Das Studierendenwerk hat seine Preise erneut angehoben. Nun musste sogar der Wrap dran glauben
Die Marstall-Mensa und das Café nebenan sind aus dem Studierendenleben in der Heidelberger Altstadt kaum wegzudenken – vor den Vorlesungen schnell noch einen Kaffee holen und vielleicht einen Brownie to go, gemeinsam mit den Freunden beim Büfett mittagessen und nachmittags gemütlich mit einem Schafskäse-Wrap die Steckdosen und mehr oder weniger funktionierendes Eduroam zum Lernen nutzen. Mittlerweile stehen die Bänke auch wieder draußen und – das Highlight an sonnigen Tagen: die Liegewiese! Ach, herrlich… Wäre da nicht die immer noch andauernde Inflation.
Dass die Preise im Supermarkt erhöht wurden, ist mittlerweile nichts Neues. Was kostet schon noch so viel oder so wenig wie vor zwei Jahren? Jeden Tag setzen tausende Studierende deswegen auf die niedrigen Essenspreise der Mensen und Cafés des Studierendenwerks – und tolerieren dafür die fragwürdige Musikauswahl samt Spotify-Werbespots als i-Tüpfelchen zwischendurch.
Der Büfettpreis pro 100 Gramm wurde letztes Jahr schon von 84 auf 92 Cent erhöht. Tendenziell lohnt es sich für die meisten Studierenden aber weiterhin, in der Mensa zu essen. Auch der Kaffee und die Snacks gehörten immer zum niedrigen Preissegment.
Doch damit war’s das fürs Erste. Zum Sommersemester hat das Studierendenwerk Heidelberg seine Preise in den Cafés und die Mieten in seinen Wohnheimen angehoben. Der allseits beliebte Wrap ist nicht mehr so finanziell lohnenswert wie noch vor ein paar Wochen; statt 2,80 Euro kostet er jetzt 4,20 Euro – das ist eine Erhöhung von 50 Prozent. Kuchen bekommt man nicht mehr für unter zwei Euro und selbst der Cappuccino ist teurer geworden. Und das, obwohl das Studierendenwerk nach der Preiserhöhung letztes Jahr angekündigt hatte, dass erstmal keine weiteren Anpassungen mehr geplant seien.
Auf Nachfrage erklärt das Studierendenwerk, dass es sich 2023 doch wieder gezwungen gesehen habe, die Preise anzupassen. „Die günstigen Konditionen, die wir als Dienstleister für unsere Studierenden lange konstant halten konnten, sind nun leider wirtschaftlich nicht mehr tragbar“, sagt Pressesprecher Timo Walther. Diese Tatsache habe sich schon in den letzten Monaten abgezeichnet, doch man habe bewusst gewartet, bis das Wintersemester vorbei war. „Letzen Endes ist das Studierendenwerk ein sozialer und gemeinnütziger Dienstleister für Studierende und das Letzte, was wir wollen, ist Studierende dann stärker zu belasten.“
Mittlerweile kann man sich Spargel während der Saison auch nur noch zweimal die Woche auf den Teller häufen, früher fünfmal. In einer finanziellen Krise befindet sich das Studierendenwerk nach eigenen Angaben aber nicht. „Wir sind jetzt nicht in einer Lage, in der es uns droht, bankrott zu gehen. Da ergreifen wir schon früh genug Maßnahmen, um gegenzulenken.“ Zwar seien aktuell keine weiteren Preiserhöhungen vorgesehen, man könne das angesichts der steigenden Kosten aber nicht versprechen, solange die Landesregierung keine zusätzlichen finanziellen Fördermittel bereitstellt. Dafür ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg zuständig.
Nur zehn Prozent der Gelder, die dem Studierendenwerk zur Verfügung stehen, erhält es vom Land. Der Rest muss durch Studierendenwerksbeiträge und durch Einnahmen aus den Mensen sowie aus Mieten erwirtschaftet werden. Womöglich ein Anhaltspunkt für Studierende bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg in drei Jahren? Zumindest für all die, auf deren Personalausweis nicht immer noch Berlin oder Köln als Wohnort angegeben ist.
Von Ayeneh Ebtehaj
...studiert Politikwissenschaft und Anglistik. Sie schreibt seit April 2023 für den ruprecht, am liebsten über Politik, Kultur und Themen, die Studis betreffen. Bis Juli 2023 leitete sie das Ressort Studentisches Leben.