In diesem März erschien das Debütalbum „When we fall asleep, where do we go?“ der eigensinnigen und mittlerweile 17 Jahre jungen US-amerikanischen Sängerin Billie Eilish. Das Album entspricht mit eingängigen Titeln wie „bury a friend“ oder „bad guy“ einer Bekenntnis zu einer verlorenen, und gleichzeitig stetig heranwachsenden Generation, die in ihrer Orientierungslosigkeit wohl notwendigerweise zwischen Melancholie und Zynismus schwanken muss. Äußerungen über den Wunsch, entweder endlich aus einem schrecklich real erscheinenden Albtraum aufzuwachen, oder alles in einem Mal zu beenden, mischen sich mit dunklen Bässen, der traurigen und reizvollen Stimme von Eilish und unregelmäßigen, die Songs unterbrechenden Atempausen der Sängerin. Billie Eilish erzählt von einem Leben in Einsamkeit und ständiger Vernetztheit, von einer Existenz in Stille und völliger Reizüberflutung. Sie skizziert ihre persönliche Gratwanderung zwischen Realität und Wahnsinn. Ein Wahnsinn, der überraschend anziehend erscheint und gleichzeitig auch eine gewisse surreale Ästhetik mit sich bringt. Ihr Schwanken spiegelt sich in der Instrumentalisierung der Songs: entweder werden treibende elektronische Bässe verwendet, oder allein Gitarren und Klaviere minimalistisch eingesetzt, wie z.B. in „when the party’s over“. Und immer, wenn man ein wenig über den wirklichen Gehalt ihrer einschlägigen Worte nachdenkt, setzt ein überraschend ernsthafter Ton ein, der flüchtig an den großen Fragen der Menschheit festhält, um dann, letztendlich doch vor der Unmöglichkeit diese zu beantworten, zurückzuschrecken.
Von Alina Jacobs