Social-Distancing-Einsamkeit, finanzielle Engpässe sowie Arbeitsschwierigkeiten gehören in den vergangenen Monaten für viele Studierende zum Alltag. Inzwischen wurden Kontaktbeschränkungen gelockert und immer mehr Studierende können zu ihren Jobs zurückkehren – von Normalität kann in Zeiten des Online-Semesters aber kaum gesprochen werden. Präsenzveranstaltungen, ein reger Austausch mit Mitstudierenden und somit ein gefühlsechter Uni-Alltag scheinen weit entfernt. Gerade Studierende, die bereits vor der Covid-19-Pandemie mit sozialen Ängsten, depressiven Symptomatiken oder anderen Krankheiten zu kämpfen hatten, stellt das Online-Semester vor eine ernsthafte Herausforderung. Doch benötigen Studierende Unterstützung, sind sie nicht allein – auch in ungewöhnlichen Zeiten.
Wenige Gehminuten vom Bergheimer Campus entfernt befindet sich die Psychosoziale Beratung für Studierende (PBS) des Studierendenwerks. Sie bietet Studierenden in persönlichen Konfliktsituationen Beratung und unterstützt sie bei der Suche nach weiterführenden Hilfsangeboten. Frank-Hagen Hofmann, der Leiter der PBS, berichtet, was die Corona-Situation für die Arbeit der Beratungsstelle bedeutet: „Auch für die PBS sind die vergangenen Monate ungewohnt. Um die Hygienevorschriften einzuhalten, war der Abstimmungsbedarf mit den Klientinnen und Klienten natürlich erhöht. Aber selbstverständlich boten wir weiterhin Beratungsgespräche an, die abseits dieser Abstimmungen mittlerweile wieder normal stattfinden können.“ Dabei habe die PBS zunächst auf Online- sowie Telefonberatung zurückgegriffen. Die Onlineberatung erlaube einen anonymen schriftlichen Austausch zwischen Studierenden und Beratenden. „Die meisten Studierenden, die sich an uns wenden, bevorzugen erfahrungsgemäß aber eine persönliche Beratung vor Ort“, berichtet Hofmann. „Ein persönliches Gespräch hat den Vorteil, dass es mehr Informationen transportiert als der digital vermittelte Kontakt.“ Dennoch habe die Corona-bedingte Telefon- oder Onlineberatung besser funktioniert als gedacht und bringe ebenfalls Vorteile mit sich. Viele Studierende waren schlicht nicht in Heidelberg und auch abseits davon bevorzugten manche Klientinnen und Klienten eine anonyme Beratung.
Nachfrage habe nämlich auch trotz und wegen des Online-Semesters bestanden und bestehe noch weiterhin. „Das digitale Studium erinnert mit seinen Herausforderungen stellenweise an die Semesterferien. Strukturen fehlen und damit auch Orientierungspunkte im Alltag der Studierenden. Dadurch kann ein Gefühl der Verunsicherung entstehen. Für manche Studierende wird das zu einer großen Herausforderung“, erklärt Hofmann. Allerdings sei – im Gegensatz zu den Semesterferien – der soziale Kontakt zu Mitstudierenden noch immer erschwert. Daneben erlebten viele Studierende durch Jobverluste finanzielle Nöte; ein Phänomen, welches in einem solchen Ausmaß auch für die PBS unbekannt gewesen sei. Doch vor allem bei solchen Anliegen habe in vergangener Zeit viel Unterstützungsbedarf bestanden. „Bei finanziellen Schwierigkeiten und anderweitigen dringenden sozialen Fragen war und ist unsere Sozialberaterin stets vor Ort.“ Auch in dieser neuartigen Zeit standen also ausreichende Beratungskapazitäten bereit. „Insgesamt sind wir sehr froh, dass jederzeit für alle Studierenden eine Kontaktmöglichkeit zur PBS vorhanden war“, resümiert Hofmann.
von Aaron Löffler
Termine bei der PBS sind vereinbar unter 06221 543750 oder per E-Mail an pbs@stw.uni-heidelberg.de
Online-Beratungsstelle: www.pbsonline-heidelberg.de
Aaron Löffler studiert Politikwissenschaft und Philosophie. Für den ruprecht schreibt er seit dem SoSe 2020. Dabei liegt sein thematischer Schwerpunkt vor allem auf dem politischen und philosophischen Zeitgeschehen - in Heidelberg und der Welt außenrum.
Nicolaus Niebylski studiert Biowissenschaften. Beim ruprecht ist er seit dem Sommersemester 2017 tätig – meist als Fotograf. Er bevorzugt Reportagefotografie und schreibt über Entwicklungen in Gesellschaft, Kunst und Technik. Seit November 2022 leitet er das Ressort Heidelberg. Zuvor war er, beginnend 2019, für die Ressorts Studentisches Leben, PR & Social Media und die Letzte zuständig, die Satireseite des ruprecht.