Lieber Dr. Ruprecht,
ich habe meinen Dozenten (nennen wir ihn Professor X) auf Tinder entdeckt! Wir sehen uns mehrmals wöchentlich in Seminaren, und nun frage ich mich, wie zur Hölle ich damit umgehen soll. Das oberkörperfreie Spiegel-Selfie von ihm auf seiner Bettkante ist nur schwer zu vergessen. Soll ich die Sache beim nächsten Seminar ansprechen? Oder wäre es besser, so zu tun, als hätte ich nichts gesehen?
Mit freundlichen Grüßen
Lina, 21, irgendeine Sozialwissenschaft
Liebe Lina,
dein Dozent scheint nicht gerade ein Überflieger zu sein, sonst wäre er vermutlich eher auf Elite Partner zu finden. Das ist gut für dich, denn das macht ihn nahbarer. Die Frage ist, was du nun von ihm willst, denn Professor X ist offenbar single and ready to mingle. Dass du ihn auf Tinder angezeigt bekommst, heißt ja nicht nur, dass er auf Frauen in deinem Alter steht, sondern auch, dass du auf Männer in seinem Alter stehst …
Was wäre denn das Schlimmste, das passieren könnte, wenn du sein Tinder-Profil zur Sprache bringst? Elterngespräch? Eskalation? Exmatrikulation? Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das Glück ist mit den Mutigen und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Immerhin siehst du ihn wöchentlich und kannst einen direkten Vergleich zu seinem Tinder-Profil ziehen, somit ist Catfishing ausgeschlossen. Also fass’ dir ein Herz und sprich ihn an – wenn er dir gefällt.
Du klingst jedoch nicht all zu interessiert an Mr. X, ob es nun an seinem Äußeren, seiner Persönlichkeit oder dem Machtgefälle liegt. In diesem Fall solltest du ihn lieber in Ruhe lassen und es nicht ansprechen. Auch er sucht nun einmal nach der Liebe und ist vielleicht einfach nur zu schüchtern und traut sich nicht, Frauen in der realen Welt anzusprechen.
Natürlich könntest du genauso gut Matchmaker spielen und ihn mit einer Dozentin deiner Wahl verkuppeln: Auch Dozent:innen haben ein Recht auf ein erfülltes Sexualleben – oder die große Liebe. Just imagine: Professor X und Professorin Y teilen sich auf einem Candle-Light-Dinner beim Italiener einen Pasta-Teller (zwei wären einfach nicht romantisch genug).
Haben wir nicht alle Dozent:innnen, denen wir so eine Lovestory wünschen? Also bedenke: Sein Schicksal liegt ab jetzt in deiner Hand!
Herzlich,
Dr. Ruprecht (rup)