Im englischsprachigen Raum verhält es sich ganz einfach mit den rassistischen Begriffen. Das N-Wort sagt man nicht, Punkt. Im Deutschen denkt da jede:r irgendwie anders drüber nach. Also das N-Wort würde ich auch im Deutschen nicht sagen. Aber wie verhält es sich mit den 1000 anderen rassistischen Begriffen, die sich über Jahrzehnte des Kolonialismus hinweg in unseren Sprachgebrauch eingebürgert haben?
Ich will sie nicht sagen. Und ich finde auch, dass andere sie nicht in den Mund nehmen sollten, also die, die nicht Schwarz sind. Das ist doch klar, oder nicht? Irgendwie scheint in Heidelberg diese Meinung so umstritten zu sein wie die Frage um die Souveränität Palästinas.
In der Unteren Straße gibt es so ein Lokal. Ihr wisst, welches ich meine. Wie so vieles in Heidelberg ist es uralt, es beruht auf Tradition und ist nicht offen für Veränderung. Ich war bisher einmal in diesem Lokal. Nachdem ich im Zuge dessen über die kolonialistische Assoziation des Namens aufgeklärt wurde, habe ich es strikt gemieden. Das hat sich auch in der letzten Woche als absolut richtige Wahl erwiesen. Statt mein Lokal das N-Wort mit „-er“ zu nennen, nenne ich es das N-Wort mit „-a“ am Ende, wie wär’s? Das hört sich total absurd an, weil es genau das ist. Das weiß ich und das weiß mein:e liberal:e ruprecht-Leser:in. Aber genauso wissen das die Besitzer:innen.
Die Klage gegen den Namen dieses Lokals ist berechtigt. Aber müssen wir ihnen jetzt immer noch so viel Aufmerksamkeit schenken? Der Backlash gegen eine Belagerung des Lokals von politischen Aktivist:innen wird mehr Profit erzeugen, als durch die Pandemie verloren gegangen ist. Ihr meint es doch gut. Und Awareness ist wichtig. Aber genauso wichtig ist es, Rassist:innen den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Dieses Lokal reibt sich die Hände an eurer Empörung. Und ihr steigert euch immer weiter rein. Mit Rassist:innen gibt es keine produktiven Gespräche. Sie nehmen zwei Buchstaben weg und lachen über die 10 000 Klicks in der RNZ. Lasst sie in Frieden, klärt über sie auf, aber boykottiert sie ein für alle Mal. Mehr hat dieser Drecksladen nicht verdient.
von Natascha Koch
Natascha Koch studiert Politikwissenschaften und Geschichte und schreibt seit 2019 für den ruprecht. In ihren Artikeln dreht es sich um aktuelle politische und gesellschaftliche Trends und alles, was die Welt bewegt – oder auch nur das Internet. Seit 2020 leitet sie das Ressort für die Seiten 1-3.