Heute früh habe ich, so wie viele andere, das wunderbare ZEIT-Streitgespräch zwischen Jan Josef Liefers und Jens Spahn gelesen. Jan Josef Liefers natürlich eingeladen aufgrund seines Lockdown-kritischen #allesdichtmachen-Videos. Jens Spahn als habitueller Boxing-Sack. Ich dachte, vielleicht könnte Herr Liefers seine Querdenker-affine Position vielleicht ein bisschen revidieren. Naja. Wer das Zeit-Abo nicht hat, dem schildere ich mal kurz eine perfekte Welt à la Tatort-Star…
In den Medien wird nach dem ersten Lockdown nicht mehr über die COVID-Entwicklungen berichtet, das ist soooooo langweilig und einfach ultra nervtötend. Vielleicht – das werfe ich mal in den Raum – wäre es eine Lösung, dass jede Tageszeitung einmal pro Woche über COVID berichten darf. Und an den anderen Tagen sind die anderen Zeitungen dran. An den Nicht-COVID Tagen können wir uns ja endlich mal wieder mit was Anderem beschäftigen. Friday’s for Future hatten wir lange nicht mehr, wie wär‘s damit? Oder Artikel 13? Ach ne, alles so polarisierend. Worüber hat man denn früher überhaupt berichtet?
Egal. Jan Josef Liefers hält das einfach alles nicht mehr aus, also sollten die Medien es lassen. Außer sie kritisieren die Maßnahmen. Das sollten sie sich überhaupt viel öfters mal trauen! Vor seinem #nichtganzdic– äh #allesdichtmachen-Video sind nämlich alle Medien, ja auch BILD und Welt, einfach nur gehorsam der Regierung hinterher getippelt, wie die Ratten dem Rattenfänger. Unfassbar! Gottseidank haben uns Heike Makatsch und Volker Bruch vor dieser Meinungsdiktatur bescheren können. Quasi die Rosa Luxembourg und der Che Guevara unserer Zeit.
Nun, was noch? Ach ja, wir führen in Deutschland das zwanzigste Modellprojekt ein, ich würde an dieser Stelle einfach mal die Stadt mit einem Dart auf einer Landkarte auswählen. Wie wäre es mit…Regensburg? Diesmal wird es bestimmt klappen, glaubt mir, Leute. Und dann können wir endlich wieder im Freien Musik hören! Also wie Jens Spahn nicht auf so eine einfache Lösung kommen konnte…
Übrigens, wusstet ihr, dass sich nur 3,3 Millionen Menschen in Deutschland angesteckt haben? Das ist ja fast so…als hätte der Lockdown funktioniert! Ach quatsch, das wäre zu einfach. Nein, laut Bundeskanzler Jan Josef Liefers hätten die ganzen gesunden Leute echt mal verdient wieder auf ein Konzert gehen zu können (siehe Modellprojekt). Vielleicht könnten das die Menschen auf der Intensivstation dann halt vom Fernseher aus anschauen.
Naja, das sind jetzt halt ein paar Vorschläge vom lieben Herrn Kommissar. Am Ende kann ja fast jeder Deutsche diese Gedanken nachvollziehen. Es ist doch klar: wären wir Bundesgesundheitsminister, hätten wir es so viel besser gemacht. So wie Karl Lauterbach. Ach ne, den mögen wir ja auch nicht. Naja, wir hätten uns schon was einfallen lassen. Zwar haben wir allesamt offensichtlich nicht die leiseste Ahnung von demokratischen politischen Prozessen oder öffentlicher Meinungsbildung, aber dafür? Dafür haben wir eine verdammt große Klappe.
Von Natascha Koch
Natascha Koch studiert Politikwissenschaften und Geschichte und schreibt seit 2019 für den ruprecht. In ihren Artikeln dreht es sich um aktuelle politische und gesellschaftliche Trends und alles, was die Welt bewegt – oder auch nur das Internet. Seit 2020 leitet sie das Ressort für die Seiten 1-3.
Ich stehe auf der Seite von Jan-Josef Liefers und der ganzen Kampagne.
Ich mag den Text oben überhaupt nicht für seine Abwertung Jan-Josef Liefers, der nur in das Bild des „privilegierten Schauspielers“ gepresst wird.
ABER: Wir leben heute einfach durch die Zersplitterung und Filterblasen einfach in unterschiedlichen Realitäten.
Trotzdem finde ich es krass, wo überall Hohn und Bösartigkeit hinein projiziert wird.
Ich mag die Stellungnahme von Hally Hübchen hier:
https://www.youtube.com/watch?v=tyW1a-qD1RQ
Und ansonsten empfehle ich das ausführliche Interview mit dem Regisseur, der ja ähnlich wie Liefers angegangen wurde:
https://www.n-tv.de/leute/Regisseur-von-allesdichtmachen-Dietrich-Brueggemann-Wir-unterwerfen-uns-absurden-Regeln-article22512402.html