Es ist wieder soweit – ihr bekommt vor der Mensa den druckfrischen ruprecht in die Hand gedrückt. Dreimal pro Semester erscheint er, die Arbeit daran beginnt schon lange vor dem Layoutwochenende.
Es müssen Texte geschrieben und Bilder gemacht werden, wir treffen uns wöchentlich zur Planung der Inhalte. Dazu kommen Aufgaben im Hintergrund: das Verteilen der Ausgabe, die Suche nach Werbepartner:innen, das Führen des Archivs, der Kontakt zur Druckerei, das Beantworten von E-Mails… Nach der Pandemie mussten außerdem die internen Strukturen des ruprecht erst wieder aufgebaut werden. So wird aus dem Studium, neben dem man sich beim ruprecht engagiert, langsam ein Vollzeit-Ehrenamt, bei dem das Studium so nebenher läuft. Oder man erwischt sich auf der eigenen Party dabei, dass man mal kurz in den Redaktions-Channel schaut, ob denn auch alles klappt für die nächste Ausgabe.
Zu viel Verantwortung und Mental Load sorgen dafür, dass die Arbeit am ruprecht keinen Spaß mehr macht, sondern anstrengend wird. Wenn man zu sehr für eine Sache brennt, kommt man auch schnell in Gefahr, für sie auszubrennen – vor allem im Ehrenamt. Die Bedingungen, für die wir beim ruprecht arbeiten, würden wir von keinem Arbeitgeber akzeptieren.
Lohnt es sich tatsächlich, für die „gute Sache“ zu brennen? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Jedes Mal, wenn wir die fertige Printausgabe in den Händen halten und sich beim Verteilen ein:e Leser:in über den neuen ruprecht freut: Das sind die Momente, die jedes kurzfristige Ausfallen von Texten, jede Beinahe-Anzeige, jede schlaflose Layoutwoche fast ausgleichen. Aber eben nur fast.
Wie in einer Liebesbeziehung müssen wir an unserer Beziehung zum ruprecht arbeiten und auch mal Nein sagen lernen. Damit aus Herzblut und Hingabe nicht verlorene Liebesmüh und ausgebrannte Leitungsmitglieder werden, haben wir für diese Ausgabe die Seitenzahl reduziert und den ruprecht zum Teil ruprecht sein lassen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und verabschieden uns in die Sommerpause. Auf einen frischen Start im Wintersemester – à bientôt, eure Leitung.
Anm. der Redaktion: Der Artikel wurde in der letzten Ausgabe des Sommersemesters veröffentlicht, der Upload auf die Website erfolgte erst später.
...studiert Editionswissenschaft & Textkritik im Master und ist im Herbst 2021 beim ruprecht eingestiegen. Zwischen Oktober 2022 und November 2023 leitete sie das Ressort „Studentisches Leben“. Auch thematisch widmet sie ihr Zeichenlimit gerne dem studentischen Blick auf die Umwelt – wobei sie einiges über Radiosender, Feierkultur und Elternschaft gelernt hat.