Unsere Hornhaut ist das sprichwörtliche „Fenster zur Welt“. Sie lässt das Licht ein, aus dem wiederum die Netzhaut Nervenimpulse generiert.
Jenseits der kreisrunden Hornhaut erstreckt sich der sogenannten Limbus, also ihr „Saum“. Er versorgt die Hornhaut nicht nur mit ständig neuen regenerativen Zellen, sondern trennt sie auch von der dahinter liegenden Bindehaut. Wird dieser dünne Zwischenbereich beschädigt, ist das Unheil angerichtet, und die Bindehaut beginnt, unter die Hornhaut zu wachsen. Die Folge: behinderte Sicht bis hin zur völligen Erblindung.
Die Medizin kennt mehrere Methoden, diesen Prozess aufzuhalten oder umzukehren. Die vielleicht effektivste ist die Transplantation von Gewebe, das die genannten Partien ersetzt. Sie birgt aber einige Risiken: Fremdes Gewebe kann abgestoßen werden oder Infektionen auslösen. Die starke Medikation, die mit der Behandlung einhergeht, kann Nebenwirkungen hervorrufen. Und zuletzt steht viel zu wenig Spendermaterial zur Verfügung: Auf einen Spender kommen derzeit etwa 70 Bedürftige.
Weltneuheit für Sehkraft
In Israel ist nun ein kleines medizinisches Wunder geschehen, das Hoffnung auf Fortschritt macht. Das Start-Up CorNeat hat erstmals eine künstliche Hornhaut erfolgreich in die Augenwand eines Patienten implantiert. Nach der rund einstündigen Operation war der 78-Jährige nach zehn Jahren Blindheit sofort wieder in der Lage, Texte zu lesen und Verwandte zu erkennen.
Wobei es sich bei der Technik handelt, ist auf der Website der Firma nur vage angegeben. Das Implantat bildet einen „natürlichen Lebensraum“ für Fibroblasten, eine Zellart des Bindegewebes. Das soll dafür sorgen, dass der Körper den Fremdkörper nicht abstößt. Letztlich verwächst die künstliche Hornhaut mit dem Bindegewebe. Immerhin lieferte CorNeat ein anschauliches Animationsvideo der Implantation, die den Prozess zumindest äußerlich nachvollziehbar macht.
Laut dem Weltärztebund erkranken pro Jahr zwei Millionen Menschen an Hornhauttrübung. Sollte CorNeats Verfahren massentauglich werden, gäbe es für sie nun Licht am Ende des Tunnels.
Von Clemens Pittrof