Im Comeniushaus fällt seit Jahren immer wieder das Internet aus. Die Ausfälle erstrecken sich über mehrere Wohnungen und dauern teilweise Stunden. Ein Albtraum in Zeiten, in denen Freizeit, Vorlesungen und Prüfungen hauptsächlich online stattfinden. Auf den Anbieter Nexabit, der sowohl die Türklingel als auch das Internet zur Verfügung stellt, ist leider nicht immer Verlass. Immer wieder häufen sich Klagen, weil die Klingel oder der LAN-Anschluss nicht funktionieren. Wir haben beim Studierendenwerk nachgehakt – und auch die BewohnerInnen zu Wort kommen lassen.
ruprecht: Auf Schadensmeldung reagiert das Studierendenwerk mit einem Verweis auf die Supportadresse von Nexabit. Haben Sie einen Überblick über die Häufigkeit der Ausfälle?
Studierendenwerk: Auf Basis der bei uns eingehenden Beschwerden können wir einen Überblick gewinnen, wo Probleme auftreten und welcher Art sie sind. Gleichwohl ist der eigentliche Adressat für Schadensmeldungen Nexabit, von dem wir selbstverständlich Informationen über die Häufigkeit von Ausfällen erhalten können.
In den Wohnheimverträgen wird die Internetverbindung als freiwillige Zusatzleistung des Studierendenwerks deklariert. Es ist deshalb nicht möglich, diese mit rechtlichen Argumenten einzufordern. Ein Problem, findet auch ein Bewohner des Comeniushauses, Frederick Del Pozo, den wir separat interviewt haben
Er erzählt uns: „Wenn das Studierendenwerk auf Nexabit verweist, kann ich das schon nachvollziehen – aber nur, wenn Nexabit einen Kundenservice hätte, der funktionieren würde. Wenn da eine Telefonnummer oder ein Online-Portal da wäre, dann wäre das schon okay, aber zu Nexabit findest du nichts.“ Frederick fühlt sich durch das Studierendenwerk eingeschränkt und nicht ernstgenommen: „Wir dürfen keinen anderen Provider benutzen, wir sind komplett abhängig von Nexabit und vom Studierendenwerk. Da zu sagen: ‚Wendet euch an den Anbieter‘, der keine Onlinepräsenz und keinen richtigen Kundenservice hat, ist eine leichte Möglichkeit, die eigene Verantwortung abzugeben.“
ruprecht: Auf Mails bezüglich der Internetausfälle reagiert Nexabit meist mit zwei Wochen Verzögerung und der Standardfrage, ob das Problem immer noch vorliege. Diese Verzögerung ist in Zeiten vom Online-Studium nur schwer zu vertreten. Was raten Sie den BewohnerInnen?
Studierendenwerk: Da sich im Comeniushaus Beschwerden mit derselben Ursache (falsch angeschlossene Telefone) häuften, haben wir erst vor Kurzem unsere BewohnerInnen geraten sicherzustellen, dass das Telefon, das sich in ihrem Zimmer befindet, unbedingt richtig angeschlossen sein muss, da ein dauerhaft funktionierender Internetanschluss (und eine funktionierende Klingel) nur dann gewährleistet werden kann, wenn genannter Umstand zutrifft.
Frederick meint dazu: „Ich bin kein Elektrotechniker. Aber ich kann schon nachvollziehen, dass, wenn gewisse Leute Sachen nicht richtig einstecken, schon was passieren kann. Andererseits muss man wirklich nur ein Kabel einstecken. Wenn das Internet am Tag sporadisch kommt und geht, ohne, dass man das Kabel berührt, dann kann das nicht daran liegen.“
ruprecht: Vor ein paar Wochen gab es wohl Verhandlungen zwischen dem Studierendenwerk und Nexabit. Konnten Sie dort bereits Ergebnisse erzielen?
Studierendenwerk: Ja, konnten wir.
Die Studierenden merken laut Frederick davon bisher nichts: „Momentan mit der Pandemie benötigen wir unglaublich viel Datenaustausch und dafür sind die Netzwerke einfach nicht gut genug. Sie waren es davor nicht, und sind es auch jetzt nicht. Wir haben nur LAN, kein W-LAN. Generell wurde da einfach sehr wenig gemacht.“ Er denkt auch, dass Deutschland bei der Digitalisierung vergleichsweise sehr weit hinten liegt. „Während dieser Pandemie hat sich viel zu wenig getan.“
Schon nach kurzer Internetrecherche erfahren wir, dass Nexabit GmbH seit über einem Jahr liquidiert wurde. Parallel wurde Nexabit mss UG mit einem stark verminderten Startkapital von 300€ gegründet. Die Geschäfte mit dem Studierendenwerk wurden davon augenscheinlich nicht getrübt. Auf Nachfrage wollten weder das Studierendenwerk noch Nexabit diesen Umstand kommentieren.
Es scheint in dieser Debatte noch viele ungeklärte Fragen zu geben. In letzter Zeit haben die Ausfälle wohl leicht abgenommen, doch einer Online-Prüfungsphase werden viele BewohnerInnen unter diesen Umständen mit Skepsis entgegensehen.
...studiert Physik und schreibt seit Oktober 2019 für den ruprecht. Besonders gerne widmet sie sich Glossen, die oft das alltägliche Leben sowie wissenschaftlichen oder politischen Themen. Sie leitete erst das Ressort Hochschule und später das Ressort Wissenschaft.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.
Im Mietvertrag steht sogar dass man keinen Router anschließen und kein Wlan-Netz aufbauen darf. Das ist ja komplett absurd und ich denke nicht legal. Wahrscheinlich ist es auch gar nicht legal, zu verbieten, sich einen anderen Netzanbieter zu suchen. Das Problem mit Nexabit ist jetzt ein Jahr später auch im INF 129 angekommen.
Nicht nur im Comeniushaus! Auch in INF 6xx und vermutlich allen anderen Wohnheimen.
Und dann kann man sich nichtmal seinen eigenen Internetvertrag raussuchen.
Das mit dem Internet war schon vor den Zeiten von Corona und Onlinevorlesungen hier ein großes Problem, jetzt ist studieren dadurch unmöglich.
Also entweder Wohnung im Wohnheim ODER studieren?
Lustig ist auch, dass im Foyer nur eine Mailadresse hängt, an die man sich bei Problemen mit dem Internet wenden soll. So funktioniert der Kontakt leider nicht ganz, wenn man kein Internet hat.