Im vergangenen Jahr färbte sich das Wasser blau, die Stadt ging in den Überlebensmodus. Nicht fern von Heidelberg, in Heddesheim und Hirschberg, erhielt der dortige Bürgermeister Morddrohungen, nachdem das Leitungswasser verunreinigt war. Bei diesem Thema scheinen also die Emotionen hochzukochen.
Dabei gibt es in Deutschland keinen Grund zur Sorge, besonders im Vergleich zu anderen Staaten weltweit. Die Stadtwerke Heidelberg betonen: „Trinkwasser ist das am besten untersuchte Lebensmittel in Deutschland, und das Trinkwasser in Heidelberg erfüllt höchste Qualitätsanforderungen.“
Dennoch klagen Heidelbergerinnen und Heidelberger regelmäßig über den teilweise hohen Kalkgehalt im Leitungswasser. Zwar können sich die Stadteile Ziegelhausen, Handschuhsheim, Neuenheim, Altstadt und Schlierbach über besonders weiches Wasser freuen, doch alle anderen Stadteile müssen sich mit hartem Wasser zufriedengeben. Gemessen wird er in der Einheit dH, sprich „deutsche Härte“. Mit etwa drei bis acht Grad dH ist das Wasser in den ersteren Stadteilen weich, das Wasser in den anderen mit 18-21 Grad dH hart. Diese Unterschiede ergeben sich aus dem Ursprung des kühlen Nasses. „Das Wasser durchläuft auf seinem Weg durch den Untergrund Boden- und Gesteinsschichten und löst dabei zahlreiche wertvolle Mineralstoffe“, erklärt Ellen Frings von den Stadtwerken. Dass der nordöstliche Teil der Stadt von weichem Wasser profitiert, liegt also daran, dass es vorwiegend Quellen aus dem Odenwald bezieht. Die südwestlichen Stadteile werden mit Wasser aus der Rheinebene versorgt, wo der Boden an sich bereits kalkhaltiger ist.
Mit diesem Umstand muss man sich abfinden. Für viele ist es ärgerlich, dass der Härtegrad nach Stadtteil variiert. Verbesserungen sind aber nicht in Sicht, da hartes Wasser „keinen gesundheitlichen Nachteil für die Trinkwasserqualität bedeutet“, so Frings. Tatsächlich braucht der menschliche Körper sogar eine gewisse Menge an Kalk. Er besteht aus Calcium und Magnesium, zwei wertvollen Mineralien. Gleichzeitig ist die Kalkkonzentration im Leitungswasser so gering, dass man „täglich einen Eimer Wasser trinken“ müsste, so hat es das Umweltbundesamt errechnet. Durch andere Lebensmittel, wie etwa Käse, nimmt man die notwendige Menge hingegen schneller auf. Wem aber der kalkige Geschmack zusetzt, mag über einen Wasserfilter nachdenken. Ihre reinigende Wirkung ist aber umstritten. Mit einem hohen Härtegrad gehen aber auch andere Probleme einher. Haushaltsgeräte verlieren an Lebensdauer, wenn sie verkalken, doch hier können preiswerte Reinigungsmittel oder Hausmittel wie Backpulver und Zitronensaft helfen.
Nicht selten wird aber in letzter Zeit von anderen Stoffen im Grund- und Trinkwasser berichtet, die potenziell gesundheitsschädlich sind. Etwa 80 Kilometer von Heidelberg entfernt, in Baden-Baden, Rastatt und Umgebung, wurden in den letzten Monaten vermehrt sogenannte PFC nachgewiesen. Dabei handelt es sich um per- und polyfluorierte Chemikalien, die bei der Herstellung von Verpackungen oder auch Outdoorkleidung zum Einsatz kommen. Die Stoffe gelangten über die umliegenden Äcker mit dem Klärschlamm, ein Papierschlamm zum Düngen des Bodens, ins Grundwasser. PFC werden als toxisch eingestuft, sie stehen in Verbindung mit Tumoren und Unfruchtbarkeit. Mittlerweile empfiehlt die Stadt Rastatt Kindern und Schwangeren, das Leitungswasser nicht mehr zu trinken. Auch nördlich von Mannheim wurden PFC in Honig gefunden. Und in Heidelberg? Die Stadtwerke geben Entwarnung: „Die Mehrzahl der PFC liegen unter der Bestimmungsgrenze“, so Frings.
von Xenia Miller
Xenia Miller studiert Politikwissenschaften und Soziologie und schreibt seit Sommersemester 2018 für den ruprecht. Sie schreibt von verkalktem Trinkwasser über Kabarettist*innen und Autor*innen bis hin zu Drachenbootfahren über alles, was sie so interessiert. Herzensthema bleibt natürlich die Politik. Im Wintersemester 19/20 leitete sie das Ressort Weltweit, seit Sommersemester 2020 das Ressort Heidelberg als Doppelspitze.