Im März 2020 geschah es. Die Bundesregierung verhängte den ersten Corona-Lockdown. Kontaktbeschränkungen, Schließungen von Schulen und Kitas, Home Office – Maßnahmen, die die Corona-Experten unter uns inzwischen in- und auswendig kennen.
Aber wie reagierten Politik und Gesellschaft damals? Schließlich waren wir alle komplette Corona-Neulinge.
Nun, viele mussten sich erst einmal neu orientieren. Allen voran die AfD. Wogegen sollte nun noch protestiert werden? Die Flüchtlingskrise schien angesichts einer weltweiten Pandemie schließlich nicht mehr Problem Nr. 1 zu sein. Und auch die Existenz des Virus konnte man wohl kaum leugnen – dachte man damals.
Aber auch außerhalb der Politik tat man sich schwer. Besonders hart traf es die Influencer-Branche. Wie sollte man auf Instagram nun ohne das regelmäßige Hochladen von Urlaubsfotos sein tägliches Brot verdienen? Die Social-Media-Karriere wegen Reisebeschränkungen an den Nagel zu hängen, kam jedenfalls nicht in Frage. Also wurde so mancher Influencer kreativ und begeisterte uns mit selbstgebackenem Bananenbrot und Home Workouts.
Und was tat der Rest der Gesellschaft? Nun, der stellte sich abends um acht auf den Balkon und applaudierte für Heldinnen und Helden des Alltags. Danach wurden Online-Spieleabende und Telefonkonferenzen mit alten Schulfreunden abgehalten. Trotz einer Pandemie, die die gesamte Welt in Atem hielt, machte man es sich so bequem wie möglich. Der Zusammenhalt der Deutschen erreichte fast schon den Grad an Verbundenheit, der sich während einer erfolgreichen Fußball-WM einstellte. Was ein Corona-Märchen!
Mit der Zeit erwachte man aber aus seinem Dornröschenschlaf. Vor allem die Erkenntnis, dass man sich nicht nur einige Wochen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach sogar mehrere Jahre mit der Pandemie würde herumschlagen müssen, holte viele in die Realität zurück. Und so wich der Zauber, den man noch während der ersten Corona-Welle verspürt hatte, schnell einer neuen Corona-Normalität.
Die AfD-Politik konnte endlich wieder auf Kurs gebracht werden. Statt gegen das Virus zu protestieren, tat man einfach so, als würde es nicht existieren. So verkündete Björn Höcke bereits im September stolz: „Corona ist vorbei, und Corona wird auch nicht wiederkommen.“ Und sonst eben einfach immer „Anti-Merkel“. Dass man darauf nicht schon früher gekommen war!
Auch die Influencer haben sich inzwischen der Situation angepasst und kurzerhand ihre Zelte in Dubai aufgeschlagen. Warum im deutschen Lockdown-Winter verweilen, wenn man sich auch sechs Flugstunden entfernt in der Sonne räkeln kann? Heldinnen und Helden des Alltags sind wieder heldenhaft ohne Applaus. Die drei Wochen haben ja wohl an Wertschätzung gereicht. Und der gerade wiedergewonnene Kontakt zum alten Schulfreund wurde schnell wieder abgebrochen, nachdem dieser auf einer Querdenker-Demo gesichtet wurde.
Von Laura Kress
Laura Kress studiert Jura und schreibt seit dem WiSe 2020 für den ruprecht. Besonders gerne widmet sie sich Themen im Hochschulbereich oder verfasst Glossen.