Microsoft (MS) Office ist seit 39 Jahren Kassenschlager, das meistverwendete Textverarbeitungsprogramm der Welt und erscheint de facto als Monopolist. Es dominiert in den Büros von Behörden und Unternehmen, ist das verbreitetste Tool für Abschlussarbeiten an Universitäten und auch privat das beliebteste Programm um Texte, Tabellen und Präsentationen aller Art zu erstellen.
Dabei steht Microsoft selbst vor allem seit Juli 2020 immer wieder im Fokus von Datenschutz-Diskussionen. In den USA ist Datenschutz nach DSGVO-Standards bekanntermaßen nicht gegeben. Microsoft reagiert zwar mit einer Anpassung der Richtlinien, doch Expert:innen äußern immer wieder Kritik. Fragen tauchen auf: Was wird aus welchem Grund gespeichert und wieso bezahlen wir bereitwillig dafür?
Mittlerweile verlangt Microsoft für all seine Produkte ein Mitgliedskonto. Für Onlinedienste wie Outlook, Skype und OneDrive ist das nachvollziehbar. Bei den MS Office-Programmen jedoch nicht. Der Zwang zum Mitgliedskonto wird begleitet vom Zwang zum Internet. In den FAQ’s des Unternehmens heißt es: „Wenn Sie sich nicht mindestens alle 31 Tage mit dem Internet verbinden, wechseln Ihre Apps in den Modus mit eingeschränkter Funktionalität. Dies bedeutet, dass Sie Ihre Dokumente zwar anzeigen oder drucken, jedoch nicht bearbeiten können. Darüber hinaus können Sie in diesem Modus auch keine neuen Dokumente erstellen“.
Beobachten wir beim Gebrauch von MS Office den Router, bemerken wir, dass kommuniziert wird. Bei der Nutzung erhebt Microsoft Telemetrie-Daten, die per automatischer Datenübertragung durch einen im Hintergrund laufenden Dienst an den Entwickler vermittelt werden. Daten, die Microsoft von Kunden speichert, beinhalten IP-Adressen, Anmeldeinformationen, Namen und Kontakt-, Standort-, Zahlungs-, Geräte- und Nutzungsdaten, Kontakte, Informationen über Interessen, Browserverläufe, Aktivitäten von Apps, Diensten und vieles mehr.
„Was habe ich zu verstecken?“ hört man oft, wenn es um Datenschutz geht. Nichts. Denn jede einzelne Interaktion, die wir online tätigen, wird genauestens aufgezeichnet, beobachtet und ausgewertet. Egal ob Google, Facebook oder Microsoft: Einzelne Interaktionen werden zu umfassenden Nutzerprofilen entwickelt und ausgewertet. Für ein besseres Nutzererlebnis und Werbezwecke, heißt es in den Datenschutzrichtlinien von Microsoft. Erschwerend kommt hinzu, dass Microsoft sich im Lizenzvertrag („Microsoft Servicevertrag“) das Recht vorbehält, unser geistiges Eigentum zu nutzen: „[U]m die Produkte und Dienste von Microsoft zu verbessern, gewähren Sie Microsoft eine weltweite und gebührenfreie Lizenz für geistiges Eigentum zur Verwendung Ihrer Inhalte.“
Richard Serra und Andrew Lewis haben erkannt: „If you’re not paying for a product, you are the product.“ Und hier ist der Knackpunkt: Im Fall MS Office zahlen wir – und sind gleichzeitig das Produkt. MS Office gibt es entweder als Dauerlizenz oder Abo, beides im Normalfall nicht billig. Studierende der Uni Heidelberg können über das URZ eine günstige Lizenz für knapp vier Euro jährlich erwerben. Auf diese Weise bindet Microsoft zukünftige Kunden an sich.
Dabei gibt es kosten- und bedenkenfreie Alternativen. Denn wer sich Bill Gates‘ ‚Datenkarussell‘ entziehen möchte, kann beispielsweise auf LibreOffice und Apache OpenOffice zurückgreifen. Beide haben sich zu mehr als ebenbürtiger Konkurrenz für die Software des Programmier-Mäzen Gates gemausert. Apache OpenOffice spaltete sich 1999 vom 1985 erschienenen ‚Star Writer‘ ab. LibreOffice ging schließlich 2011 aus Apache OpenOffice hervor. Beide Programme ähneln sich heute noch, aber LibreOffice wird regelmäßiger von einer aktiveren Entwicklergemeinde aktualisiert. Die Geschwisterprogramme sind dank ähnlicher Produktoberfläche und voller Kompatibilität zu MS Office sehr zugänglich. Sie sind plattformübergreifend nutzbar und auch mit alten oder exotischen Dateiformaten kompatibel.
Der Bonus: Bei der Verwendung wird kein Benutzerprofil angelegt, also werden unsere Daten nicht gesammelt. Zusätzlich ist der Code beider Programme quelloffen. Expert:innen können sich daher einen Überblick über die Arbeitsweise und möglichen Sicherheitslücken verschaffen, weshalb die Gratisprogramme besser gegen Makroviren geschützt sind. Da beide Produkte kostenfrei und datenschutzrechtlich unbedenklich sind, schadet es nicht, die Software auszuprobieren und einen Wechsel zum Open Source-Produkt in Erwägung zu ziehen.
von Daniela Rohleder
...studiert Editionswissenschaft & Textkritik im Master und ist im Herbst 2021 beim ruprecht eingestiegen. Zwischen Oktober 2022 und November 2023 leitete sie das Ressort „Studentisches Leben“. Auch thematisch widmet sie ihr Zeichenlimit gerne dem studentischen Blick auf die Umwelt – wobei sie einiges über Radiosender, Feierkultur und Elternschaft gelernt hat.