Die Ampel-Koalition plant, die umstrittene Legalisierung von Cannabis „zu Genusszwecken“ für Volljährige in nicht allzu ferner Zukunft umzusetzen. Trotz der verzögerten Verhandlungen um konkrete Maßnahmen werden mögliche Regulierungen diskutiert – und das nicht nur im Bundestag.
Der Hanfverband Rhein-Neckar ist der Meinung, dass ein kontrollierter Verkauf von Cannabis verschiedene Vorteile mit sich brächte. Vor allem die Entkriminalisierung sei wichtig, denn so würden die Ressourcen von Justiz und Polizei entlastet. Außerdem würde der Schwarzmarkt durch die Legalisierung geschwächt, wahrscheinlich aber nicht ganz verschwinden. Durch die offiziellen Regulierungen würde Cannabis zudem sicherer, denn verunreinigt dürfte es nicht verkauft werden. Dieser Aspekt überzeugt auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Nach jahrelanger Ablehnung spricht auch er sich für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis aus.
Konsument:innen sollen vor verunreinigten Substanzen geschützt werden. Für einen verantwortungsvollen Verkauf sei die Beratung über die Wirkung und mögliche Risiken der Inhaltsstoffe THC und CBD essenziell, so der Hanfverband. Beobachte man zudem die Auswirkungen der Legalisierung in anderen Ländern, wie beispielsweise Kanada, könne man davon ausgehen, dass es keinen „Dammbruch“, also keinen übermäßigen Anstieg des Konsums geben werde, weder in einer Student:innenstadt wie Heidelberg noch in anderen deutschen Städten. Geplant ist, dass der Verkauf in lizensierten Fachgeschäften wie CBD-Läden oder auch Apotheken erfolgen soll. Laut Justizminister Marco Buschmann könnte eine fundierte Sachkunde der Verkäufer:innen eine der Vorrausetzungen sein, um solch eine Lizenz zu erhalten. Damit sollen negative gesundheitliche Auswirkungen vermindert werden, vor allem bei erkennbar suchtkranken Kund:innen.
Auf Nachfrage in einer Heidelberger Apotheke stellt sich heraus, dass dort bislang noch nicht über mögliche Maßnahmen diskutiert wurde. „Es ist alles sehr hypothetisch“, betont die Mitarbeiterin. Die Pandemie habe noch immer Vorrang in der medizinischen Versorgung. Sollte Cannabis frei verkäuflich sein, könne jede Apotheke vermutlich selbst entscheiden, ob sie den „Verkauf zu Genusszwecken“ anbiete oder nicht. Wichtige Kriterien dafür wären unter anderem, wie die Vertriebswege aussähen und ob Apotheken Cannabis einfach beim Großhändler erwerben könnten. Bisher sei die ganze Situation noch schwer vorstellbar.
Der Verkauf von Cannabis auf Privatrezept sei aktuell schon kompliziert und vor allem teuer. Bei einer Legalisierung wäre ausreichend Aufklärung in der ganzen Bevölkerung unabdingbar.
Außerdem müsse sichergestellt werden, dass etwa die Nachtnotdienste der Apotheken nicht für den Konsum von Cannabis missbraucht würden.
von Mona Gnan
...studiert Germanistik im Kulturvergleich und Geschichte. Sie schreibt seit 2021 für den ruprecht. Mona berichtet gerne über Kultur, die Welt und alle möglichen Diskurse. Eigentlich über alles, was die Gesellschaft gerade bewegt - oder bewegen sollte.