Interview
ruprecht: Bevor du mit Schreiben dein Brot verdient hast, warst du einige Semester Germanistik-, Anglistik- und Philosophie-Studierender an der Uni Heidelberg. Hat dich diese Zeit schriftstellerisch aufgehalten oder gefördert?
Jan: Beides. Ich war irgendwann so verzweifelt im Studium, dass ich nach einem Ausgleich gesucht habe. So bin ich überhaupt erst zum Schreiben gekommen. Hausarbeiten und Essays waren dennoch Übung. Man wird automatisch besser, je öfter man sich im Schreiben übt. Schade finde ich allerdings, dass deutsche Universitäten “Unterhaltungsliteratur“ aus Genres wie Fantasie eher verpönen, als kreative Schreibkurse anzubieten.
ruprecht: Wann hast du gemerkt, dass aus dem Hobby dein Beruf werden könnte und wie kam es dazu?
Jan: Ursprünglich wollte ich Lehrer werden. Allerdings bin ich nicht gut darin, Dinge zu tun, die ich tun muss. Beim Schreiben ist das anders. Es ist etwas, das ich gerne mache und bei dem ich 100% Aufmerksamkeit mitbringe. Vor allem bin ich dabei mein eigener Herr.
Nachdem im Dezember 2017 mein erstes Buch der Serie Kronen der Allmacht raus kam, hat es sich – erstaunlicherweise – gut verkauft. Besonders für Selfpublisher ist das ohne Namen und Marketing eher ungewöhnlich. Das hat mich natürlich sehr motiviert. Mein zweites Buch habe ich ein halbes Jahr später veröffentlicht und es ist ebenfalls gut angekommen. Zu dem Zeitpunkt kam mir dann der Gedanke, durch aktives Investment Schriftstellerei zu meinem Vollzeit-Job zu machen.
ruprecht: Woraus entsprang die fantastische Welt der Kronen der Allmacht überhaupt?
Jan: Es gab da keinen momentanen Ideen-Erguss. Ich glaube Schriftstellerei wird oft romantisiert. Die Realität sieht anders aus. Auch bei mir war es eher ein rationaler Prozess und mit vielen Plot-Ideen verbunden. Ich hatte mich zuvor auch an Horror und Sci-Fi ausprobiert. Beides war in Ordnung, aber nicht ausgereift. Auf das Genre Fantasy bin ich gekommen, weil man sich da an keine “Regeln“ halten muss, sondern sozusagen schreiben kann was man will.
ruprecht: Wie gehst du den Schreibprozess für ein neues Werk an?
Jan: Vor und während der Komposition jedes Buches frage ich mich Was möchte ich gern lesen? oder Was hat mir an anderen Werken gefallen? Und dann versuche ich Elemente meiner Vorlieben einzubinden. Genauso frage ich mich Was hat mir nicht gefallen? und versuche Unnötiges wegzulassen. Hinter den Büchern steckt also Inspiration aus allen möglichen Ecken, z.B. Anime oder älteren Fantasy-Werken. Momentan kommen die Einflüsse viel aus Netflix und Co., weniger aus Büchern. Aber grundsätzlich würde ich sagen, dass eine breite Palette an Inspirationen hinter jeder Neuschöpfung steht.
ruprecht: Drei Jahre der Schriftstellerei liegen hinter dir. Was hast du durch die Erfahrung gelernt?
Jan: (lacht) Eine Sache die heraussticht ist, mir selbst die Zeit einzuteilen! Also ich habe keinen direkten Druck mit Abgaben und dem Arbeitsprozess, was super ist. Ich habe auch keinen Verlag im Rücken und kann daher komplett selbstständig und frei arbeiten. Aber Druck ist Gewissermaßen schon da, weil die Arbeit an mir alleine hängt. Deswegen ist die Zeitplanung und -einteilung so wichtig.
ruprecht: Kein Verlag; heißt das du veröffentlichst deine Bücher komplett solo?
Jan: Genau. Self-publishing ist sehr einfach. Jeder kann ein Buch mit einem Klick auf Amazon hochladen. Es gibt keinen Gatekeeper der Verlage, was cool ist. Denn die Leser entscheiden was Aufmerksamkeit verdient oder eben nicht. Es ist auf eine Art befreiend, weil sich der Markt selbst regelt: Wenn was gut ist, dann verkauft es sich auch gut. Natürlich gibt es einige Aspekte wie z.B. das Cover oder die Bewertungen, die den Erfolg eines Buches ebenfalls beeinflussen können.
ruprecht: Das Cover ist also auch relevant. Wirst du dabei von irgendjemandem unterstützt?
Jan: Ursprünglich hat mein bester Freund die Cover Art für mich erstellt und mir unter anderem gezeigt wie Photoshop funktioniert. Mittlerweile mache ich das selbst. Die Website zu meiner Person und meinen Werken hat auch er auf die Beine gestellt.
Außerdem hab ich einen Freund, mit dem ich ein Mix aus Hörbuch und Hörspiel für die erste Episode Der letzte Todeshexer erstelle. Das ist aber unfassbar viel Arbeit und daher noch in Bearbeitung.
ruprecht: Was ist mit den Lesern; gibt es da einen Weg Feedback zu bekommen?
Jan: Klar. Ich freue mich natürlich besonders über positive Resonanz in den Bewertungen oder in persönlichen E-Mails etc. Mein Highlight war es, ein Jahr nachdem das erste Buch erschienen war, einen Wein mit einer netten Botschaft von einem Fan geschickt zu bekommen. Auch wenn ich Wein hasse, habe ich mich super gefreut.
ruprecht: Wie geht es für dich jetzt weiter; hast du noch weitere Projekte, die am Laufen sind?
Jan: Die siebte Episode meiner Buchreihe ist fertig geschrieben und befindet sich jetzt in Bearbeitung.
Ich hatte auch einmal den Versuch gestartet, neben der Serie, ein anderes Buch zu schreiben. Das ging allerdings schlecht. Es ist überraschend anstrengend für einen langen Zeitraum in die Tasten zu tippen. Ich habe auch keinen “klassischen“ Arbeitstag von acht Stunden, sondern nach drei bis fünf Stunden Schreiben ist die Luft raus. Daher konzentriere ich mich jetzt erstmal darauf, Kronen der Allmacht fertig zu schreiben. Das sollen insgesamt zehn bis zwölf Episoden werden.
ruprecht: Zum Abschluss noch eine ganz wichtige Frage: Was macht einen guten Fantasy-Roman aus?
Jan: Meiner Meinung nach ist das primär die Handlung. Auch wenn viele auf die Charaktere fokussiert zu seien scheinen, wird das Buch von der Story getragen. Wenn es keinen guten Plot gibt, können die Charaktere noch so interessant sein.
Falls ihr euch selbst in die Kronen der Allmacht reinlesen wollt, haben wir hier die Buchreihe verlinkt: https://kronenderallmacht.de .
Von Michaela Grossmann
Michaela Grossmann studiert Anglistik& Philosophie und schreibt seit dem SoSe 2020 für den ruprecht. Neben dem Studium lässt sie sich für gute englische Literatur begeistern und liebt es Sport zu treiben. Journalistisch widmet sie sich gern den Stories interessanter Menschen oder schreibt, mit einer großzügigen Portion Humor, über aktuelle Themen.