HIV-positiver Student darf nicht weiterstudieren
Nach einem langwierigen Prozess wird in Marburg ein Medizinstudent endgültig von seinem Zahnmedizinstudium ausgeschlossen.Die Universität begründet ihren Schritt mit der Sicherheit der Patient:innen. Der 34-Jährige lebt mit HIV. Bei einer Gesundheitsprüfung vor dem ersten Praktikum gelangte die Info an die Universität Marburg. Den theoretischen Teil des Studiums hatte der Mann bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Das erste Staatsexamen hatte er auch schon bestanden. Jetzt fehlte nur noch der klinische Teil. Dazu gehört etwa der Phantomkurs in Parodontalpropädeutik, in dem an einem Kunstkopf geübt wird. Außerdem sollen die angehenden Zahnärzt:innen Abdrücke vom Gebiss nehmen oder Zahnreinigungen durchführen.
Vorher müssen alle Studierenden noch zur arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung. Als der HIV-Test nach der Untersuchung positiv ausfällt, verlangt die Universität Marburg von dem Betroffenen monatliche Bluttests – auf eigene Kosten. Vom Ergebnis dieser Tests hing ab, ob er noch weiter würde studieren dürfen. Durch eine erfolgreiche HIV-Therapie stellen infizierte Ärzt:innen kein Risiko für ihre Patienten dar. In Deutschland gibt es keine Mitteilungspflicht für HIV-positive Ärzt:innen.
Zum Ausschluss des Studenten kommt es in Marburg aber trotzdem. Der Betroffene zieht vor Gericht und wird daraufhin von allen Lehrveranstaltungen ausgeschlossen. Die Universität spricht sogar ein Betretungsverbot gegen ihn aus. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof gibt der Universität Marburg im Januar 2022 recht und beendet das Studium des HIV-positiven 34-jährigen. Der weitere Rechtsweg ist nach dem Urteil ausgeschlossen. Ob er trotzdem Zahnarzt wird und sein Studium an einer anderen Universität weiterführen kann, ist aktuell noch unklar.
Von Josefine Nord
...studiert Politikwissenschaften und Literaturwissenschaft und schreibt seit dem Wintersemester 2021/22 für den ruprecht. Nach langer Zeit in der Leitung widmet sie sich nun hauptsächlich Meinung, investigativen Recherchen und gesellschaftskritischen Themen.