Das Ökoreferat will die Uni nachhaltiger gestalten. Der Weg dorthin ist oft steiniger als gedacht
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ier kleine Stufen muss man vom Eingangsbereich des Stura-Gebäudes herunterlaufen. Dann erreicht man den von grellen Neonröhren beleuchteten Konferenzraum. An dem ovalen Tisch in der Mitte sitzen die Mitglieder des Ökoreferats.
Das Ökoreferat des Sturas besteht aus vier Studierenden. Alle zwei Wochen treffen sie sich, um die Universität Heidelberg ein Stück ökologischer zu machen. „Wir unterstützen Studierendengruppen und Projekte, dabei können wir sogar Unterstützungsanträge bis zu 400€ Euro beschließen“, sagt Jonathan, der seit einem Jahr mit dabei ist und lehnt sich zurück. Er zwinkert. Unter der Maske kann man ein Lächeln vermuten.
Eine finanzielle Unterstützung durch die Mittel des Sturas erfordert jedoch eine Portion Organisation und Kommunikation im Voraus. Das Prozedere kann dabei „schon ein wenig undurchsichtig“ sein, sagt Jonathan. Prinzipiell freuen sie sich aber über jedes Projekt, das in ihren Aufgabenbereich fällt. Wie dieser definiert sei? „Nun ja, alles was Studierende zu Nachhaltigkeit bewegt“.
Studierende interessieren sich spätestens seit der Gründung von Students for Future immer mehr für Nachhaltigkeit. Ein Glücksfall für das Ökoreferat. „Dem Thema Nachhaltigkeit kann selbst die Uni Heidelberg nicht mehr aus dem Weg gehen, auch wenn sie es in der Vergangenheit gerne mal schleifengelassen hat“, sagt Lukas. Die Universität hat auf die Initiative des Ökoreferats die Stelle einer Klimaschutzmanager:in ausgeschrieben, mit Erfolg. „Die Uni Heidelberg hat seit Oktober einen eigenen Klimaschutzmanager, darauf sind wir richtig stolz“, sagt Jonathan.
Ihr Problem: Von ihrem Erfolg weiß niemand
Ihr Problem: Von ihrem Erfolg weiß niemand. „Es gibt einen lange währenden Konflikt zwischen der Uni und dem Stura, ob man eine allgemeine Email an alle Studierenden schreiben darf. Dabei ist es super wichtig für uns, unsere Informationen verbreiten zu können“, sagt Lukas, der sich seit eineinhalb Jahren im Ökoreferat engagiert. Auf die Frage, wie die Kommunikation mit der Uni sonst verläuft, wird es plötzlich still im Raum. Jonathan beginnt auf seinem Stuhl hin und her zu wippen, während die anderen Blicke austauschen. „Es ist abhängig davon, mit welcher Person man kommuniziert und wie man das Anliegen formuliert“, sagt Lukas dann.
Er wählt seine Worte mit Bedacht. Für die vier Studierenden ist es wichtig, weiter mit der Uni zusammenzuarbeiten. „Es gibt eh schon Leute, die sehr kritisch gegenüber Studierendenengagement sind und denken, da passiert ja eh nichts“, sagt Lukas. „Dabei investieren wir so viel Zeit und Aufwand, wie wir nur können, aber mehr als Zwei bis Drei Arbeitsstunden in der Woche geht nicht“. Es ist ein Kampf zwischen David und Goliath. Aufhören wollen sie aber nicht. In der Zukunft könne man noch viel tun, zum Beispiel in der Haustechnik. Theoretisch. „Dafür müssten jedoch große Sachen passieren und sich wichtige Menschen bewegen“, sagt Lukas. Er seufzt. Von den großen Sachen und wichtigen Menschen ganz oben trennt das Ökoreferat mehr als nur die vier Stufen, die vom grellen Konferenzraum herauf ins Tageslicht führen.
Von Lina Abraham
...hat während der Coronapandemie ihre Liebe zum Schreiben und zum ruprecht entdeckt und war bis zum Ende ihres Studiums in Heidelberg Teil der Redaktion. Sie leitete das Ressort „Seite 1-3“ und erlebte, wie der ruprecht im Jahr 2021 als beste Studierendenzeitung Deutschlands ausgezeichnet wurde. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine Recherche über das Unternehmen „Heidelberg Materials“ und dessen Umgang mit Menschenrechten in Togo. Lina ist weiterhin journalistisch aktiv und schreibt für das Onlinemagazin Treffpunkteuropa. Zudem ist sie als Podcast Autorin beim BdV tätig und berichtet über Flucht und Vertreibung in Europa.