Seit 2003 kämpft die Pädagogische Hochschuleim Feld mit Asbest und PCB in den Wänden
Wer im Neuenheimer Feld 561/562 arbeitet und lernt, setzt sich einer unsichtbaren Gefahr aus. Im Jahr 2003 wurde in dem Gebäude der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH) gesundheitsschädliches Baumaterial gefunden. Bei den Schadstoffen handelt es sich um Polychlorierte Biphenyle (PCB) und asbesthaltiges Baumaterial. Der Bau entstammt, wie viele andere öffentliche Einrichtungen, die heute noch in Benutzung sind, den 1970er Jahren, als PCB standardmäßig etwa in Leuchten oder Fugen verwendet wurde.
Es ist davon auszugehen, dass in weiteren Teilen des Campus im Neuenheimer Feld noch ähnliche Baumaterialien zu finden sind, da dieser im Wesentlichen in den Jahren 1951 bis 1975 erbaut wurde. Zu einem Verbot in Deutschland kam es am 14. Februar 1989, das weltweite Verbot folgte sogar erst am 22. Mai 2001. Doch was macht PCB-haltiges Baumaterial so gefährlich? PCB ruft keine sofortigen Vergiftungserscheinungen hervor. Wenn man aber Kontakt mit dem Stoff hat, reichert sich PCB im Fettgewebe an, wo es auch schon in geringen Mengen zu chronischen Problemen führen kann.
Typische Auswirkungen einer PCB-Vergiftung sind das Auftreten von Chlorakne, Haarausfall, Hyperpigmentierungen, Leberschäden, embryonale Fehlbildungen und eine Schädigung des Immunsystems. Im Oktober 2014 veranlasst ein in einem Büro der PH geplatzter PCB-haltiger Kondensator den Landesbetrieb zur Beauftragung einer Kernsanierung des Raumes – diese dauerte elf Monate. Ebenfalls Ende 2015 wird ein Verzeichnis über im gesamten Bau enthaltene Schadstoffe erstellt. 2016 startet das Rektorat der PH dann eine Informationskampagne für Hochschulmitglieder, um über die momentane Gefährdungssituation aufzuklären.
Es folgen eine Teilsanierung, die als Vorbild dienen sollte, Informationsveranstaltungen und Fragerunden. Währenddessen werden in den Jahren 2016 bis 2017 immer wieder stückweise Etagen zur Sanierung gesperrt und Umzüge in Ausweichgebäude durchgeführt. Zusätzlich begleitet durch Sonderreinigungen können so die PCB-Raumluftwerte im Frühjahr 2017 um etwa 50 Prozent gesenkt werden. Hochschulmitglieder dürfen im Rahmen des Human-Biomonitoring kostenfrei ihre Belastung mit PCB abklären lassen, es werden vorübergehende Homeoffice-Vereinbarungen getroffen und Außenarbeitsplätze geschaffen.
Dennoch regt sich verstärkt Kritik an der Kommunikation mit dem Landesbetrieb Vermögen und Bau. Die Hochschule kann nur schwer auf die Belange der Studierenden eingehen, da die volle Zuständigkeit für die Sanierung beim Land liegt. Infolgedessen wird eine spezielle E-Mail-Adresse für Beschwerden eingerichtet. Bis September 2018 werden schließlich sämtliche Deckenplatten ausgetauscht – ein Schritt, dem nur nach intensiven Bemühungen der Hochschule zugesagt wird. Da seit dem 01. Januar 2018 das neue Mutterschutzgesetz auch Studentinnen einschließt, sollen schwangere Studierende das Studienbüro von ihrer Schwangerschaft in Kenntnis setzen, sodass etwa Kurse in andere Gebäude verlegt werden können.
Im Januar 2021 haben die Bauarbeiten am Erweiterungsbau der PH, dem sogenannten C-Bau, begonnen. Dieser Anbau soll genutzt werden, indem nacheinander jeweils ein Gebäudezahn in diesen Bau umzieht, sodass der ursprüngliche Bau stückweise saniert werden kann. Die aktuellen Messwerte liegen nach Angaben der Hochschule deutlich unter den zulässigen Grenzwerten und lassen soweit keine besondere Gefährdung erkennen. Auf eine endgültige Lösung muss weiter gewartet werden. Bis zum Abschluss der Sanierung gilt der Grundsatz: „Lüften, Entstauben, Reinigen“.
von Emily Maria Burkhart
...studiert Politikwissenschaften und Soziologie an der Universität Heidelberg und schreibt seit Oktober 2022 für den ruprecht. Sie interessiert sich besonders für das aktuelle politische Geschehen, sowie für alles rund um das studentische Leben in Heidelberg.