Bald veröffentlicht die Heidelberger Band „Dux Louie“ ihr neues Album „Tonight in Neon Moon City“. Die Musik erinnert an heiße Sommernächte in der Stadt
Angefangen hat alles in der Graga“, erinnern sich die Jungs von „Dux Louie“. Tobias, Daniel und Joko finden sich damals in Jokos großer WG in der Grabengasse zusammen. Nach und nach sitzen immer mehr Freunde und später auch Fremde im Zimmer, die den Dreien bei der Probe zuhören wollen. Irgendwann muss die Band umziehen – die Nachbarn beschweren sich über den Lärm. Ein paar Jahre später lernen die drei Max und Stephan auf einem Konzert kennen. Mit „Bal“ sind die beiden zu dieser Zeit selbst Mitglieder einer Band. Als sie sich in der Pause über die Heidelberger Musikszene austauschen, erwähnen die Jungs von Dux Louie, sie hätten erst vor Kurzem eine gute Band spielen gehört. Als sich herausstellt, dass sie damit „Bal“ meinen, treten beide Gruppen auch mal gemeinsam auf. Irgendwann schließen sich Max und Stephan ihnen an.
Heute proben die Fünf jeden Mittwoch in einem Raum, der Teil einer Autowerkstatt in Pfaffengrund ist. An der Wand des Probenraums hängt noch eine Isolierplane vom letzten Musikvideo. Eine alte Couch, ein Sessel und ein Tisch stehen im Raum. Auf dem Boden liegt ein eingerollter Teppich. Nach und nach treffen die Jungs ein. Erst ertönen zwei E-Gitarren, dann ein Bass, Bongos und als letztes das Schlagzeug. „Sorry, dass ich zu spät bin, Leute“, sagt Daniel als er hereinkommt. „Aber ich hab kaltes Bier dabei.“
Die Jungs spielen Lieder aus ihrem neuen Album „Tonight In Neon Moon City“ und schreiben an neuen Songs. Erst seit zwei Monaten existiert die Band in dieser Konstellation, aber sie hat schon ein ganzes Album zusammengebastelt. Manchmal kommen bei einer Probe zwei, drei neue Lieder zusammen, manchmal keine. „Songs entstehen einfach“, meint Tobias, Sänger und Gitarrist der Band. Die Jungs experimentieren damit herum, was gut klingt. Während der Probe singt Tobias einen Text, der ihm gerade in den Sinn kommt. Später setzt er sich in die „Max Bar“, um diesem Text den letzten Schliff zu geben.
Seine Bandkollegen beschreiben ihn als „den Frontmann, der keiner sein will“. Dem stimmt Tobias zu: „Das Publikum fokussiert sich meistens auf die Sängerrolle, wobei dies nicht unbedingt gerechtfertigt ist. Spielt gerade ein Bass, sollte man auf den Bassisten schauen. Deshalb stelle ich mich bei Auftritten meist auch zur Seite.“
Ihre Liedtexte behandeln unterschiedliche Themen. Ihre neue Single „Red Bandeau“ beschreibt Tobias als „impressionistischen Text über eine Liebesgeschichte in der Stadt“. Es seien eher Gesprächsfetzen als eine zusammenhängende Geschichte. Gemeinsam haben die Lieder aus dem Album, dass es um heiße Sommernächte in der Stadt geht. Die Musik, die sie machen, ist mehr Urlaub und Sonne, als kühle Stadtluft. „Je nachdem mit wem man die Nacht verbringt, kann einem die Stadt größer vorkommen, als sie eigentlich ist“, erklärt Joko. Für die Findung ihres eigenen Sounds hat maßgeblich er gesorgt. Die flimmernden Akkorde der „Twang“- Gitarre, die er gerne spielte, sind auch heute noch ein Element ihrer Musik. Als Minimalist will er die Anzahl der gespielten Akkorde so klein wie möglich halten. Die Musik einem bestimmten Genre zuzuordnen ist schwer. Am Ehesten gleicht sie dem „Jangle“-Pop – einem Genre, das an dröhnende Akkorde gespielt von Gitarrenbands der 1960er Jahre erinnert.
Die Band hat in den letzten Jahren oft ihre Musikrichtung und Mitglieder gewechselt. Sie hat nun ein Label und geht bald auf Tournee. Gleich geblieben ist nur, dass sie gern auf WG-Parties spielt. „Unser Credo ist es, die Leute zum Rummachen zu bewegen“, erklärt Joko. „Ob das in einer riesigen Konzerthalle geschieht oder auf einer kleinen WG-Party, ist uns egal.“
Wenn die Band sich am Mittwochabend trennt, ist es schon dunkel. Das „Henkel“-Schild auf dem Dach des Nebengebäudes, leuchtet dann hell auf. Nur noch einige Male wird dieser „Henkel“-Mond aufleuchten, bis wir Dux Louies neues Album hören dürfen. „Tonight in Neon Moon City“, dessen Titel auf diesen „Henkel-Mond“ anspielt, erscheint bereits Ende Juli.
von Elif Dabazoğlu