Als es in diesem Frühjahr zum ersten Lockdown kam, passierte es: immer mehr meiner Freundinnen hielten sich mittels Workout-Videos von Pamela Reif fit. Ich widerstand diesem Trend. Bis der Lockdown 2.0 kam und ich mich entschied, Pamela Reif und ihren Videos nochmal eine Chance zu geben. Und zwar eine Woche lang jeden Tag für 30 Minuten.
Pamela Reif, auch „Pam“ genannt, gehört zu den erfolgreichsten Influencerinnen Deutschlands. Auf Instagram folgen ihr zurzeit 6,7 Millionen Menschen, auf Youtube hat sie 5,2 Millionen Abonnenten. Neben dem Erstellen ihrer Fitnessvideos bewirbt sie als Influencerin Fitnessprodukte und Kleidermode, macht einen Podcast und ist Autorin zweier Bücher. Seit Beginn der Corona-Pandemie dreht sie live-workout-Videos auf Youtube, in denen sie im Kontrast zu früheren Videos nicht nur die Übungen vormacht, sondern die Nutzer direkt anspricht. Wie gut ihre Videos ankommen, beweist die Tatsache, dass sie alleine dieses Jahr 3,5 Millionen neue Youtube-Abonnenten für sich gewinnen konnte.
Nachdem ich viele positive Meinungen über Pamela Reif gehört und gelesen hatte, startete ich motiviert in die 7-Tage-Challenge. Man kann sich eine von vier unterschiedlichen Trainingsarten aussuchen: entweder 30 Min. pro Tag für Anfänger oder Fortgeschrittene oder 45 Min. pro Tag „slow“ oder „sweaty and hard“. Ich entschied mich für die 30-minütige, normale Trainingsvariante. Bei allen Varianten wird täglich eine andere Muskelgruppe gezielt trainiert.
Innerhalb der ersten drei Tage bemerkte ich definitiv eine Schwierigkeitssteigerung. Auffällig war, dass keiner der „Tanzworkouts“ wirklich anstrengend war. Anders beispielsweise eines der Live-Videos von Pamela, das „20 min Legs + Booty Intense“, bei dem ich eigentlich nach 25 Sekunden schon nicht mehr konnte. Es machte die Sache auch nicht besser, dass Pamela erst nach 25 Minuten meinte, dass sie selbst zu schwitzen anfange und am Ende etwas selbstgefällig hinzufügte, dass sie ja im Workout alles erreicht hätte, was sie erreichen wollte. Da war ich schon sehr froh, dass sie normalerweise in ihren Videos nicht redet….
An Tag drei war ein Spezialgasts beim „Abs & HIIT Workout“ anwesend, nämlich der gut durchtrainierte Sänger Jason Derulo. Spätestens dann wurde mir klar, dass Pamela Reif das ist, was man gemeinhin als „Maschine“ bezeichnet. Selbst Jason Derulo konnte am Ende nicht mehr und musste kurz vor Schluss aufgeben, während Pamela sich eisern im Beat zu Jasons eigenen Songs bis zum Ende des Workouts durchkämpfte.
Am nächsten Tag gönnte ich mir dann einen Rest Day und verschob das für den Tag geplante optionale Video auf den allerletzten Tag, für den ebenfalls ein Rest Day vorgesehen war.
Nach dem Rest Day war meine Motivation im Keller. Meine Hass-Übung ist übrigens das „Jack knife“: man liegt auf dem Boden, streckt die Beine horizontal in die Luft und berührt mit den Händen die Knie. Dann lässt man die Arme und Beine ausgestreckt langsam sinken, sodass sie fast den Boden berühren. Das ging bei mir absolut schief, aber immerhin meinte selbst Pamela, dass es eine der härtesten Übungen sei.
Jetzt habe ich also die 7-Tage-Challenge hinter mir. Manchmal fand ich es schwierig, sich jeden Tag aufs Neue aufzuraffen, gerade wenn ich eh schon Muskelkater vom Vortag hatte. Generell rate ich allen Leuten, die auch mal eine solche Challenge ausprobieren wollen, eine feste Uhrzeit für den Workout einzuplanen, sodass er im festen Tagesablauf (falls man den als studierende Person überhaupt hat?!) integriert ist.
Abgesehen davon ist mir deutlich geworden, wie sehr der Erfolg von der eigenen Willensstärke abhängt. Klar liegt viel an der persönlichen Fitness, aber oft geht es beim Ausüben einer bestimmten Übung um mentales Durchhalten und Ehrgeiz. In Anbetracht dessen wundert es kaum, dass Pamela Reif in ihrem Abitur 2014 einen Schnitt von 1,0 erzielt hat.
