Wer kennt es nicht? Man ist schon viel zu spät dran, um noch pünktlich zur Veranstaltung zu kommen, und dann passiert das Unsagbare: Das Fahrrad will sich nicht bewegen lassen, Kette gerissen. In solchen Fällen ist eine Reparatur unabdingbar, aber leider ist sie teuer.
Dem möchte das URRmEL Abhilfe schaffen. Das URRmEL (Universitäre Rad-Reparaturwerkstatt mit Eigenleistung) gibt es schon seit den 1990er Jahren.
Das Ziel ist es, Studierenden das Reparieren ihres Fahrrads so leicht und kostengünstig wie möglich zu machen. Die Werkstatt im äußersten Nordwesten des Neuenheimer Feldes finanziert sich durch freiwillige Spenden und einen kleinen Betrag aus eurem Semesterbeitrag.
Grundsätzlich könne beim URRmEL fast alles repariert werden. Die am häufigsten vorgenommene Maßnahme sei das Flicken von Reifen, so die Mitarbeiter. Beinahe ebenso häufig seien gerissene Ketten und defekte Kugellager. Auch für diese Reparaturen sind Ersatzteile und Werkzeuge vorrätig.
Lediglich E-Bikes stellen ein Problem dar. Das liege daran, dass diese wesentlich komplexer und teurer seien als gewöhnliche Fahrräder und nur sehr wenige Beschäftigte ausgebildete Mechaniker: innen sind. Eine Garantie für Erfolg gibt es daher nicht.
Das URRmEL ist kein Reparatur-Service im wörtlichen Sinne. Die Werkstatt versteht sich vielmehr als Hilfe zur Selbsthilfe, selbst Hand anzulegen ist ausdrücklich erwünscht. Neu Ankommende werden von freundlichen Mitarbeiter:innen empfangen, die das Fahrrad begutachten und bei der Reparatur anleiten. So kann jede:r den Umgang mit den nötigen Werkzeugen erlernen. Aus einem defekten Fahrrad wird dann in wenigen Minuten wieder ein straßentaugliches Fahrzeug mit Licht, Klingel und aufgepumpten Reifen.
Wer Hilfe mit seinem Fahrrad benötigt, kommt einfach zu den Öffnungszeiten vorbei.
Das URRmEL befindet sich auf dem Gelände Im Neuenheimer Feld 706 in einem gelben Container.
Während der Vorlesungszeit hat die Werkstatt dienstags und donnerstags jeweils von 16 bis 20Uhr geöffnet, in der vorlesungsfreien Zeit nur donnerstags von 14 bis 20 Uhr.
Neben den Reparaturen verleiht die Werkstatt Fahrradanhänger und Lastenfahrräder für Möbelkäufe oder Umzüge. Wer die Möbel auch gleich aufbauen möchte, kann auf Nachfrage das passende Werkzeug ausleihen.
Aktuell werden neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, die lernen möchten, wie ein Fahrrad repariert wird, um in Zukunft andere anleiten zu können. Vorkenntnisse sind laut Werkstattbetreiber:innen nicht notwendig. Es sind immer mehrere URRmEL-Mitarbeiter:innen gleichzeitig in Schichten von zwei Stunden eingeteilt, sodass niemand alleine verantwortlich ist.
Die Werkstatt betont dabei, dass sie insbesondere Frauen ermutigen möchte, zum Werkzeug zu greifen. Es gibt in Heidelberg auch andere Initiativen zur Reparatur von Fahrrädern, zum Beispiel den Radhof in Bergheim oder die Speiche in der Südstadt.
Das selbstverwaltete Wohnheim Collegium Academicum in Rohrbach Süd plant ebenfalls eine Fahrradwerkstatt.
Durch diese Verdichtung des Werkstatt-Netzes soll das Fahrrad als alternatives Transportmittel gefördert werden und dem größten Nachteil des URRmEL entgegengewirken. Denn viele Studierende kommen nicht zum URRmEL, weil sie südlich des Neckars wohnen und der Weg in den Norden mit einem kaputten Fahrrad durchaus beschwerlich sein kann.
Nichtsdestotrotz war und ist das URRmEL stets gut besucht, weshalb vor allem Studierende, die sich aktiv einbringen möchten, jederzeit willkommen sind.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.