All I want for Christmas is 1680 Euro: Der Wunschzettel des Stura blieb letztes Jahr unerfüllt. Dieses Mal beschenkt er sich selbst, mit unseren Semesterbeiträgen. Ein Klagelied
Liebes Christkind! Ich schreibe dir, weil der Studierendenrat der Universität Heidelberg im letzten Jahr eine Wunschliste an dich adressiert hat. Ich weiß nicht, ob dich diese Liste je erreicht hat, aber bei einer laut applaudierenden Zweidrittelmehrheit ist vermutlich davon auszugehen, dass sie den Weg zu dir gefunden hat. Umso mehr stimmt es mich traurig, dass der Stura wohl nicht artig genug war. Sowohl die Mensa- als auch die Bierpreise sind im letzten Jahr gestiegen, obwohl sich der Antragsteller die LISTE doch so sehr nach einer Bierpreisbremse gesehnt hatte. Nicht mal eine Erhöhung der Regelstudienzeit auf 80 Semester lag unter dem Weihnachtsbaum. Soweit mir bekannt ist, wurde auch keine Engelbert-Strauss Pflicht am juristischen Seminar eingeführt, die Universität Heidelberg hat immer noch keinen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, und der Stura hat noch keine „Eitel ist weg“-Party organisiert. Wobei, da gebe ich dir Recht: Diesen Wunsch hätte sich der Stura auch selbst erfüllen können. Was mich aber zutiefst traurig stimmt, ist, dass die Rhein-Neckar-Zeitung nicht aus Gründen der Qualitätssicherung an den ruprecht angegliedert wurde.
Genau so hat es sich der Stura gewünscht (und der ruprecht hat da wirklich nichts dagegen). Man kann sich natürlich fragen, warum du diese Wünsche denn ernst nehmen solltest. Schließlich kam der Antrag für die Wunschliste von der LISTE, die Satirepartei des Stura. Der Rest behandelt die Anträge dieser Liste aber nicht nur mit demokratischer Sorgfalt, er nimmt regelmäßig die Witz-Anträge der Gruppe an. Manchmal werden die durchgewinkten Nonsens-Beschlüsse noch von der Schlichtungskomission verhindert. Das Kontrollgremium verhinderte zum Beispiel die vom Stura bewilligte Seligsprechung der konservativen Liste Ring Christlich-Demokratischer Studenten. Tja liebes Christkind, selig werden kann halt nicht jeder.Nun ist es so, liebes Christkind, dass sich der Stura angesichts dieser vielen unerfüllten Wünsche in diesem Jahr wohl einfach selbst beschenken wird.
Auf dich war nicht genug Verlass, und so hat der Stura beschlossen, dass sich die Listen und Fachschaften einfach gegenseitig Wünsche erfüllen. Für diese Wichtelaktion will der Stura 1680 Euro ausgeben. Das ist der Stura-Anteil des Semesterbeitrags von einem ganzen Hörsaal voller Studis. Du siehst: Ohne Geschenke bricht hier das Chaos los. Dieses Jahr musst du dich wirklich ein bisschen mehr anstrengen.Drum dachte ich, ich schicke dir vorab schon ein paar Wünsche, damit es zumindest nicht an der Bearbeitungszeit scheitert: Einen Raum im Stura-Büro, in dem der ruprecht brandschutzkonform seine Redaktionssitzungen halten kann, ohne dass die Hälfte der Teilnehmer vor dem Fenster im Regen stehen muss. Alternativ würden wir auch das leerstehende Galeria-Kaufhof Gebäude nehmen. Eine Wichtelgeschenkpreisbremse für den Stura.Eine aktive Begleitung der Debatten des Sturas durch die gesamte Studierendenschaft.Eine respektvolle Behandlung unserer Redakteurinnen bei Interviews mit alten weißen Männern.
Ein Kommentar von Lena Hilf
Der Studierendenrat ist ein Gremium, das alle Studierenden der Universität Heidelberg vertritt. Er besteht zum Teil aus entsandten Fachschaftsvertreter:innen und zum Teil aus demokratisch gewählten politischen Fraktionen, den Listen.Von dem von allen Studierenden gezahlten Semesterbeitrag fließen pro Person zehn Euro an den Studierendenrat. 4,50 Euro davon gehen direkt an die Fachschaften des entsprechenden Faches. Das übrige Geld, 5,50 Euro, fließt in die Arbeit der Referate und des Präsidiums, die für die praktische Umsetzung von Beschlüssen des Stura und die Verwaltung zuständig sind. Aus diesem Finanztopf werden auf Beschluss des Stura auch Projekte externer Gruppen, unter anderem die Stura-interne Wichtelaktion, genehmigt. Genauere Haushaltspläne für die einzelnen Ausgabenposten findet ihr auf der Website des Stura.
...studiert Physik und schreibt seit Oktober 2019 für den ruprecht. Besonders gerne widmet sie sich Glossen, die oft das alltägliche Leben sowie wissenschaftlichen oder politischen Themen. Seit April 2021 leitet sie das Ressort Hochschule.
...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.