„The Creator“: Ein Abgesang auf den Westen
Eine übermächtige Einheit zerstört den Sündenpfuhl (Los Angeles) und nur das auserwählte Mischwesen aus dieser Einheit und dem Mensch kann den Konflikt zwischen beiden lösen. Dazu noch eine Prise „auserwähltes Kind“ und fertig ist Gareth Edwards „The Creator“. Nach den Weltkriegen gelang es dem Westen, eine künstliche Intelligenz zu entwickeln. Über Jahrzehnte hinweg nahm sie den Menschen im Alltag immer mehr Arbeiten ab.
Doch mit der Zeit begann die KI ein Eigenleben, mit dem sie ein Teil der menschlichen Gesellschaft werden konnte. So lange, bis eine Fehlzündung einer Nuklearbombe in Los Angeles dazu führte, dass der Westen KIs verbot und gegen jene in den Krieg zog, die weiterhin mit der KI zusammenarbeiteten. Der Protagonist Sergeant Taylor wird als Militäragent in die Region „Neu-Asien“ geschickt. Dort lernt er Maya kennen, die Tochter des Entwicklers einer KI-Superwaffe, und heiratet diese. Jahre später soll Taylor diese Waffe zerstören. Als er jedoch feststellt, dass die Superwaffe eine KI-Roboterreplik seines Kindes mit Maya ist, wechselt er die Seiten und plant die „NOMAD“, eine Raumstation zur Bekämpfung der KIs, zu zerstören.
Die „Heilige Familie“ soll, nachdem sie durch den „NOMAD“-Angriff getrennt wird, wieder zusammengeführt werden. Maya liegt währenddessen komatös in einem buddhistischen Bergkloster, umgeben von zahllosen KI-Robotern. Aber auch diese konnten Maya nicht heilen, sodass sie dann durch eine böse Amerikanerin sterben muss. Dem dramatischen Erlösungsmoment tut das jedoch keinen Abbruch: Auf der „NOMAD“ liegen hunderte KI-Repliken von Maya, die sie durch eine Art USB-Stick, der Maya kurz nach ihrem Tod abgezogen wird, wieder auferstehen lassen. Diese erlebt nun mit ihrem Mann ein tristanhaftes Ende in der explodierenden „NOMAD“.
Der Film bietet viele erzählerische Möglichkeiten zu biblischen und buddhistischen Motiven, doch nutzt sie wenig. Wenn, dann werden sie unstimmig eingesetzt. Für Grautöne wird in diesem Film kein Platz gelassen. Er trieft dabei von einer Dichotomie aus gutem Osten und bösem Westen. Während der Westen selbst Schöpfer seines Übels ist, gelingt es dem Osten, den Geist der KI zu verstehen und in Harmonie mit ihr zu leben. Verständnis dafür, dass der Westen Gründe hatte, eine neue Politik den KIs gegenüber einzuschlagen, wird lediglich damit abgetan, dass es ein Programmierfehler gewesen sei – also menschliches Versagen. Der Film lässt stattdessen einige Denklücken offen, denn es bleibt unklar, weshalb die asiatische KI die bessere sein soll, während sie, im Kampf eingesetzt, militärisch völlig unbegabt ist.
Letzten Endes wünscht man sich, dem Paar Gesellschaft geleistet zu haben. Denn egal, was danach wäre, man würde und müsste sich keine Gedanken mehr über diesen Film voller Sinnlosigkeiten, Logikfehler und unzählbare Plot-Holes machen. Die 133 Minuten, die man mit „The Creator“ verschwenden kann, wären mit allem anderen, was einem sonst in den Sinn kommt, besser ausgefüllt. Abgesehen von einigen beeindruckend anzusehenden Explosionen hat der Film nicht viel zu bieten.
Von Robert Bretschi