Vielen Followern gefällt die Tatsache, dass sie der Sport an ihre körperliche Grenzen bringt und fühlen sich beim Trainieren durch die vorübergehenden Schmerzen darin bestätigt, dass sie ihren Körper damit definieren und dem gängigen Schönheitsideal gerecht werden können. Es ist also nicht unbedingt ein Sport, den man um des Sportes Willen macht, sondern eher ein Mittel zum Zweck.
Leider hatte ich bei vielen Bauchmuskelübungen Rückenschmerzen, weshalb ich die jeweilige Übung dann nicht richtig ausführen konnte. Entweder liegt so etwas an einem Hohlkreuz oder an einer unzureichend ausgebildeten unteren Rückenmuskulatur. Außerdem fand ich es leicht irritierend, dass ein Knacken in der Hüfte quasi zum Soundtrack meiner Woche geworden ist.
Abgesehen von diesen körperlichen Gebrechen war das Gefühl nach dem Sport sehr positiv. Gerade im Lockdown ist es wichtig, dass zusätzlich zum Wegfallen der meisten sozialen Kontakte auch in Anbetracht der mentalen Gesundheit nicht auch noch die körperliche Bewegung wegfällt. Von daher sind Pamela Reifs Videos wirklich für die Lockdown-Situation geschaffen, wobei ich sagen muss, dass ich nach einem Tag im Home Office als Ausgleich lieber einfach mal eine Runde joggen gehe, um den eigenen vier Wänden zu entfliehen. In Ländern, wo selbst körperliche Betätigung draußen verboten ist, geht das natürlich nicht und Home-Workouts sind dann die letzte Chance auf Sport. Wer weiß, vielleicht hat Pamela schon Millionen von Leuten vor einer depressiven Verstimmung bewahrt. Und sich selbst einmal körperlich durch das ein oder andere Workout herauszufordern, hat noch nie jemandem geschadet. Denn, wie Pam selber gesagt hat: „Gym is always worth it!“
von Sonja Polly
Sonja Polly studiert Spanisch und Geschichte mit Lehramtsoption. Seit Herbst 2020 schreibt sie für den Ruprecht. Bisher hat sie sich mit dem studentischen Leben, sowie mit politischen Ereignissen der Vergangenheit und Gegenwart befasst.
P.s. als Beispiel was ich mit unsaubere Ausführung meine: die Übung wenn man auf dem Rücken liegt und die Beine nach oben streckt und dann abwechselnd nach unten bewegt, wie eine schere. Da ist es wichtig den unteren Rücken in die matte zu pressen und dass die Hüfte nach oben zeigt. Dann, wenn man ein Bein nach unten bewegt, muss man zusätzlich den Bauch anspannen und das Bein nur soweit nach unten bewegen,wie du diese Position halten kannst. Wenn du merkst dass der Rücken den Boden verlassen will, dann nicht weiter runter gehen! Die meisten blindanfänger achten net drauf, wenn es keiner sagt. Der untere Rücken verlässt die matte, weil man die Beine bis zum Boden bewegen will und zack belastet man den Rücken und bekommt rückenschmerzen. Wenn man aber anatomisch den Rücken nicht auf den Boden bekommt, sollte man die Lücke mit einem Handtuch füllen. Und am Anfang sollte man lieber langsamer machen und auf die korrekte Ausführung achten. Z.b. wenn pamela mit den Beinen flattert, dann lieber am anfang zuerst ein Bein runter und rauf und dann das andere. Und zack ist eine Übung anfänger-freundlich 😉
Richtig schön und interessant geschrieben. Und bestätigt wiedermal, dass ihre Workouts hart sind und ich sie erst probieren werde, wenn ich meine 30kg abgenommen hab es gibt daher auch sanftere youtuberinnen Ich trainiere grad mit Tina halder und kann sie jedem blutigen anfänger empfehlen, da sie speziell für Anfänger eine 3-wöchige challenge mit eigenen workout-videos kostenlos bereit stellt. Paulina wallner sollte man sich auch anschauen. Bodykiss ist auch hart und intensiv.
P.s. Wenn man beibauchübungen rückenschmerzen bekommt, ist die Ausführung falsch. Daher würde ich dir raten dir mal Zeit zu nehmen und Beschreibungen zu den Übungen raus zu suchen. Die Position derhüfte und des Rückens ist da sehr entscheidend und wenn man die Übung noch nicht sauber hinbekommt, weil zu schwach, dann kann man sie leicht anfängertauglich machen.
Nur so als Tipp.
Aber fleißig dass du das durch gezogen hast