Paula, Marie, Sofia und Nadine bilden das ZENA-Kollektiv: ein Zusammenschluss aus vier DJs, die mit elektronischen Beats Heidelbergs Musik- und Clubszene bereichern und verändern wollen. Ziel dabei ist es, mehr Diversität und Toleranz hinters DJ-Pult zu bringen
ZENA: was steckt dahinter? Der Name des Kollektivs ist angelehnt an das Wort „Žena“, das in verschiedenen Abwandlungen in mehreren osteuropäischen Sprachen „Frau“ bedeutet. Aber das Kollektiv steht für noch mehr: Die vier Musikliebhaberinnen setzen sich dafür ein, dass in der männerdominierten DJ-Welt mehr Platz geschaffen wird für andere Geschlechter, damit sind natürlich nicht nur männlich und weiblich, sondern auch trans* und non-binary gemeint. Dass die populärsten DJs, besonders im Bereich der elektronischen Musik, fast ausschließlich Männer sind, ist ein Fakt. Frauen stehen in der Hinsicht meist eher im Hintergrund, zum Beispiel an der Bar oder im Service. Doch diesen Zustand möchten ZENA verändern. Ihr ultimatives Ziel ist es nicht nur, dass Männer, Frauen, Trans* und Non-binary gleichberechtigt in der Szene vertreten sind, sondern dass das Geschlecht der Person, die vorne steht, irgendwann schlichtweg keine Rolle mehr spielt. Was zählen sollte, ist die Musik.
Dazu gehöre auch, als Veranstalter*innen DJs nicht nur deshalb anzuheuern, um sich mit der Tatsache schmücken zu können, man habe ja auch Frauen (!) auf dem Line-Up. Doch mit dem „Frauen als Marketing“- Trick soll laut ZENA endlich Schluss sein. Ein Kollektiv, das nicht ausschließlich aus Männern besteht, solle keine Besonderheit bleiben. Dass die Bezeichnung „DJane“ nicht wirklich Sinn ergibt, ist für die vier damit auch klar: das Wort „disk jockey“ im Englischen schließt natürlich alle möglichen Geschlechter mit ein.
ZENA sind ein noch relativ junges Kollektiv. Marie, Paula, Nadine und Sofia kennen sich seit ungefähr einem Jahr durchs Auflegen und haben sich nach und nach zusammengefunden. Während Marie aus Heidelberg kommt, sind Paula, Nadine und Sofia zum Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Psychologie und Sprachwissenschaft hergezogen. Die Idee, ein Kollektiv zu bilden, stammt von Sofia, die ursprünglich gar nicht primär am Auflegen, sondern mehr am Produzieren interessiert war. Wie durch einen Dominoeffekt habe das ZENA-Kollektiv irgendwann immer mehr Aufmerksamkeit gewonnen.
Obwohl alle vier einen unterschiedlichen Stil haben, unterschiedliche Medien zum Auflegen verwenden (Paula legt beispielweise nur mit Platten auf) und meistens alleine performen, werden sie gelegentlich auch als ganzes Kollektiv angefragt. Momentan sind ZENA ein auftreibender Zweig: immer häufiger liest man ihre Namen in Line-Ups oder entdeckt einen ihrer brandneu gedruckten Sticker an einer Straßenlaterne. Direkt „professionalisieren“ wollen Marie, Paula, Nadine und Sofia ihr Kollektiv aber noch nicht. „Es ist eher aus einem akuten Zustand gewachsen“, sagt Nadine. „Je nachdem, wie es sich entwickelt, machen wir mit“.
Unter anderem sieht und hört man die Mädels von ZENA im Karlstorbahnhof, der Villa Nachttanz und den Breidenbach Studios. Für den kommenden Sommer stehen auch eigene Veranstaltungen, wie beispielsweise kleine Tagesfestivals, in Planung. In der Heidelberger Clubszene fühlen sich die vier sehr wohl. Es gäbe ein gutes Netzwerk, in dem es wenig Konkurrenzdenken herrsche, anders als in manchen anderen Städten. Genügend Nachfrage und die richtigen Leute seien auf jeden Fall da.
Die Resonanz zum Kollektiv, insbesondere von weiblicher Seite, sei bis jetzt enorm positiv. Das bestätigt den Frauen, dass ihr Konzept etwas ist, was auf ein wirkliches Problem hinweist und Platz für neue Stimmen schafft. „Es ist, als hätte es gerade 4 Personen gebraucht, die mal ein bisschen lauter sind“, sagen ZENA. Sie möchten mit ihrem Kollektiv eine Plattform bilden, für alle, die sich nicht gehört fühlen, ein Gegenbeispiel setzen gegen Sexismus und Diskriminierung. Sie nennen es „einen Versuch“: einen Versuch, sich mit ähnlichen Kollektiven auszutauschen, gemeinsam zu diskutieren und die Themen Feminismus und Gender-Diversität sichtbarer werden zu lasen.
Von Pauline Roßbach
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