Am 17. August lud Oberbürgermeister Eckart Würzner interessierte Bürger:innen zu einer Schiffstour auf dem Neckar. Das im Vorfeld mit Plakaten beworbene Event erfreute sich großem Interesse: nach Würzners Aussage nahmen über 200 Heidelberger:innen an der Wahlkampfveranstaltung teil. Wer sind sie, was erhoffen sie sich, und was wurde ihnen geboten? Um das herauszufinden, gingen auch wir an Bord der „Alt Heidelberg“.
Am Pier in der Nähe des Marstalls werden alle Besucher:innen von Eckart Würzner mit einem obligatorischen Händedruck begrüßt. Uns fällt auf, dass fast alle Teilnehmenden älter als wir sind, teilweise deutlich älter, wir können aber auch einige Studierende ausmachen. Wir besteigen das Schiff und machen uns auf den Weg zum Deck, wo wir unter der prallen Sonne Platz nehmen. Langsam treffen alle dort ein, einige kaufen sich noch Getränke. Dann geht es los: Das Schiff fährt in Richtung Zoo, von dort aus nach Ziegelhausen und zurück. Würzner hält währenddessen einen etwa neunzigminütigen Vortrag. Im Anschluss sucht er das persönliche Gespräch mit den Besucher:innen.
Im Vortrag macht Würzner klar: Der Neckar ist für ihn das wichtigste Naherholungsgebiet der Heidelberger. Er selbst gehe auf ihm am liebsten Rudern und Kanufahren mit seiner Familie. Die Möglichkeiten dafür sollen in Zukunft schöner und noch vielfältiger werden. Im Folgenden geht es Würzner dann hauptsächlich darum, Stadtentwicklungsprojekte rund um den Neckar zu bewerben. Dank seiner langjährigen Erfahrung als Oberbürgermeister kann er dabei mit detailliertem Wissen über die Projekte glänzen.
Unter der Initiative “Stadt an den Fluss” wurden bereits in den letzten Jahren viele Spazierwege am Neckar und Flächen, auf denen man sich gemütlich aufhalten kann, gebaut und verschönert. Würzners Pläne gehen aber noch deutlich weiter. Er störe sich an der B37, die am südlichen Neckarufer verläuft, und würde sie gern verlegen, sodass der gesamte Uferbereich von den Heidelberger Bürger:innen und Tourist:innen nutzbar wäre. Ein für Studierende relevanter Teil dieses Plans wäre auch, dass es beim Marstall eine Terrasse in Richtung Neckar geben würde.
Außerdem soll wieder ein Neckarfreibad eingerichtet werden. Im Gegensatz zu früheren Zeiten habe sich die Wasserqualität im Neckar durch umfassende Investitionen und Anstrengungen, sowie Einleitungsverbote für Industrieabwässer nämlich stark verbessert: Der Neckar habe jetzt laut Würzner, mit Ausnahme von Zeiten nach starken Regenfällen, Badewasserqualität. Darauf, dass im Rhein-Nackar-Kreis in den Sommermonaten aufgrund von Infektionsgefahr vom Baden im Neckar abgeraten wird, geht er nicht ein.
Ein weiteres Anliegen Würzners sei es, Fahrradachsen entlang des Neckars auszubauen. Es soll eine zusätzliche Fahrradbrücke ins Neuenheimer Feld geben, die Pläne dazu existieren seit einiger Zeit, genaue Zeitangaben macht er nicht. Falls diese dann, wie Würzner es sich wünscht, an das Schnellradwege-Netz angeschlossen würde, sodass man ohne Ampeln von Wieblingen ins Neuenheimer Feld fahren könnte, wäre das natürlich für viele Studierende ein großer Gewinn. Die Fahrradwege würden außerdem nicht mehr an der viel befahrenen Bundesstraße entlang verlaufen, wenn diese als Tunnel oder durch Verlegung verschwinden würde. Dies gestalte sich jedoch schwierig, weil die B37 die Hauptverkehrsachse in den Odenwald sei. Würzner siehe deshalb die beste Option darin, Teile der Bundesstraße unter die Erde zu legen.
Eine große Quelle von Stolz sei für Würzner das unter dem Wasserspiegel liegende Wasserkraftwerk, gelegen bei den Staumauern und der Schleuse am Schloss. Dieses versorge bis zu 5000 Heidelberger Haushalte mit grünem Strom.
Zwei Herren setzen sich zu uns an den Tisch. Sie heißen Martin und Oliver. Beide leben seit vielen Jahren in Heidelberg, allerdings nicht lang genug, um Würzners Vorgängerin noch erlebt zu haben. Generell seien sie zufrieden mit ihm und fänden viele Initiativen von Würzner interessant, bemerken aber auch, dass es viele Ideen schon mal gab, und diese aus dem ein oder anderen Grund nicht umgesetzt wurden. Insbesondere die Idee, die B37 zu verlegen oder unterirdisch zu führen, habe es vor über zehn Jahren schon mal gegeben, das Vorhaben scheiterte damals an der Finanzierung.
Nach zwei Stunden in der Sonne und einem sehr umfangreichen Vortrag schaffen wir es auch noch, Eckart Würzner einige Fragen zu stellen. Ob er nervös sei, ob seiner in Heidelberg namhaften Gegenkandidatin Theresia Bauer. Er wehrt ab. Eher sehe er es als fairen Wettbewerb, mit einer gehörigen Portion Sportsgeist. Der Wahlkampf sei sowieso etwas, was ihm großen Spaß mache.
Es wird sich zeigen, ob seine Arbeit Früchte trägt. Auf der Schiffstour macht Würzner insgesamt einen kompetenten und passionierten Eindruck. Allerdings ist Naherholung am Neckar ja auch nur ein kleiner Teil im Leben der meisten Heidelberger:innen, der in den Herbst- und Wintermonaten zunehmend an Relevanz verliert. Ob also sich damit eine Wahl gewinnen lässt, ist fraglich.
Von Louise Kluge und Carolin Lindow