Unter dem Hashtag #saytheirnames hat die ,,Initiative 19. Februar“ dazu aufgerufen, Gedenkkundgebungen zu veranstalten. Dem Aufruf der Initiative, die von den Hinterbliebenen und Überlebenden des Terroranschlags gegründet wurde, ist ,,Erinnern. Verändern“ in Heidelberg am Bismarckplatz, am Anatomieplatz und am Georgimarktplatz gefolgt. Auf der Kundgebung am Bismarckplatz, wo etwa 200 Menschen anwesend waren, wurde jedem Opfer eine Gedenkminute gewidmet. Anschließend war ein Audiobeitrag der ,,Initiative 19. Februar Hanau“ zu hören, in dem Betroffene über die Ereignisse und offene Fragen berichteten. Darin wurde die Forderung nach ,,Erinnerung! Gerechtigkeit! Aufklärung! Konsequenzen!“ laut. Der Rassismus, der die Tat ausgelöst hat, liegt nicht nur in der Tat selbst, sondern auch im Umgang mit ihr.
Danach gab es einen lyrischen Beitrag und andere BIPoC haben ihre Erfahrungen geteilt, wie es ist, mit Migrationshintergrund in Deutschland aufzuwachsen. Nach einem Anschlag ohne weitreichende Konsequenzen bleibt die Frage offen: Wie kann man sich mit dem Land in dem man aufgewachsen ist und lebt, identifizieren, wenn es einen nicht schützt? Es handelt sich nämlich nicht um einen Einzelfall sondern ein gesellschaftliches Klima, das in dem Terroranschlag die grausamsten Ausmaße angenommen hat.
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Am Ende der Gedenkkundgebung konnten die Teilnehmer vorgefertigte Briefe mitnehmen und diese an seine Abgeordnete schicken mit dem Aufruf zur Veränderung. Außerdem wurde eine Gedenkstätte errichtet, die nach wie vor auf dem Bismarckplatz zu sehen ist. Sie macht weiterhin darauf aufmerksam, dass Deutschland bei diesen neun Menschen versagt hat. Die Kette des Versagens ist lang und zieht sich bis heute weiter. Es beginnt bereits vor der eigentlichen Tat, als der Täter durch sein Profil bereits hätte auffallen müssen. Es geht weiter, während der Tat selbst, als die Polizei nicht auf die Notrufe reagiert hat. Und es hört nach der Tat nicht auf, weil die Angehörigen vergeblich auf eine angemessene Aufklärung warten und deshalb selbst Strafanzeige erstatten müssen. Damit sind nicht einmal ansatzweise alle Probleme in dem Fall genannt und trotzdem lassen die Behörden und die Politik auf verbindliche Maßnahmen zur Bekämpfung von strukturellem Rassismus warten.
Von Kaoutar Haddouti
Wir gedenken den Opfern:
Ferhat Unvar
Hamza Kurtović
Gökhan Gültekin
Said Nesar Hashemi
Kaloyan Velkov
Fatih Saraçoǧlu
Mercedes Kierpacz
Vili Viorel Pǎun
Sedat Gürbüz
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