Internet ist aus dem Studium nicht mehr wegzudenken. Aber gerade in der Altstadt ist das Internet sehr langsam. Carla* und Daniela* leben in einem Wohnheim an den Neckarstaden. „Seit ich hier wohne, gibt es Probleme“, sagt Carla. Das Studierendenwerk selbst stelle kein Internet zur Verfügung und überlasse das den Studierenden. Sie berichten, dass sie lange das „eduroam“- Netzwerk eines benachbarten Universitätsgebäudes nutzen konnten. Seitdem das Gebäude umgebaut wird, müssten sie eigene Router verwenden. Für die Bewohnerinnen des Hauses sei das keine Lösung, da die Internetgeschwindigkeit in Heidelberg nicht ausreiche, um das gesamte Wohnheim zu versorgen. Gerade, wenn es nur eingeschränkt möglich ist, das Internet in Universitätsgebäuden zu benutzen, sei das ein Problem. Ein Onlinestudium wäre bei voll besetztem Haus unmöglich. Aufgrund der Covid-19-Pandemie sind allerdings keine Austauschstudentinnen im Wohnheim. Nur weil das Wohnheim aktuell nicht voll besetzt ist, sei ein Online-Studium möglich.
Seit langem bekunden Carla und Daniela ihren Unmut über fehlende Anstrengungen des Studierendenwerks, um die Probleme zu beheben. Häufig habe das Studierendenwerk versprochen, sich der Sache anzunehmen. „Seit drei Jahren ist das bereits ein Problem. Uns wird versprochen, dass sich darum gekümmert wird, aber es passiert nichts.“ Daniela und Carla berichten von einem Gespräch, dass 2018 mit dem Studierendenwerk geführt wurde. Dort formulierten sie zum Beispiel die Idee, das WLAN eines benachbarten Wohnheims zu verstärken. Die Anregungen der Studentinnen wurden aber nicht aufgenommen.
Sie fühlten sich deshalb nicht ernst genommen und sind unzufrieden, dass sie nach wie vor selbst organisiertes Internet nutzen müssen. Bei einer hohen Fluktuation der Bewohnerinnen sei das ein großer Aufwand und teurer. „Wenn jemand auszieht, teilen sich weniger Leute den Vertrag und es wird teurer“, sagen Carla und Daniela. Der Vertrag für einen Internetanschluss kann außerdem nur über einen Namen laufen. Gibt es Probleme oder Fragen, muss man diese Person erst ausfindig machen. Wenn diese bereits ausgezogen ist, sei das häufig schwierig. Die wohnheimsinterne Lösung sei mit Komplikationen verbunden, die es nicht gäbe, wenn das Studierendenwerk für das Internet sorge.
Auf Nachfrage berichtet des Studierendenwerk, dass es seit dem Gespräch im Jahr 2018 an einer Lösung arbeite. In der Altstadt sei die Internetversorgung lange Zeit unzureichend gewesen. Die Geschäftsstelle weist darauf hin, dass das Internet nicht besser gewesen wäre, wenn das Studierendenwerk es gestellt hätte. Seit der Verlegung von Glasfaserleitungen im Jahr 2019 gebe es Gespräche mit der Stadt, um die Internetversorgung zu verbessern. „Derzeit läuft die Feinplanung und Wirtschaftlichkeitsprüfung für eine Anbindung“, so das Studierendenwerk. „Es ist geplant ab der zweiten Jahreshälfte eine Internetversorgung anzubieten“. Allerdings sei der Erfolg des Projekts abhängig vom Verlauf der Covid-19-Pandemie. Für die Einrichtung von gutem WLAN sei eine Besichtigung der Räume in den Wohnheimen notwendig. Unter den aktuellen Beschränkungen des Landes sei das schwer koordinierbar. Sobald die Lockerungen es erlauben, solle die Internetanbindung der Altstadtwohnheime in Angriff genommen werden. Erst dann sollen die Bewohner der Wohnheime benachrichtigt werden, eventuell auch über steigende Mieten. Echte Mehrkosten drohten aber nicht, da die Studierenden kein privat organisiertes Internet mehr bezahlen müssten.
von Thomas Degkwitz
*Namen von der Redaktion geändert
Thomas Degkwitz will seit 2019 die Netzwerke der Stadt verstehen. Das hat er für zwei Jahre auch als Ressortleiter “Heidelberg” versucht. Ihm ist das Thema Studentenverbindungen zugelaufen, seitdem kümmert er sich darum. Außerdem brennt er für größere Projekte wie die Recherche zur Ungerechtigkeit im Jurastudium. Lieblingsstadtteil: die grünflächige Bahnstadt (*Spaß*)