Letzte Aktualisierung: 17. März 2020, 21:13 Uhr.
Das Studierendenwerk schließt die Mensen, Veranstaltungen fallen aus und auch die Bibliotheken müssen ab sofort geschlossen bleiben. Die Lage im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie hat sich noch einmal verschärft – gestern Abend gab die Bundeskanzlerin die umfassenden neuen Maßnahmen und Vorkehrungen bekannt. Unter anderem schließt die EU zeitnah ihre Außengrenzen für Reisende und in Deutschland müssen Geschäfte, die nicht für den Bedarf des täglichen Lebens relevant sind, schließen. Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis meldete zuletzt 41 mit Covid-19 Infizierte im Stadtgebiet Heidelberg (Stand 17. März). Wie sieht die Situation speziell für Studierende aus und was kommt vor Ort in Heidelberg nun auf sie zu?
Am Montag veröffentlichte die Universitätsverwaltung ihre Sofortmaßnahmen. Hiernach wird der komplette Lehrbetrieb bis zum 19. April eingestellt, das betrifft akut vor allem Vor- und Einführungskurse. Das Ferienprogramm des Hochschulsports war schon am letzten Donnerstag unterbrochen worden. Weiterhin sagte die Universität alle Prüfungen ab, lediglich Doktorandenprüfungen finden statt. „Zur Vermeidung von Härten und zur Sicherstellung des Studienerfolges“ sollen laut der Veröffentlichung Prüfungen in der ersten Woche des regulären Betriebs nachgeholt werden – wann das jedoch sein wird, kann noch niemand sagen. Wer sich gerade in einem Pflichtpraktikum befindet, darf derzeit von Seiten der Universität weiterhin die Praktikumsstätte besuchen, auch dürfen neue Praktika angetreten werden. Studierende, die demnächst einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Studiums geplant haben, sollen diesen laut der Vorgaben der Universitätsverwaltung dringend verschieben.
Eine weitere Änderung betrifft die Bibliotheken. Die Universitätsbibliothek bleibt ab Mittwoch, 17:00 Uhr auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das gilt sowohl für die Hauptbibliothek in der Altstadt als auch für die Zweigstelle im Neuenheimer Feld. Alle anderen Bibliotheken des Heidelberger Bibliothekensystems schließen bereits am Dienstag. Einige Institute boten vorerst noch kulante Übergangs- und Leihregeln an, so zum Beispiel die Bibliothek des Anglistischen Seminars. Weitere universitäre Einrichtungen wie Ausstellungen und Archive, aber auch die der Universitätsverwaltung schließen ab sofort. Die Universität verbietet nun zum Beispiel auch Workshops und Konferenzen und bittet zusätzlich, Besprechungen mit einer größeren Anzahl an Personen generell zu unterlassen. Trotzdem seien die Institute angehalten, sicherzustellen, dass vor Ort Ansprechpartner/-innen erreichbar bleiben. Das Serviceportal solle weiter per E-Mail und Telefon erreichbar bleiben, auch das versichert die Universität auf Ihrer Webseite.
Ziel dieser neuen Vorgaben ist laut Rektor Bernhard Eitel, allen Akteuren/-innen Handlungssicherheit zu geben. Die Zeit bis zum 20. April wollen das Rektorat, die Verwaltung und die Institute dazu nutzen, „digitale Formate und weitere Maßnahmen“ zu schaffen, um das „Risiko für Studierende“ zu verringern, verkündete Eitel am 16. März.
Eins sorgte heute bei vielen jedoch besonders für Verunsicherung: Gilt die Regelung für Prüfungen auch für alle Hausarbeiten? Das Institut für Politische Wissenschaft veröffentlichte die neuen Regelungen schon am Dienstagvormittag in ausgeführter Form und bezieht sich explizit auch auf Hausarbeiten. Am Nachmittag zog unter anderem das Anglistische Seminar nach. Es ist jedoch derzeit nicht ganz auszuschließen, dass andere Institute die Vorschrift anders auslegen.
Auch studentische Interessensvertretungen haben sich bereits zur Coronavirus-Krise und den neusten Ereignissen geäußert. Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) äußerte sich positiv zu den Maßnahmen; so sei es gut möglich, dass Verschiebungen und Schließungen einen großen Beitrag bei der Pandemie-Bekämpfung leisteten. Wichtig sei jedoch auch, die möglichen Nachteile für Studierende zu minimieren. Eine zentrale Forderung betrifft die Sicherheit von Bafög-Zahlungen in der Zukunft: Eventuelle längere Ausfälle dürften sich nicht auf die Regel- oder Maximalstudienzeit auswirken, meint Jacob Bühler vom fsz. Trotz aller Dynamik der Nachrichtenlage sei es wichtig, auf eine schnelle Kommunikation an Studierende zu achten. Weiterhin mahnt der fzs, die Bereitschaft der Forschung in der Corona-Bekämpfung dürfe nicht über die allgemeine Unterfinanzierung von Universitäten hinwegtäuschen.
Auch das Deutsche Studentenwerk äußerte sich zur Lage. Die Verschiebung des Sommersemesterstarts nach hinten müsse verbindlich und offiziell als „vorlesungsfreie Zeit“ eingestuft werden, sodass eine lückenlose Förderung mit Bafög sichergestellt werde. Für Neuimmatrikulierte oder Master-Erstis müsse jedoch noch eine Kulanzlösung erarbeitet werden.
Bundesbildungsministerin Karliczek erklärte, sie wolle Klarheit und Planungssicherheit walten lassen. Niemand müsse sich Sorgen machen, die Förderung werde im bisherigen Umfang weiter gewährt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat diesbezüglich bereits einen Erlass an die ausführenden Länder herausgegeben.
Von Lara Stöckle