An jedem Layoutwochenende veranstalten wir die Glossengames: Einen Wettbewerb bei dem jede:r Redakteur:in anonym eine Glosse schreiben darf. Anschließend stimmt die Redaktion ab, welche Glosse die Beste ist. Die Gewinnerglosse drucken wir auf der Titelseite ab. Die Glossen, die es nicht geschafft haben, veröffentlichen wir hier unter der Kategorie „zweitplatzierte Glossen“.
Jeder von uns ist wohl schon mal Bahn gefahren, oder hat es zumindest versucht. Zwischen den schon fast zur Normalität gewordenen Streiks und den zahlreichen sonstigen Unannehmlichkeiten, die einem bei einer Bahnreise begegnen können, ist entspanntes Reisen wohl das Letzte, was zu erwarten ist.
Die Verspätungen sind quasi eingeplant, das wissen sogar die Anzeigetafeln, die jedem fröhlichen Bahnfahrer die Stimmung ordentlich verderben.
Angekommen und bereit für die Reise ins Ungewisse, kommt man an Bahnhöfen an, die mehr Baustellen als Gleise haben. Trotzdem begibt man sich auf die Suche, in diesem endlosen Labyrinth das richtige Gleis zu finden.
Wenn die Bahn dann doch auf unerklärliche Weise erscheint, geht meist ein erleichtertes Raunen durch die Menge, so als wären wir die glücklich Auserwählten, die tatsächlich nach Hause dürfen. Vorbei ist der Kampf aber noch nicht, denn natürlich gibt es zu wenig Plätze. Ganz kuschelig, fast wie in einer Sardinenbüchse, drückt man sich zwischen die Menschenmasse. Angst umzufallen spielt also keine Rolle, denn man wird netterweise von seinen rechten und linken Stehnachbarn zusammengehalten.
Besonders schön sind die Fahrten mit unerklärlichen Stopps mitten im Nirgendwo. Begleitet von Kindergeschrei und dem komischen Geruch, der vielleicht aus der Toilette oder dem Bahnsitz unter einem kommen könnte, versucht man nur nicht in Panik zu verfallen.
Und so fährt man dann die Stunde nach Hause, die eben nur mal eine 30-Minuten Bahnfahrt werden sollte und kommt dann nicht ganz erholt am Endbahnhof an.
Jetzt nur noch den Bus erwischen und man ist Zuhause. Aber so einfach wird es einem nicht gemacht, nach 20 Minuten verkündet eine verzerrte Lautsprecherstimme, dass der Bus ausfällt und es keine alternativen Verbindungen geben wird. So bleibt einem nichts anderes übrig, als sich zwischen die Tauben auf das letzte Stück Bank zu setzen und sich dann doch ein Taxi zu rufen.
Von Michelle Kochno
...studiert Politikwissenschaften und öffentliches Recht. Beim ruprecht ist sie seit Januar 2024 und scheibt am liebsten über Wort und Kultur.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.