Ist dir der Marstall zu weit weg? Kannst du dich ohne das sanfte Knirschen von Erdnussflips nicht konzentrieren? Autor:innen des ruprecht wagen das Experiment und schmuggeln ihre Lieblingssnacks in die UB
Tägliche Kontrollen der ohnehin durchsichtigen Bib-Bags und geräuschvolles Magengrummeln im Lesesaal – den Heidelberger Studis ist bekannt, dass der Knigge der altehrwürdigen Unibib jegliches Essen verbietet. Diese Regelung ist in der Hausordnung festgeschrieben und soll den Bestand schützen sowie Reinigungskräfte entlasten. Klar ist, dass die meisten von uns trotzdem schon einmal versucht haben, mit einem Snickers oder Bananen durch die Kontrolle zu huschen.
Aus einer Schnapsidee wird Realität. In unserer Rubrik „7 Tage“ testen wir Grenzen aus und setzen kuriose Gedanken in die Tat um. So auch hier: Wir nehmen uns vor, eine Woche lang mit möglichst absurden Mitteln Essen in die Unibib zu schmuggeln. An diesem Punkt möchten wir klarstellen, dass die Kontrollen in der Bib durch offensichtlich übertriebene Schmuggeltechniken wie ausgehöhlte Bücher umgangen worden sind. Seht folgende Abhandlung somit als lebendige Produktion einer Stammtischgeschichte, nicht als Serviervorschlag oder Verzehrempfehlung.
Falls euch am ersten Tag Menschen mit knisternden Schritten begegnet sind – ja, das waren wir – mit einem Müsliriegel unter der Jeans am Bein festgeklebt. Jedoch findet das Vergnügen ein jähes Ende, denn die Plastikfolie erzeugt beim Auspacken einen mit Lärmbelästigung vergleichbaren Geräuschpegel. Und Radau im Lesesaal ist immer noch die schlimmste Sünde.
Am zweiten Tag wollen wir auch früh am Morgen nicht auf unser Frühstückscroissants verzichten. Spanisch steht auf dem Lernplan; zumindest hatten wir die Lernbox „Spanisch in 30 Tagen“ dabei. Und natürlich waren da ausschließlich Lernsachen drin, keine Schokocroissants. Ich schwöre!
An Tag drei scheint die Sonne und da wir uns trotzdem missmutig in die Bib plagen, schmuggeln wir kurzerhand ein bisschen Sonne mit herein: Freund:innen des Sommers, es ist Kirschsaison. Wir warten ja immer noch darauf, dass jemand auf Bibcrush uns Menschen mit den „Kirschohrringen“ spottet, denn ja, die waren echt und wirklich lecker.
Donnerstag ist ab jetzt Kinotag. Leider führen Lernphase und inflationär steigende Gloria-Eintrittspreise zum heimlichen Filmegucken in der Bib. Wer sagt, dass dafür auf Popcorn verzichtet werden muss? Gemütliche Sessel gibt es glücklicherweise zur Genüge.
Freitags schalten wir wie alle vom Lern- in den Partymodus. Auch in der Klausurenphase dürfen die Partymäuse nicht zu kurz kommen. Wer nicht nach dem ersten Tequila seine:n Ex anrufen will, sollte sich schon vorher stärken. Oh, apropos Tequila, haben nur wir von der Legende der Gin-Tastings in der Bib gehört? Wäre doch super, wenn die Bib-Tische am Wochenende ähnlich klebrig wären wie in der Unteren. Da die Bibliothek komischerweise noch keine Öfen zur Verfügung stellt, mussten wir die Runde Pizza selbst mitbringen.
Für den Samstag genehmigen wir uns ausnahmsweise mal was Feines: Sushi in der Bib, es war ein Fest(mahl)! Wir bringen ein wenig Seeluft nach drinnen zu den fleißigen Stubenfliegen. Wie es so weit kommen konnte, bleibt ein wohlbehütetes Geheimnis.
Der große Finaltag beschert einen Anblick, der wohl allen Jurastudierenden ein Schaudern bereitet. Wofür braucht man eigentlich nochmal diese dicken, roten Wälzer? Wir glauben ja, die bieten viel Stauraum. Ganz der deutschen „Kaffee und Kuchen“-Tradition folgend gibt es während unserer Lernsession ein großes Stück Erdbeersahnetorte! Mit Kuchengabeln ausgestattet genießen wir ein Stück süßes Glück.
Zum Ende unseres Experiments müssen wir gestehen, dass wir zuvor fest davon ausgingen, irgendwann erwischt zu werden. Dass das nicht passiert ist, scheint offensichtlich unseren drastischen Mitteln geschuldet zu sein. Nun sind die Grenzen vollständig ausgelotet. Nach einer Woche fragen wir uns: Was hat uns das eigentlich gebracht? Der Herzkasper bei der Kontrolle lohnt sich jedenfalls nicht; die Klausurenphase ist schon nervenaufreibend genug. Es kostet viel Lebenszeit, den fetten Jura-Schinken auszuhöhlen, und währenddessen hätte man in der Marstallmensa fürstlich speisen oder tatsächlich etwas lernen können.
Sollten in den nächsten Monaten Abtastkontrollen und Nacktscanner am Eingang zum Lesesaal eingeführt werden, wisst ihr: Nostra culpa.
Letztendlich sollen eben unsere Bücher, Zeitschriften und andere Bestände der Universitätsbibliothek vor Kaffeeflecken, Fettfingern und Frühstückscroissants geschützt werden. Und wer lernt schon gerne an vollgekrümelten Tischen? Wir jedenfalls nicht.
Wer also dringend Schlemmerpausen beim Lernen braucht, der gehe zum Lachen und Snacken in den Cafeteria-Keller.
Von ruprecht