Der Basketballer Niklas Würzner spielt für die MLP Academics Heidelberg in der ersten deutschen Bundesliga. Mit dem ruprecht sprach er über die Basketball-Weltmeisterschaftund darüber, wie ihn die Prominenz seines Vaters Eckart Würzner beeinflusst hat
Du bist Point Guard. Kannst du die Position für einen Laien erklären?
Der Point Guard ist quasi der Spielmacher. Im Deutschen heißt die Position Aufbauspieler und man ist dafür zuständig, seine Mitspieler gut in Szene zu setzen, sprich den Ball zu verteilen, die richtigen Pässe zu spielen und auch mal in den Korb zu schmeißen. Es geht vor allem darum, dass man der Mannschaftsführer auf dem Feld ist und ansagt, was gespielt wird.
Deutschland ist dieses Jahr zum ersten Mal Basketball-Weltmeister geworden. Was bedeutet dieser Gewinn für dich und für den deutschen Basketball?
Der Gewinn der Weltmeisterschaft bedeutet extrem viel. Basketball ist ein Sport, der immer noch nicht allen Leuten bekannt ist. Er gewinnt aber zunehmend an Bekanntheit. Das haben wir in den letzten Jahren in Deutschland wie auch in Heidelberg feststellen können. Es kommt hinzu, dass wir in die erste Bundesliga aufgestiegen sind und die Europameisterschaft vergangenes Jahr im eigenen Land stattfand, wo Deutschland sogar Dritter geworden ist. Da hat man schon gemerkt, dass sich immer mehr Leute für den Sport interessieren, und das wurde mit dem Sieg bei der Weltmeisterschaft natürlich nochmal getoppt. Man merkt, dass mehr Fans in den Hallen sind, man wird öfter angesprochen, in den sozialen Medien wird mehr über Basketball berichtet. Das ist schön zu sehen und wir hoffen natürlich, dass diese Entwicklung weitergeht und wir den Basketball noch mehr Leuten näherbringen können.
Wie vergleichbar sind die NBA und die deutsche Basketball Bundesliga?
Die NBA muss man immer ein bisschen gesondert sehen. Im Vergleich zum Fußball ist das beim Basketball schon ein deutlicher Unterschied. Die amerikanischen Ligen, damit meine ich sowas wie die NFL im Football oder die NHL im Eishockey, sind schon eine Liga für sich. In der NBA spielen die besten Spieler der Welt, deswegen sollte man sich daran auch nicht messen. Im europäischen Vergleich hat die deutsche Liga in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Doch auch da sind wir verglichen mit Ländern wie Spanien, Frankreich, der Türkei oder Griechenland noch etwas hintendran. Ebenfalls sind kleinere Länder wie Serbien im Basketball sehr stark. Da müssen wir in Deutschland noch etwas aufholen. Ich denke, wir sind aber auf dem richtigen Weg.
Dein Vater ist Oberbürgermeister in Heidelberg. Hat seine Prominenz in deinem Werdegang geholfen oder war sie störend?
Mal so, mal so. Natürlich ist es immer so, dass das einen gewissen Beigeschmack hat, wenn man der Sohn oder die Tochter einer prominenten Person ist – das war bei mir nicht anders. In meinen ersten Jahren haben viele Leute gesagt, dass ich ja nur in der Mannschaft spiele, weil mein Vater Oberbürgermeister ist. Solche Leute gibt es immer aber für mich war das kein wirkliches Hindernis. Ich habe mich da immer durchgebissen und die Stimmen wurden dann auch von Jahr zu Jahr leiser. Gerade in der Aufstiegssaison und in der ersten Bundesligasaison habe ich mich zum Leistungsträger hochgearbeitet. Und wie gesagt, am Anfang heißt es: „Er kann nicht zweite Liga spielen“, dann heißt es: „Er kann nicht erste Liga spielen“. Man muss es den Kritikern immer ein bisschen beweisen. Mittlerweile, denke ich, sind sie aber verstummt. Von daher würde ich nicht sagen, dass es mich negativ beeinflusst hat, aber natürlich reden Leute darüber.
Bist du mit deinem Vater immer auf einer Linie?
Na ja, also immer die gleiche Meinung haben wir nicht. Ich denke, das wäre auch ein bisschen illusorisch. Grundlegend gibt es jedoch viele Dinge, die wir gleich betrachten. Ich würde sagen, wir haben die gleichen Grundwerte verinnerlicht, das sind Werte, die mein Vater an mich weitergegeben hat. Häufig sind wir aber auch mal unterschiedlicher Meinung und dann gibt es immer wieder mal Diskussionen. Grundsätzlich ziehen wir aber an einem Strang.
Das Gespräch führte Emilio Nolte
...studiert Volkswirtschaft und schreibt seit dem Sommer '23 für den ruprecht. Er ist ein Freund der pointierten Kolumne und leitete einst die Seiten 1-3.