Meine liebste Zeit im Jahr ist der Winter. Schöne Winterlandschaften, noch schönere Winteroutfits und endlich kein ständiges Schwitzen mehr. Zugegebenermaßen ist der Winter in diesen Gefilden nicht mehr sehr ausgeprägt, dem Klimawandel sei Dank. Bei angenehmen zehn Grad Celcius sprießen im Januar schon die ersten Knospen.
Worauf sich also freuen, in diesem Winter, der ja eigentlich gar keiner mehr ist? Die Antwort: geeister Kaffee. Wenn man die Minusgrade schon nicht als Außentemperatur haben kann, dann soll sie doch wenigstens der Kaffee haben. Es gibt doch nichts Schöneres, als im Zeughaus an der Theke einen geeisten Latte Macchiatto mit Sojamilch und Sirup zu bestellen: die Eiswürfel im Glas knacken zu hören, wenn der Espresso eingegossen wird, zu beobachten, wie sich alles mit der Milch vermischt.
Doch wer nun so richtig Lust auf diese eiskalte Köstlichkeit bekommen hat, muss leider enttäuscht werden: Den geeisten Latte Macchiatto gibt es in den Heidelberger Mensen nur im Sommersemester. Pünktlich wie die Maurer werden Mitte Oktober die Eiswürfel aus dem Zeughaus verbannt. Manchmal hat man Glück, und es gibt den Geeisten noch ein, zwei Tage länger. Wie man ihn dann allerdings genießen soll, in der ständigen Angst, ihn am nächsten Tag vielleicht schon nicht mehr vorzufinden, bleibt fraglich.
Wer sich jetzt denkt: „Aber in der Triplex gibt es doch geeisten Latte Macchiatto“, dem sei gesagt: Nein! Das ist kalter Kaffee und kein geeister Latte Macchiatto. Auch über Vorschläge, doch zu Starbucks zu gehen, kann ich nur müde lächeln. Absolut niemand möchte zehn Euro für eine trinkbare Eistorte inklusive falsch geschriebenem Namen zahlen.
In diesem Sinne: Ich plädiere für mehr Eis im Winter – wenn auch nur im Kaffee.
von Stefanie Weber
Stefanie Weber studiert Übersetzungswissenschaft und schreibt seit SoSe 2018 für den ruprecht. Dabei berichtet sie am liebsten über die brisante hochschulpolitische Landschaft in Heidelberg. Seit WS 19/20 leitet sie das Ressort Hochschule.