Alle vier Jahre zeichnet die Fields-Medaille herausragende Mathematiker:innen unter 40 aus. Dieses Jahr ging der Preis unter anderem an die zweite Frau jemals in seiner Geschichte.
Vier Mathematiker:innen düften die Medaille aus 14 Karat Gold und ein Preisgeld in Höhe etwas mehr als 10.000 Euro entgegennehmen. Hugo Duminil-Copin, June Huh und James Maynard sind die drei Mathematiker, die die renommierte Auszeichnung in diesem Jahr erhalten haben.
Neben den drei Mathematikern erhielt auch die Mathematikerin Maryna Viazovska die Fields-Medaille. Damit ist sie nach der 2017 verstorbenen Maryam Mirzakhani die erste Frau, die die Auszeichnung jemals erhalten hat.
Ihr mathematisches Wirken bezog sich – grob vereinfacht – auf die Frage, wie mathematische Objekte in einem acht-dimensionalen Raum möglichst dicht zusammengepackt werden können. In diesem Bereich brachte sie eine neuartige Formel hervor, die diesen Sachverhalt mathematisch erfasst.
Einen Nobelpreis für Mathematik gibt es nicht. Dafür nimmt die Fields-Medaille den Stellenwert der höchsten Auszeichnung des Gebiets ein. Alle vier Jahre verleiht die International Mathematical Union (IMU) die Auszeichnung an Mathematiker:innen, die jünger als 40 Jahre alt sind. Dieses Jahr hat der Preis auch einen direkten Bezug zu Heidelberg: Das Heidelberg Laureate Forum Foundation und die Klaus Tschira Stiftung bezuschusste laut IMU den Preis mit einer „großzügigen Unterstützung“.
Neben ihren mathematischen Leistungen erregte die Ukrainerin Viazovska auch mit ihrer Herkunft Aufmerksamkeit: Zwar lehrt sie mittlerweile in Lausanne und hat dort einen Lehrstuhl in Zahlentheorie inne, kommt aber aus der Ukraine. In einem Interview mit der IMU äußerte sich die Professorin der Universität Lausanne über den russischen Angriffskrieg: „Ich bin mir dessen bewusst, dass alles 3000 Kilometer entfernt von mir passiert, ich sehe keine Bomben, die auf mich fliegen, Kinder sind sicher und gesund. Niemand wird in mein Zuhause eindringen und mich ‚entnazifizieren‘. Aber ich möchte, dass die Menschen in der Ukraine wissen, dass sie unsere Unterstützung haben.“
Als der Angriffskrieg begann, habe Viazovska zunächst überhaupt nichts tun können. Nun sagt sie: „Mathematik und starke Emotionen sind nicht kompatibel.“ Mittlerweile fühle sie Tatendrang. Hierzu inspirierte sie ein Professor der Universität Uzhgorod in der Ukraine, der von den Schützengräben des Schlachtfeldes aus Zoom-Vorlesungen veranstaltet.
Mai Saito (sie/ihr) studiert Mathematik, Alte Geschichte und Philosophie. Beim ruprecht mit dabei ist sie seit SoSe21. Vornehmlich schreibt sie Meldungen und Artikel für das Wissensschaftsressort.