Klimaschutz oder Greenwashing? Der Standort Dubai stellt die Absichten der COP28 infrage
Dubai und Klimaschutz? Tatsächlich war genau dort der Austragestandort der UN-Klimakonferenz COP28, die Ende letzten Jahres abgehalten wurde. Die Conference of the Parties findet jährlich statt, um die Fortschritte zur Bewältigung der Klimakrise zu bewerten. Sieben Jahre zuvor war bei einem solchen Treffen das Pariser Abkommen beschlossen worden, in dem sich die Staatengemeinschaft darauf einigte, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Das dominierende Thema der diesjährigen Konferenz war der weitere globale Umgang mit fossilen Energien. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als Gastgeberland senkten die Erwartungen schon im Vorhinein entscheidend, da Dubai sowohl einer der größten Produzenten fossiler Energien ist, als auch der COP-Präsident gleichzeitig dem staatlichen Ölkonzern vorsitzt.
„Die VAE hatten als Gastgeber sicherlich einen Balanceakt zu vollziehen“, erläutert Tobias Zumbrägel vom Geologischen Institut der Uni Heidelberg, der bei der COP28 anwesend war. Bereits vor Beginn der Konferenz hatten einige EU-Staaten sowie viele Inselstaaten ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gefordert. Dies steht aber konträr zu den wirtschaftlichen Interessen des Gastgebers. Das Land investiere trotzdem massiv in seine klimafreundliche Transformation und möchte als Vorreiter betrachtet werden, erklärt der Heidelberger Wissenschaftler.
Die tatsächlichen Verhandlungen stellten sich als noch schwieriger heraus als erwartet. So stand lange im Raum, ob dies die erste COP ohne eine Einigung werden könnte. Nach fast einem ganzen Tag Verlängerung schafften es die Länder doch, sich auf ein finales Dokument zu einigen.
Der Minimalkompromiss, der unterschiedliche Akteure ausreichend zufrieden gestellt habe, zeige, dass der politische Drahtseilakt gelungen sei. Entscheidend dafür waren die Aussagen über eine Abkehr von fossilen Brennstoffen sowie dem Ziel einer weltweiten Verdreifachung erneuerbarer Energien bis 2030. Dies ist zwar nicht der klare „Fossil Fuel Phase-Out“, den sich viele Länder, NGOs und Aktivist:innen erhofft hatten, aber trotzdem als Durchbruch zu verzeichnen. Diese war die erste UN-Weltklimakonferenz, bei der in einem Abschlussdokument „fossil fuels“ Erwähnung fanden.
Kritik, dass der Beschluss nicht weitreichend genug sei, kam besonders von den durch den Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten. Auf den Punkt brachte es die kolumbianische Umweltministerin, die darauf hinwies, die Resolution sei ein Ergebnis der politischen Realität der COP und nicht das, was für das Klima notwendig sei.
Da die COP29 in diesem Jahr in Aserbaidschan ausgetragen wird, sollten laut Zumbrägel die Erwartungen jedoch noch weiter gedämpft werden. „Im Gegensatz zu den VAE hat sich Aserbaidschan im Rahmen der Klimadiplomatie noch kein deutliches Profil erarbeitet.“ So wird der Schwerpunkt voraussichtlich auf der beim letzten Mal angeschnittenen Klimafinanzierung liegen, um dem Globalen Süden bei der Umstellung der Energiesysteme zu helfen.
Zusammenfassend war die Klimakonferenz dahingehend ein Durchbruch, dass zukünftige Vorhaben zum Umgang mit fossilen Energien klar benannt wurden. Gerade der Globale Norden muss aber seiner Verantwortung gerecht werden und nicht bequem handeln, sondern umsetzen was tatsächlich notwendig ist und zwar schnell.
Von Moritz Kapff
Moritz studiert Economics/Politische Ökonomik in Heidelberg. Er ist aktiv beim Netzwerk Plurale Ökonomik und schreibt in seiner Freizeit zu ökonomischen und gesellschaftlichen Themen. Seine Interessen umfassen Zentralbanken, die sozial-ökonomische Transformation und ökonomische Ideengeschichte.
...studiert Übersetzungswissenschaft im Master und fotografiert seit dem Wintersemester 2023/2024 für den ruprecht.