Damit ausländische Studierende längerfristig in Heidelberg bleiben dürfen, müssen sie Papierkrieg führen und finanziellem Druck standhalten
Im Ausland studieren. Für den ein oder anderen eine echte Herausforderung. Dieser stellen sich aktuell 5402 unserer Kommilitonen. Programme wie Erasmus ermöglichen einen kürzeren Aufenthalt im Ausland. Doch viele Studierende, die nicht aus Europa kommen, möchten die Zeit des gesamten Studiums in Deutschland verbringen. Sie benötigen daher je nach Herkunftsland ein Studentenvisum. Der Prozess, um dieses zu bekommen, ist für viele zeit- und kostenintensiv.
Je nachdem, aus welchem Land die studieninteressierte Person kommt, muss sie neben den notwendigen Unterlagen auch eine Menge Zeit im Gepäck haben. Möchte man als Iraner seine Dokumente in der Botschaft abgeben, muss man aktuell über ein Jahr auf einen Termin warten, erzählt Reza. In Montenegro wartete Aldina einen Monat auf einen Termin, und nur Ahrim aus Südkorea konnte ihre Dokumente direkt abgeben.
Reza erzählt, dass zwischen Abgabe der Unterlagen und der Bestätigung oder Ablehnung des Visums zwei bis drei Monate liegen können. So kann es kommen, dass der Termin für die Feststellungsprüfung am Studienkolleg bereits bis zur Rückmeldung durch die Botschaft verstrichen ist. Wenn die Prüfung nicht absolviert wurde, verliert man die Grundlage für das Visum. Auch Wenting aus China betont den zeitlichen Aufwand, den es sie gekostet hat das Visum zu beantragen. Sie erklärt, dass sie ihre Leistungen erst durch die Akademische Prüfstelle (APS) ratifizieren lassen musste, bevor sie das Visum überhaupt beantragen konnte. So dauere es zwischen einem halben und einem ganzen Jahr, um dort einen Termin für ein Interview zu bekommen. Dafür musste Wenting sich stark vorbereiten, da inhaltliche Fragen zu ihrem Bachelor gestellt wurden. Auf der eigenen Website erklärt die APS, die Interviews würden geführt, um zu testen, „ob der Bewerber das angegebene Studienfach bzw. die im Studienbuch angegebenen Kurse tatsächlich studiert hat“. Durch dieses Verfahren hatte Wenting das Gefühl, mit einem großen Misstrauen konfrontiert worden zu sein. Sie irritierte besonders, dass auch ihre Grundschulzeugnisse vom APS zertifiziert werden mussten.
Bei der Priorisierung der eingereichten Unterlagen kommt es ebenfalls zu Unterschieden. So ist das APS-Zertifikat ausschließlich für Chinesen, Mongolen und Vietnamesen Pflicht. Während Ahrim aus Korea berichtet, dass sie nicht mal ein Motivationsschreiben einreichen musste, erzählt Reza, dass dieses neben einem sehr detailreichen Lebenslauf das wichtigste Dokument war. Sein erster Antrag wurde abgelehnt, weil seine Motivation, in Deutschland zu studieren, den zuständigen Behörden nicht einleuchtend war. Dass er alle anderen Voraussetzungen bereits erfüllt hatte, schien in diesem Augenblick nicht von Relevanz zu sein. Auch für montenegrinische Bewerber und Bewerberinnen war das Motivationsschreiben nicht wichtig, erinnert sich Aldina. Ihrem Eindruck nach war der Nachweis über genügend Geld, um sich den eigenen Lebensunterhalt sichern zu können, bedeutender.
Die Frage, ob viele ihrer Freunde ins Ausland gehen, um zu studieren, verneint Golshan aus dem Iran. Zu groß sei der finanzielle Aufwand. Da ausländische Studierende von BAföG ausgeschlossen sind und teilweise Studiengebühren bezahlen müssen, benötigt die eigene Familie ein gutes finanzielles Polster. Stärker ins Gewicht fallen die Kosten für Studierende, in deren Heimatland der Euro besonders teuer ist. Eine Verlängerung des Visums ist davon abhängig, ob genügend Geld auf dem Konto ist. Als Studierender kann man da nur nachvollziehen, dass es besonders am Ende des Semesters anstrengend sein kann, sich um Papierkram und den Aufenthaltsstatus zu kümmern.
Von Mona Rouhandeh