Sex-Ed: Wilde Abenteuer nur im Bett? Wie langweilig! Liebeskugeln sorgen auch außerhalb des Schlafzimmers für ein gesteigertes Lustgefühl. Zudem stärkt die japanische Erfindung die Beckenbodenmuskulatur
Liebeskugeln – bei so einem Begriff erwachen alle erdenklichen Fantasien und Sehnsüchte zum Leben. Man erwartet ein aufregendes Sextoy, eine stimulierende Erfahrung mit dem Partner oder vielleicht sogar eine bunte Pille, die sexuelle Gelüste in ungeahnte Höhen treibt. Einige dieser Wünsche werden sich bewahrheiten, – andere jedoch nicht. Denn die Murmeln, die ungefähr die Größe einer Aprikose haben, sind mehr ein Fitnessgerät als wildes Spielzeug für noch wildere Nächte. Liebeskugeln werden hauptsächlich verwendet, um die Beckenbodenmuskulatur im Alltag zu trainieren, die sexuelle Erlebnisfähigkeit zu steigern und das körperliche Wohlergehen der Frau zu verbessern. Durch die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur erleben Frauen nicht nur deutlich intensivere Orgasmen und kommen schneller zum Höhepunkt, sondern sie beugen ebenfalls Blasenschwäche vor und verbessern ihre Körperhaltung. Besserer Sex und ein entspannter Rücken – so macht das Ausprobieren der Lustkugeln gleich doppelt so viel Spaß!
Ursprünglich kommen die Liebeskugeln aus Japan und werden dort Ben-wa oder Rin-no-tama genannt, was übersetzt „klingende Kugeln“ heißt. Der Name stammt von den Schwingungen, die die Kugeln auslösen, wenn sie beim Laufen aneinander stoßen. Zusammen mit Sushi und dem ersten Tamagotchi kamen die Lustkugeln im 18. Jahrhundert als Nebenerscheinung der Globalisierung nach Europa. Dort sorgten sie bei vielen Erwachsenen für Verwirrung – sie wurden für Teile eines komplizieren Murmelspiels gehalten. Oder so ähnlich.
Die gängigen Liebeskugeln bestehen aus zwei an einer Schnur befestigten Kunststoffkugeln, die jeweils eine weitere Metallkugel enthalten. Um die Kugeln in die Vagina einzuführen, kann man sie nach Belieben mit Gleitgel oder Gleitcreme bestreichen. Ähnlich wie ein Tampon besitzen sie einen Rückholfaden, der auch nach dem Einführen greifbar bleibt. Wenn die Lustkugeln richtig sitzen, sind sie erst einmal nicht zu spüren. Nur wenn man anfängt sich zu bewegen, schwingen die Metallkugeln leicht mit. Die Kugeln kann man sogar den ganzen Tag lang tragen – denn anders als von manchen erwartet, lösen sie nicht ohne weiteres einen Orgasmus aus. Empfohlen wird, die Lustkugeln alle zwei Tage ungefähr zwei bis vier Stunden lang zu tragen – so trainiert man seinen Beckenboden optimal. Erst ist es etwas ungewohnt, aber dann fühlt es sich einfach gut an und macht Lust auf mehr – man sehnt sich nach dem Partner, der am Abend mit einem Candle-Light-Dinner, romantischer Musik und der Aussicht auf das Dessert im frisch bezogenen Bett wartet. Alternativ schaltet man einfach nur Netflix ein und verzichtet dankend auf Gespräche.
Wem die klassischen Liebeskugeln zu langweilig werden, der kann auf aufgepeppte Versionen umsteigen. Für die sportliche Frau gibt es einzelne oder mehrere massive Kugeln, die schwerer sind und damit die Beckenmuskulatur noch stärker fördern. Alternativ gibt es Kügelchen, die mit unterschiedlichen Noppen oder Vibrationsstufen ausgestattet sind. Letztere eignen sich außerdem besonders für das intensive Training im Bett. Wer auch einmal die Lustkugeln ausprobieren möchte, kann sich auf erschwingliche Preise freuen: Die einfachen Lustkugeln liegen preislich zwischen zehn und 13 Euro. Also genauso viel wie ein Abendessen im Fast-Food-Restaurant. Für die gepimpten Lustkugeln muss man stattdessen eher auf einen Tag im Spa verzichten. Falls ihr euch also das Fitnesscenter nicht leisten könnt und trotzdem sportlich aktiv bleiben wollt, steigt doch einfach auf Liebeskugeln um.
Von Alina Jacobs