Bei der studentischen Unternehmensberatung Galilei Consult lernen Studierende die
Wirtschaftswelt kennen. Was treibt sie an?
An einem heißen Abend im Juni treffen sich die Mitglieder der studentischen Unternehmensberatung Galilei Consult (GC). Sie sehen ganz anders aus, als sie sich auf ihren Social-Media-Kanälen präsentieren, tragen keine Businesskleidung und wirken wie normale Studenten. Es sind immer noch gut über 30 Grad, und die Luftfeuchtigkeit im Seminarraum des Geografischen Instituts ist enorm hoch. Zur Auflockerung gibt es Radler.
Die Stimmung ist ein wenig wie in der TV-Serie „Bad Banks“. Man ist euphorisch und fokussiert. Andauernd werden Abkürzungen verwendet, die für Außenstehende unverständlich erscheinen. Heute geht es unter anderem um die Gestaltung eigener Poloshirts, die sie auf Messen und bei der Anwerbung von Neumitgliedern tragen werden, zur Auswahl stehen mehrere Varianten. Jonathan, Student der Umwelttechnik, meldet sich in einer der vorderen Reihen und fragt „Sind die unter fairen Bedingungen hergestellt?“
Es ist noch nicht lange her, da feierte GC sein 15-jähriges Jubiläum in der dekadenten Roofbar Schilling, die sich im Stadtteil Bergheim befindet. Seit der Gründung ist viel passiert. 2004 gründete sich die studentische Unternehmensberatung mit dem Ziel, Studierenden aller Fachrichtungen eine Abwechslung zum Theorietunnel ihres Unialltags zu bieten und dabei praxisnahe Berufserfahrungen zu sammeln, die für ihre spätere Karriere nützlich sein könnten. Im GC-Kosmos gibt es aktuell fast 50 aktive Mitglieder, die zu einem Viertel aus dem Studienfach Economics (VWL) kommen, gefolgt von Psychologie und Physik mit jeweils 13 Prozent.
Als gemeinnütziger Verein finanziert sich die studentische Unternehmensberatung aus Fördergeldern von Kooperationspartnern. Dazu kommen die Mitgliedsbeiträge der aktiven Mitglieder und Alumni sowie die Vermittlungsprovisionen, welche die Mitglieder an den Verein abgeben, sobald sie für ein externes Projekt arbeiten.
Die meisten Projekte werden über Messen eingeholt oder ergeben sich über persönliche Kontakte. „Wir betreiben aber auch telefonische Kaltakquise“, wie Marius Vogelgesang, Vorsitzender für Unternehmenskontakte, anmerkt. Das bedeutet, dass die erste Kontaktaufnahme zu einem potentiellen Kunden telefonisch hergestellt wird, wenn es zuvor keine persönliche Kommunikation gab. Welche Aufträge letztlich realisiert werden, entscheidet der Vorstand. Dafür gibt es keine festgelegten Kriterien, viel wichtiger ist es, die Vorgaben mit den zur Verfügung stehenden Kapazitäten abzuwägen.
Dabei würden auch ethische Fragen eine Rolle spielen. Die Studierenden investieren in ihre spätere Karriere sehr viel Zeit. Darunter leidet auch mal das Privatleben.
Aber kann man bei GC auch schnelles Geld verdienen? Für externe Projekte trifft das zu. Die Entlohnung für einen studentischen Unternehmensberater hängt vom jeweiligen Kunden ab, orientiert sich aber am Tagessatz des Bundesverbands Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen, der für acht Stunden bei 300 Euro liegt.
Von diesem Betrag geben die Mitglieder generell 15 Prozent an den Verein ab. Die Projekte dauern in der Regel einige Monate, die Auszahlung erfolgt erst nach Abschluss. Wer ein regelmäßiges Einkommen sucht, ist hier falsch.
„Die Mehrheit der Studierenden möchte sich durch ihre Arbeit bei GC ein Netzwerk schaffen und sich Soft Skills für den späteren Beruf aneignen“, erläutert Lea Wald, Vorsitzende für Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke. Jurastudent Andreas Raskita, aktuell erster Vorsitzende von GC, ist ähnlicher Auffassung: „Bei Projekten geht man nicht leer aus, aber Geld verdienen ist bei uns nicht das oberste Motivationsmerkmal. Wir sind keine geldgierigen Egoisten.” Andreas hat die Richtlinienkompetenz, bestimmt die Struktur und setzt die Schwerpunkte des Vereins. Außerdem begleitet er Restrukturierungsmaßnahmen innerhalb des Vereins.
Eine dieser Maßnahmen ist der sogenannte „Change“. Die Ressorts werden aufgelöst und die Teams neu zusammengelegt. Dadurch gibt es keinen Ressortleiter mehr, sondern die Mitglieder werden mehr in Entscheidungen einbezogen. Dies soll zu einem Abflachen der Hierachien führen. Für die Zukunft hat sich GC also einiges vorgenommen.
Von Jean-Claude Jenowein