Der Klimawandel ist medial, politisch und wirtschaftlich omnipräsent. Und obwohl die Thematik unermüdlich diskutiert wird, kursieren viele Halbwahrheiten und falsche Behauptungen. Hier ein kurzer Fakten-Check
Zum menschengemachten Klimawandel gibt es keinen wissenschaftlichen Konsens.
Falsch. Im Jahr 2016 wurde eine Metastudie mit dem Titel „Konsens über den Konsens“ veröffentlicht. Laut dieser sind über 90 Prozent der publizierenden Klimaforschenden der Meinung, dass der Mensch die Hauptursache des gegenwärtigen Klimawandels ist. Seitdem wurde dies durch unzählige weitere Metastudien unterstützt.
Treibhausgase und der Treibhauseffekt sind schlecht.
Nicht ganz richtig. Es muss zwischen dem natürlichen und dem menschengemachten Anteil des Treibhauseffekts unterschieden werden. Die Temperatur auf der Erde hängt von der einfallenden Sonnenstrahlung und der Zusammensetzung unserer Atmosphäre ab. Die einfallenden Sonnenstrahlen werden auf der Erdoberfläche zum Großteil in Wärme umgewandelt und als infrarote Strahlung von der Erde zurück in Richtung All gestrahlt. In der Atmosphäre gibt es Treibhausgase, die diese Infrarotstrahlung absorbieren und teilweise bis zur Erdoberfläche zurückstrahlen können. Es kommt zu einem Wärmestau wie in einem Gewächshaus.
Ohne natürliche Treibhausgase hätte die Erdoberfläche eine mittlere Temperatur von -18 °C, aber dank unserer Atmosphäre haben wir im Mittel kuschelige 15 °C. Der Gund hinter dieser Differenz wird als natürlicher Treibhauseffekt bezeichnet. Treibhausgase sind also nicht grundsätzlich schlecht. Eines unserer wichtigsten natürlichen Spurengase ist Wasserdampf.
Seit der Industrialisierung haben jedoch die Konzentrationen von Treibhausgasen, wie Kohlenstoffdioxid und Methan, vor allem durch die Verbrennung fossiler Kohlenstoffe enorm zugenommen. Diese unnatürlich hohen Mengen verursachen einen zusätzlichen menschengemachten Treibhauseffekt. Im Jahr 2020 lag die globale Durchschnittstemperatur bereits um 1,2 °C über dem vorindustriellen Niveau.
Die Ozonschicht reflektiert UV-Strahlung wie ein Spiegel.
Die Ozonschicht, die uns in der Atmosphäre vor UV-Strahlung schützt, ist Vielen ein Begriff. Wie der Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen, ist Ozon ein Sauerstoffmolekül.
Die Ozonschicht reflektiert nicht einfach UV-Strahlung, sondern nimmt diese auf. Das Ozon wird dadurch abgebaut und die Strahlung unschädlich gemacht. In Reaktionen mit unserem Atem-Sauerstoff O2 kann dann wieder neues Ozon regeneriert werden. In der Ozonschicht herrscht also ein fragiles Gleichgewicht zwischen Bildung und Abbau des Ozons, das durch menschliche Einflüsse leicht gestört werden kann. Die gute Nachricht: Anders als bei einem Spiegel sind Schäden nicht irreparabel, sondern können sich über viele Jahre erholen.
Wir werden wärmeres und schöneres Wetter in Deutschland haben.
Viele freuen sich in Deutschland auf wärmere Sommer. Laut Prognosen werden jedoch Wetterextreme in beide Richtungen zunehmen. Durch den Klimawandel steigt global zwar die Häufigkeit von Hitzeperioden, aber auch die Wahrscheinlichkeit für extreme Niederschläge nimmt in Teilen der Erde zu.
Aus wärmeren Ozeanen kann mehr Wasser verdunsten. Je wärmer unsere Atmosphäre, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Das hat zur Folge, dass mehr Regen fallen kann. In Deutschland wird es also wahrscheinlich wärmer im Sommer, aber auch allgemein regnerischer.
Klimaschutz treibt die Wirtschaft in den Ruin.
Auf lange Sicht sind die präventiven Kosten des Klimaschutzes deutlich niedriger als die kompensierenden Kosten einer ungebremsten Erderwärmung. Die daraus folgenden Wetter- und Klimaextreme werden gehäuft und intensiver vorkommen. Durch Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben kann es in der Industrie zu Ausfällen kommen.
Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Epidemien, die folglich personell und finanziell Unternehmen belasten. Die Preise für Solarpanele und Windräder sind durch die gehäufte Nachfrage und die Ausweitung der Produktion gesunken. Sie sind so billig, dass sie preislich unter dem Neubau von Kohle- und Atomkraftwerken liegen. Ein profitabler Umweltschutz ist also wirtschaftlich erstrebenswert.
Von Josefine Wagner
...studiert Chemie und schreibt seit 2022 für den ruprecht. Sie leitet das Ressort Wissenschaft.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.