Das nächste große Bauprojekt der Stadt hat seinen Anfang genommen. Direkt südlich vom Hauptbahnhof entsteht seit Dezember der Europaplatz. Mit der Anknüpfung an die Bahnstadt möchte die Stadt ein „städtebauliches Meisterstück mit fünf Gebäuden“ schaffen. Das vollständige Ensemble soll 2022 fertiggestellt werden, die ersten Gebäude schon ein Jahr zuvor.
Der Europaplatz ist einer der letzten Projekte der Bahnstadt. Vor etwa zehn Jahren fand der erste Baggerbiss auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs statt. Mittlerweile leben 4300 Menschen in der Bahnstadt. Wenn es fertig ist, sollen 6800 Menschen dort leben können.
Mit einem Budget von 300 Millionen Euro und einer Baufläche von 24 000 Quadratmetern zwischen Hauptbahnhof und Czernyring stellt der Europaplatz das bei Weitem größte Bauvorhaben der Bahnstadt dar. Die Stadt baut den Platz gemeinsam mit der Gustav Zech Stiftung.
Der Entwurf für den Platz wurde 2018 in einem Wettbewerb ermittelt. „Durch eine intelligente Anordnung der Bäume wird ein wunderbares Licht-Schatten-Spiel auf dem Platz geschaffen, was zu einer hohen Aufenthaltsqualität beitragen wird“, lobte bereits 2018 Erster Bürgermeister und Baudezernent Jürgen Odszuck.
Die neue Anlage ersetzt den ehemaligen Bahnhofsplatz Süd. Insgesamt fünf Gebäude sind geplant.
So will die Atlantic-Kette etwa ein Hotel mit elf Stockwerken und 300 Zimmern gegenüber einem ebenfalls geplanten Konferenzzentrum bauen. Die Arbeiten am Konferenzzentrum beginnen erst dieses Jahr. Außerdem entstehen 105 Mietwohnungen mit insgesamt 8000 Quadratmetern. Ein Wohnhaus mit Lokalen im Erdgeschoss ist ebenso geplant wie drei Häuser mit Büros und Geschäften.
Wie die gesamte Bahnstadt folgt der Europaplatz der Passivhausbauweise – alle Gebäude sind so angelegt, dass ihr Energiehaushalt klimaneutral bleibt. Damit folgt die Stadt ihren übrigen Bemühungen um Klimaschutz. Seit langem gilt Heidelberg als Stadt mit besonders niedrigem Treibhausgasausstoß. Bis 2050 sollen die Emissionen um 95 Prozent sinken. Wegen der vielen Pendler gestaltet sich das jedoch schwierig. Auch unter der Erde wird gebaut. Unter den Grundstücken entsteht eine zweigeschossige Tiefgarage, in der Stellplätze für nahezu 1900 Fahrräder geplant sind. 1000 dieser Plätze sind normale öffentliche Fahrradständer. Die restlichen sind sogenannte „Fahrradgaragen“, die man anmieten und sein Fahrrad einschließen kann. Mit den Stellplätzen soll es einfacher werden, von anderen Verkehrsmitteln auf das Fahrrad umzusteigen.
Die zweigeschossige Tiefgarage soll darüber hinaus Platz für 750 Autos haben, 160 weitere Stellplätze für Autos werden dabei öffentlich sein. Der Rest ist Anwohnern und Beschäftigten der Büros und Geschäfte vorbehalten.
Nach der Fertigstellung der ersten Gebäude im Frühjahr 2022 soll auch ein Übergang mit einem Verbindungssteg vom Querbahnsteig über den Max-Planck-Ring zum Europaplatz möglich sein, der einen barrierefreien Weg von der Bahnstadt zum Hauptbahnhof bietet.
Obwohl die Stadt schon länger eine Neugestaltung des Areals geplant hatte, gab es lange Unklarheit darüber, wie der Platz schließlich heißen würde. Lange hatte man vor, eine historische Person als Namenspatron oder Namenspatronin zu wählen. Ursprünglich hatte die CDU-Fraktion im Gemeinderat vorgeschlagen, ihn nach dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zu benennen. Andere Seiten hatten sich etwa auf die sozialistische Aktivistin Rosa Luxemburg oder den Schriftsteller Erich Maria Remarque berufen.
Der Vorschlag der Stadtverwaltung, den Platz nach Jean Monnet zu benennen, dem Urvater der europäischen Einigung, scheiterte an praktischen Erwägungen: Viele Menschen könnten den Namen einfach nicht richtig aussprechen.
Von Lukas Jung
Lukas Jung studiert Philosophie und Politikwissenschaft. Er schreibt seit SoSe 2018 für den ruprecht – vor allem über Wissenschaft, Investigatives und Stadtentwicklung. Seit SoSe 2019 leitet er das Ressort Wissenschaft. ruprecht-Urgestein.