Seit mehreren Jahren ist das Eltern-Kind-Café in der Triplex-Mensa ersatzlos geschlossen. Wie ein attraktives Angebot für studierende Eltern aussehen müsste
Nur wer sich nah genug an das düstere Gebäude am Uniplatz traut, das Gebäude, welches im Volksmund „Triplex“ genannt wird, bekommt sie noch zu Gesicht: Die Herberge des Einhorns. Genauer gesagt, die ehemalige Herberge. Denn das Eltern-Kind Café Einhorn ist seit mehreren Jahren aus seinen Räumlichkeiten verschwunden. Der Raum hinter der großen Fensterfront gleicht einem verlassenen Büroraum und nicht einem Ort, an dem Studierende mit ihren Kindern in Ruhe Mittagessen können.
Doch wo ist das Einhorn hin? Das Studierendenwerk gibt auf seiner Website als Öffnungszeiten des Cafés an, dass es von Montag bis Sonntag geschlossen ist. Tatsächlich hat das Café seit der Corona-Pandemie seine Türen nicht mehr geöffnet. Davon betroffen sind auch Angebote für Studierende mit Kind, die die Räumlichkeiten des Einhorns genutzt haben. So zum Beispiel der Elterntreff Club Parantes.
Auf Anfrage des ruprecht gibt der Pressesprecher des Studierendenwerkes Timo Walther Auskunft über den Verbleib des Einhorn: „Das Café Einhorn haben wir geschlossen, weil die Räumlichkeit von Studierenden kaum genutzt wurde.“ Man arbeite aktuell jedoch an einer neuen Kinderecke in der Triplex. Weitere Details wie den neuen Standort will das Studierendenwerk zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichen.
Was braucht eine Räumlichkeit wie das Café Einhorn, um für Studierende mit Kind attraktiv zu sein? Karoline*, eine Studentin mit Kind, gibt dem ruprecht gegenüber an, dass sie sich vor allem ein diverses Angebot für Kinder wünsche. „Sitzsäcke, Regale mit Kinderbüchern, Spielautos, Malsachen“, nennt sie als Beispiele. Wolfgang Schultz, Mitarbeiter des Gleichstellungsbüros der Pädagogischen Hochschule (PH), nennt einen weiteren wichtigen Punkt für die Gestaltung eines Aufenthaltsraums für Eltern und Kinder. Man dürfe die Sachen nicht nur einfach zur Verfügung stellen, es müsse sich auch jemand regelmäßig um die Spieleecke kümmern.
Die Gleichstellungsbeauftragten der PH haben selbst umfangreiche Erfahrungen mit Räumlichkeiten für Studierende mit Kind. „Wir bieten direkt bei uns im Büro eine Aufenthaltsmöglichkeit für Eltern, Großeltern oder andere Betreuungspersonen mit den Kindern an. Inklusive Spiel- und Malsachen, Sofa, Wickelecke, Mikrowelle, Flaschenwärmer und Wasserkocher. Demnächst soll es auch einen Kühlschrank für abgepumpte Milch geben“, erzählt Schultz dem ruprecht. Das Angebot werde viel und gerne genutzt. Insbesondere müsse man regelmäßig überprüfen, ob alles Benötigte da ist oder ob etwas ersetzt werden muss. „Es sollte auch niedrigschwellige Möglichkeiten zur Mitgestaltung für diejenigen geben, die das Angebot nutzen. Am besten durch einen vor Ort hinterlegten Kontakt, an den man Rückmeldungen geben kann.“
Nur so könne sichergestellt werden, dass eine Kinderecke auch die Bedürfnisse der Eltern und Kinder erfüllt. Laut Schultz sei es wichtig, studierenden Eltern den Alltag durch Angebote wie Aufenthaltsräume, Spieleecken und Wickelstationen zu erleichtern, da eine universitäre Kinderbetreuung rechtlich schwer zu organisieren sei. An der Universität Heidelberg ist das Unify-Büro zuständig für die Beratung und Vertretung von Studierenden mit Kind.
Sie helfen bei Themen wie Finanzierung und Gefährdungsbeurteilung sowie bei konkreten Problemfällen. Studieren mit Kind bleibt nach wie vor eine Herausforderung und so ist es wünschenswert, dass die neue Kinderecke in der Triplex ein umfangreiches Angebot für Kinder und Eltern bereithalten wird.
Darüber was mit dem ehemaligen Café Einhorn passieren wird, will das Studierendenwerk noch keine Auskunft geben. Es sei aber etwas in Planung. Für einen Drachen reicht der Platz wohl leider nicht.
*Name von Redaktion geändert
Von Marei Karlitschek
...studiert Politikwissenschaft und Geschichte. Sie ist seit April 2024 beim ruprecht und schreibt für alle Ressorts, die sie in die Finger kriegt.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.