Sofia Leser – Breitere Kulturförderung
Gerade für Studierende ist es so schwierig, eine Wohnung zu finden, aber auch für Lokale. Für unser Kulturzentrum „Paradoxon“ mussten wir die Miete extrem herunterhandeln. Ich wollte den Raum aber unbedingt mieten, weil er zwei Jahre leerstand und ich Angst hatte, dass wieder eine Kette reinkommt. In Heidelberg werden ganz viele regionale Geschäfte oder Kreativstätten geschlossen, weil die Betreiber sich die Miete nicht mehr leisten können, gerade nach der Pandemie. Barriere-freiheit ist auch ein wichtiges Thema. Da würde ich mir mehr Unterstützung für Geschäfte wünschen, denn wenn ich hier im Keramikofen eine Rollstuhlrampe einbauen will, muss ich selbst knapp tau-send Euro bezahlen. Beim Thema Mitbestimmung kann auch noch viel getan werden. Es gibt so viele Lokalbetreiber ohne europäischen Pass, die einen wichtigen Beitrag zur Kultur leisten und Steuern zahlen, aber kein Mitspracherecht in der Kommunalpolitik haben. Was Kunst und Kultur angeht, ha-pert es schlicht an Räumlichkeiten, in denen man Freiheiten für kulturell vielfältige Angebote hat. Es kann nicht sein, dass das Theater in Heidelberg zehn Millionen Euro Förderung bekommt und andere Projekte nicht. Ein neuer komplett schalldichter Club würde dagegen vielleicht eine Millionen Euro kosten, da sollte auf jeden Fall nachhaltiger investiert werden.
Ingo Smolka – Ein Stadtrat für den Boxberg
Der Nahverkehr hier auf dem Boxberg muss ausgebaut werden. Und ein Problem, das wahrschein-lich auch kein Bürgermeister ändern kann, ist die Sache mit den Lebensmitteln. Der Lebensmittel-markt hat kaum Auswahl und ist teurer, das heißt die Leute machen ihren Wocheneinkauf unten in der Stadt. Außerdem fehlt es an einer Attraktion für den Stadtteil, damit die Leute hier auch mal halten und bleiben, nicht nur durchfahren. Ich bin selbst hier im Stadtteil aufgewachsen und ansons-ten gibt es gar nicht so viel Schlechtes. Die Schule hat einen guten Zuwachs, die Kindergartenversor-gung wird schon nachgebessert. Kulturleben gibt es hier sehr wenig, aber auch da steuert die Stadt nach, wir hatten jetzt zum Beispiel erstmals den Heidelberger Frühling hier. Im Tal ist das Image vom Boxberg zwar sehr schlecht, das hat aber auch den Vorteil, dass man viel Unterstützung bekommt, weil es heißt: „Ach die da oben, die können es brauchen.“ Es gibt viele Leute, die sagen, die Stadt oder der Bürgermeister vernachlässige uns, aber das glaube ich nicht unbedingt. Der Nachteil ist, dass wir keinen Stadtrat mit direktem Draht haben, das würde das ein oder andere besser machen
Jöran Landschoff – Ehrlicher Klimaschutz
In Heidelberg gibt es drei Klima-Hauptthemen: Bauen, Energiewende und Verkehr. Windenergie-ausbau muss auch in Heidelberg und Umgebung betrieben werden. Beim Bauen gilt die Heidelber-ger Bahnstadt als Vorzeigeprojekt. Ich finde das furchtbar, weil das nicht stimmt und es da jede Menge Probleme gibt. Aber Heidelberg scheint das Image wichtiger zu sein. Als Scientist for Future würde ich von einer grünen Oberbürgermeisterin eine ehrliche Evaluation ökologischer und sozialer Aspekte erwarten. Deswegen muss das Bauen nachhaltiger werden und Fehler aus der Bahnstadt beim Patrick-Henry-Village dürfen nicht wiederholt werden. Das gilt auch für den Masterplan im Neuenheimer Feld. Grundsätzlich ist es gut, dass dort dichter gebaut werden soll statt noch mehr Flächen zu versiegeln. Im Verkehr muss man sich noch viel mehr an Radfahrern und Fußgängern orientieren, damit Autofahren in der Stadt einfach keine gute Idee mehr ist.
Barbara Hüholt und Rosmarie Feller – Wir wollen Parklets
Hüholt: Den Heidelberg-Pass finde ich großartig. Damit kostet das Essen im Seniorentreff nur einen Euro, RNV-Ticket, Schwimmbad oder Theater sind billiger.
Ich bekomme nur wenig Rente, deswegen ist das unglaublich toll für uns Senioren. Aber: Nach den Pfingstferien fährt die Linie 26 bis nach Handschuhsheim und die 33 nur zum Bismarckplatz. Das finden wir einfach sinnlos.
Feller: Ich habe schon öfter von Parklets gelesen. Da werden ehemalige Autoparkplätze in Orte mit Sitzmöglichkeiten und Pflanzen umgewandelt. So etwas fehlt in Heidelberg und auch speziell in Kirchheim. Das fände ich schön, wenn es mehr Orte gäbe, an denen Jung und Alt zusammenkommen können.
Paul Fensterer – Eine entzerrte Altstadt
Günstigen Wohnraum finde ich wichtig, auch wenn man da wahrscheinlich nicht so leicht was ändern kann. Und in der Altstadt könnte man mehr Verteilung schaffen, damit sich die ganzen Menschenmassen nicht so auf die Hauptstraße konzentrieren.
Judith Brüggemann – Guter Nahverkehr
Sobald es dunkel wird, fahren die Bahnen fast gar nicht mehr und deshalb bin ich nur mit dem Rad unterwegs. Generell finde ich die Verbindungen hier sehr schlecht, weil man meist zehn bis fünfzehn Minuten länger braucht als mit dem Rad.
Ibrahim Redzep – Mehr Parks und weniger Rassismus
Ich wünsche mir mehr Parks zum Relaxen und Sonne genießen. Wenn ich hier auf der Mauer einfach nur sitzen und Pause machen will, werde ich komisch angeschaut. Außerdem wünsche ich mir weniger Rassismus. Da muss man den Menschen einfach Orte geben, dass sie sich kennenlernen können, denn Corona hat den Menschen noch mehr Abstand gegeben. Und für kleine Kinder fände ich mehr Angebote wie Freizeitparks gut. Ich bin elffacher Onkel und muss immer in den Holiday Park fahren. So etwas fehlt hier.
Irene Schumann – Bezahlbarer Wohnraum
An allererster Stelle würde ich mir bezahlbare Wohnungen wünschen. Was den Lärm in der Altstadt angeht, habe ich kein Problem. Ich finde, die Leute sollen ihren Spaß haben. Wir wohnen auch in der Altstadt gegenüber von einer Verbindung und wenn man mitten in die Altstadt zieht, womöglich noch über eine Kneipe, kann man sich hinterher nicht beschweren.
...studiert Politikwissenschaften und Literaturwissenschaft und schreibt seit dem Wintersemester 2021/22 für den ruprecht. Nach langer Zeit in der Leitung widmet sie sich nun hauptsächlich Meinung, investigativen Recherchen und gesellschaftskritischen Themen.
Luzie Frädrich studiert Politikwissenschaft und Economics. Sie schreibt seit 2021 für den ruprecht. Ihr Interesse gilt insbesondere politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, darunter auch feministische Themen.