Im kommenden Jahr sollen Olympionik:innen in der Seine ihre Bahnen ziehen. Doch dafür ist der Fluss noch zu dreckig.
Paris will seinen Fluss säubern. Denn die Seine soll nicht nur Mittelpunkt der Stadt, sondern auch das Zentrum der Olympischen Spiele 2024 sein.Ist sie bisher Ort für Schifffahrten, Müll und Abwasser gewesen, wird sie im nächsten Sommer Schauplatz der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele und einiger Wassersportarten wie Triathlon und Freischwimmen sein.
Bis die Pariser:innen wieder in der Seine schwimmen können, wird noch ein weiteres Jahr gewartet und der Bau von bis zu 20 Stränden entlang des Flusses geplant. Um das möglich zu machen, ist laut Jean-Marie Mouchel, Hydrologe und Forscher an der Sorbonne, noch „einiges zu tun im Bereich Fäkalbakterien“. Er testet regelmäßig die Wasserqualität und ist noch lange nicht zufrieden.
Während der Anteil jener Bakterien momentan bei 1000 bis 5000 Coli-Bakterien pro 100 ml liegt, muss er zum bedenkenlosen Schwimmen unter die 900 kommen. Stark abhängig ist dieser Gehalt von den Wetterereignissen. Regnet es in kurzer Zeit stark, läuft die Kanalisation über – und das Abwasser in die Seine. Beispielhaft ist dafür, dass das Probeschwimmen für die Olympischen Spiele im August nach einigen Regenfällen aufgrund der inakzeptablen Wasserqualität abgesagt werden musste.
Dennoch bleibt die Pariser Regierung zuversichtlich: In einem Interview mit France 24 bekräftigt Pierre Rabadan, stellvertretender Bürgermeister von Paris und zuständig für die Olympischen Spiele, das Vorhaben. Es sei „nicht verrückt, sondern ein ambitioniertes Ziel“. So wird nahe der Seine ein riesiges Regenauffangbecken gebaut, das die Kanalisation entlasten soll. Das Milliardenprojekt war Teil der Pariser Bewerbung um die Ausrichtung von Olympia, denn 100 Jahre nach den letzten Olympischen Spielen in Paris und dem 100. Geburtstag des Schwimmverbotes in der Seine, soll beides wieder möglich sein. Die kommenden Sommerspiele sollen die nachhaltigsten in der olympischen Geschichte werden.
Wurde die Seine 1960 noch als biologisch tot definiert, soll wieder mehr Leben an und in dem Fluss stattfinden. Paris will seinen Ruf als grünes Vorbild unter den Großstädten verteidigen. Dabei ist die Stadt bisher recht erfolgreich, denn wer am Ufer der Seine die Beine ins Wasser baumeln lässt, muss zumindest keine Angst mehr vor E-Scootern haben. Anders sieht das wahrscheinlich in Deutschland aus. Während viele E-Scooter nach ihrem Verbot in Paris in Berlin gelandet sind, steht es auch um die Bademöglichkeit in deutschen Flüssen schlecht.
In Heidelberg ist das Schwimmen im Neckar zwar nicht verboten, vom Gesundheitsamt aber stark abgeraten. Denn die 500 Kläranlagen entlang des Neckars leiten ihr gereinigtes Abwasser in den Fluss. Bei Niedrigwasser besteht er zu 37 Prozent aus Klärwasser, das auch trotz Klärstufen noch Fäkalkeime und Salmonellen enthält. Nichtsdestotrotz finden hier regelmäßig Triathlons statt. Sollte Paris die Seine also nicht rechtzeitig sauber genug bekommen, könnten wir die Neckar-Wettkämpfe als Vorbild anbieten.
Von Vera Neise
Vera Neise studiert Politikwissenschaft und Soziologie, aber in ihrer Freizeit am liebsten den ruprecht. Daher schreibt sie seit Herbst 2021 selber mit und zwar besonders gern über gesellschaftspolitische Themen, die die Heidelberger Studis betreffen.