich fänd’s natürlich schon cool, wenn die Band groß aufgezogen werden würde. Aber da steckt voll viel drin. Und ab einem bestimmten Punkt muss man dann auch Abstriche machen,“ sagt Harry. „Eigentlich wollen wir schon berühmt werden. Mit MTV und so“, scherzt Benedikt noch und bleibt ihrem Motto treu: Spaß an der Musik haben und sich selbst nicht zu ernst nehmen.
von Selina Demtröder