Schaufeln, Graben, Sprengen: Weltweit findet undokumentierter Bergbau statt. Forschende fördern nun das Ausmaß zutage – mit Satelliten und KI
Fossil-Fans, Enthusiast:innen erneuerbarer Energien sowie Minecraft-Spieler:innen sind sich einig: Bergbau ist wichtig. Ob Kohle zum Heizen, Lithium für Akkus oder Sand zum Bauen – die Verwendung der Bodenschätze ist vielfältig. Doch ihr Abbau bringt oft ähnlich diverse Schäden. Bergbauunternehmen holzen Regenwälder ab, beuten Arbeiter:innen aus und verstreuen toxische Abfälle.
In den Vereinigten Staaten sind fast ein Drittel der Minen undokumentiert
Sollen sich nun Windräder statt Kohleturbinen drehen und Solaranlagen statt Kaminqualm die Dächer zieren, ändert sich auch der Bergbau entsprechend. Wie auch immer die Minen der Zukunft aussehen mögen, zuerst muss klar sein, wer heute wo und wie buddelt. Im Chaos finanzieller Interessen, nationaler Bestimmungen und Landschaften sollen Datenbanken Übersichten liefern. Handelsdienstleister tragen deshalb Unternehmensberichte zusammen – mangels besserer Daten. Wie umfassend diese Sammlungen sind, war lange unklar. Forschende werteten nun Satellitenbilder maschinell aus. Sie verglichen die so gefundenen Minen mit der bisher größten Datenbank für Bergbau – und entdeckten, dass nur 44 Prozent der aus der Luft entdeckten Minen in der Datenbank dokumentiert sind. Klare Muster ergeben sich dabei nicht.
Kleine, ökonomisch schwache Länder wie Myanmar finden sich ebenso unter den inkognito Minen wie globale Wirtschaftsmächte. So sind in Russland und China über die Hälfte der Bergbauflächen nicht dokumentiert, in den Vereinigten Staaten ist es fast ein Drittel. Gründe dafür reichen von Ignoranz bis Intrige.
Korruption, illegaler Bergbau oder schlicht fehlender öffentlicher Druck sorgen dafür, dass am Ende niemand mehr weiß, wer wem eine Grube grub.
Während Regulationen langfristig helfen, würden schnelle Lösungen gebraucht, argumentieren die Forschenden in der Fachzeitschrift Nature. Ihr Vorschlag: mehr unabhängige Forschung. Aufwändiges Datensammeln gelinge über mehr Kooperationen und gemeinsame Datenbanken. Künstliche Intelligenz könnte dabei helfen, Unmengen von Satellitendaten auszuwerten – mit gemeinsamen Trainingsdaten.
Natürlich müssen auch Unternehmen in die Verantwortung gezogen werden: Die Forschenden schlagen hier einheitliche Methoden vor, mit denen Bergbauaktivitäten dokumentiert werden können. Denn nur so sichern wir die Grundstoffe für die Energie der Zukunft, ohne nebenbei Wälder, Seen und Menschenleben zu verschlingen.
Von Bastian Mucha
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.