Studierende am Steuer der Bergbahn
Viele Studierende arbeiten nebenbei, um Geld dazuzuverdienen und sich das Studium finanzieren zu können. Zu den typischen Beschäftigungen gehören das Babysitten, ein HiWi-Job an einem Institut der Universität oder die Arbeit in der Gastronomie.
In Heidelberg aber bietet sich zusätzlich eine Beschäftigungsmöglichkeit der besonderen Art. Ob mit der unteren Bergbahn über das Heidelberger Schloss zur Molkenkur oder mit der Oberen ganz hinauf bis zum Königsstuhl – es gibt einige Studierende, die in und an der Heidelberger Bergbahn tätig sind. Sie arbeiten an verschiedenen Einsatzorten: an den Kassen, den Stationen oder als Fahrer und Fahrerinnen.
Fabian Giese, 28, Religions- und Bildungswissenschaftstudent, ist Bergbahnfahrer. Bei der sechsstündigen Schicht als Wagenbegleiter ist es seine Aufgabe, den Startbefehl zur Fahrt zu geben und den korrekten Fahrtablauf sicherzustellen. „Die Bahn zu fahren ist nicht schwer“, sagt Giese. Das Wichtigste sei es, die Fahrt zu überwachen und vor allem die Strecke im Blick zu behalten. Oft kreuzten nämlich Tiere die Trasse, was eine aufmerksame Überwachung unumgänglich mache.
Neben der außergewöhnlichen Arbeit ist es insbesondere das Ambiente, das diesen Job attraktiv macht. „Grundsätzlich arbeite ich an einem Ort, an dem andere Urlaub machen. Die Aussicht am Königstuhl ist immer beeindruckend“, findet Giese. Trotzdem birgt auch die Fahrt am Königsstuhl diverse Herausforderungen mit sich. Schwierigkeiten gebe es oft eher mit Fahrgästen als mit der Technik. Jährlich nutzen mehr als eine Millionen Menschen die Bergbahn. Viele von ihnen sind Touristen aus aller Welt, die in Heidelberg Urlaub machen. Dadurch können schnell Kommunikationsprobleme zwischen den Fahrgästen und den Bergbahnfahrern entstehen. Technische Probleme sind hingegen eher selten, jedoch sind die elektronischen Sicherheitsinstrumente sehr sensibel. Deshalb kann es auch zu einem Nothalt kommen, ohne dass es einen tatsächlichen Grund dafür gibt.
Die Bergbahn gehört zu den Stadtwerken, weshalb die Studierenden bei der Stadt Heidelberg angestellt sind. Für Fabian Giese stellt dies einen großen Vorteil des Jobs dar: „Es herrscht ein ganz anderes Arbeitsklima, als man es aus vielen anderen Studentenjobs kennt“. Die Studierenden arbeiten hier nach Tarifvertrag und träfen mit ihren Anliegen, wie zum Beispiel die Forderung nach mehr Selbstorganisation, bei den Stadtwerken auf offene Ohren. „Gerade weil wir im Schichtbetrieb und 365 Tage im Jahr arbeiten, sind Studierende für die Bergbahn wichtig“, so Giese weiter.
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, als Bergbahnfahrer zu arbeiten, gibt es gute Neuigkeiten: Ein Personenbeförderungsschein ist für eine Einstellung nicht nötig. Man wird stattdessen bei der Bergbahn intern eingelernt. Die einzigen Voraussetzungen, die künftige Bergbahnfahrer erfüllen müssen, ist die Volljährigkeit und das Bestehen einer Aufnahmeprüfung.
Von Luisa Vadasi