An jedem Layoutwochenende veranstalten wir die Glossengames: Einen Wettbewerb bei dem jede:r Redakteur:in anonym eine Glosse schreiben darf. Anschließend stimmt die Redaktion ab, welche Glosse die Beste ist. Die Gewinnerglosse drucken wir auf der Titelseite ab. Die Glossen, die es nicht geschafft haben, veröffentlichen wir hier unter der Kategorie „zweitplatzierte Glossen“.
Ich nehme mir ab jetzt vor, nicht mehr so viel für meine Freundin zu zahlen und du – als Mann – solltest das auch. Du und ich machen das ab jetzt, nicht weil wir unsere Freundinnen auch nur ein klein bisschen weniger lieben oder weil wir knapp zur Kasse sind, nein.
Nein, ich hoffe für deine Freundin, dass du ihr so wie ich am Liebsten die Welt zu Füßen legen würdest, denn natürlich hat sie das verdient. Was sie aber auch verdient, ist jemand, der reflektiert über seine Männlichkeit nachdenken kann und weiß, was zu seinem Charakter und was zu den sozialen Normen und Zwängen unserer Zeit dazugehört.
Denn warum zahlen Männer oft für ihre Freundinnen? Natürlich ist dabei etwas romantisches, ein Zeichen von Liebe dabei. Ganz oft aber, so denke ich, gehört dazu auch unterbewusst der Gedanke, für seine Frau sorgen zu müssen. Ein Überbleibsel aus der Welt, in der Frauen wenig oder gar nicht gearbeitet haben, in der Männer das Geld heimgebracht und damit für die Familie gesorgt haben. Das klingt irgendwie absurd, wenn man das auf das durchschnittliche Studenten-Pärchen bezieht, aber horcht Mal in euch hinein, Männer.
Wird uns nicht dieser Gedanke des Sorgens, des Bezahlens von klein beigebracht? Ist das nicht auch, was viele Frauen erwarten oder beanspruchen? Das ist nicht um zu sagen: „Buhu, die armen Männer müssen alles zahlen“, nein, im Gegenteil. Auch für unsere Partnerinnen ist es wichtig, dass wir darüber reflektieren:
Was macht mich als Person aus? Wie sehr kann ich mich in den männlichen Stereotypen, die die Gesellschaft uns auferlegt, sehen oder zu wie viel Prozent folge ich ihnen nur? Mir selbst kommen beim Schreiben diese Fragen etwas komisch vor; schließlich identifzieren wir uns als jüngere Generation immer und immer weniger mit unserem Geschlecht. Unterbewusst können uns aber Normen und beigebrachtes Verhalten noch beeinflussen. Komplexe verursachen, wenn unsere Partnerinnen irgendwann mehr verdienen und sie mehr bezahlen sollten, uns dazu zwingen, Sachen zu tun, die wir eigentlich gar nicht wollen oder unterbewusst Vorwürfe gegen uns oder unsere Partnerinnen aufbauen, nur weil wir unser Verhalten nicht ändern. Also, liebe Mitmännern, versucht es doch auch Mal: Zahlt euren Freundinnen weniger und schaut, ob das was mit euch macht
Von Matthias Lehnen
...studiert Geschichte und PoWi, schreibt meistens Unernstes und Erlogenes, aber auch manchmal Sachen für den ruprecht.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.