Gelehrte hinter Gittern: Der ehemalige Gefängnisbau in der Altstadt soll nun eine universitäre Verwendung erhalten
Nächstes Jahr ist es voraussichtlich so weit, dass das ehemalige Gefängnis „Fauler Pelz“ in den Besitz der Universität übergehen wird. In den vergangenen neun Jahren, seit denen der Bau in der Altstadt nicht mehr als Gefängnis dient, gab es jedoch fortlaufend Auseinandersetzungen zwischen dem Land und der Stadt um die Nutzung der ehemaligen Haftanstalt. Nach der Schließung des Gefängnis 2015 stand der Bau zunächst leer. Damals kamen bereits erste Überlegungen auf, wie die Räumlichkeiten durch die Universität beziehungsweise ihre Studierenden genutzt werden könnten. Das Studierendenwerk meldete Anspruch zur Schaffung neuen Wohnraums für Studierenden an. Vonseiten der Universität gab es die Überlegung, den Geisteswissenschaften mit Platzmangel in den bisherigen universitätseigenen Gebäuden mehr und neuen Platz zu schaffen. Unterstützung gab es dabei von der damaligen Kultusministerin Theresia Bauer von den Grünen, die sich gegen ihren Kabinetts- und Parteikollegen Manfred Lucha stellte, der plante, den leer stehenden Gefängnisbau wieder als solchen zu nutzen. Gegen diese Pläne wehrte sich die Stadt jedoch. In einem offenen Brief sprachen sich im Herbst 2021 die Gemeinderatsfraktionen gegen die Pläne des Landes aus; darüber hinaus reichte der Gemeinderat Klage beim Verwaltungsgericht ein. Über den Konflikt zwischen Land und Stadt in Zusammenhang mit dem „Faulen Pelz“ berichtete der ruprecht bereits vor zwei Jahren. Das Gericht gab der Stadt in zwei Entscheidungen Anfang 2023 Recht. So wurde im ersten Verfahren eine Weisung der Stadt gegenüber aufgehoben, nach der die Stadt den Bauantrag des Landes genehmigen sollte. Das zweite Verfahren widmete sich dem Beschluss der Stadt, dass diese den Bauantrag des Landes zur Entscheidung zurückgestellt hatte. Die Haltung der Stadt geht dabei auf Misstrauen gegenüber der Landesregierung zurück, die sich im Fall um die ehemalige US-Kaserne „Patrick-Henry-Village“ als unzuverlässig gezeigt hat. Die Stadt befürchte, dass das Land den „Faulen Pelz“ länger als die vereinbarte Zeit bis 2025 nutzen würde und die Räumlichkeiten so nicht mehr, wie vonseiten des Gemeinderats beschlossen und gewünscht, von der Universität bezogen werden können.
Seit Mitte 2023 näherten sich Stadt und Land außergerichtlich in der Frage um die Nutzung des „Faulen Pelz“ an. Stadtrat und Kabinett kamen darin überein, dass bis zur endgültigen Übergabe des Gebäudes an die Universität am 01. Juli 2025 bis 80 Patient:innen in der Haftanstalt betreut werden dürften. Weiter verzichtete die Landesregierung darauf, die Umbaumaßnahmen weiter voranzutreiben, die sie im Rahmen ihre Gefängnis-Planung umzusetzen geplant hatte. Seit Mitte letzten Jahres nun dient das Gebäude vorübergehend dem Klinikum Calw als Außenstelle, in der suchtkranke Straftäter untergebracht werden. Doch trotz der Einigung mit der Stadt bleibt der „Faule Pelz“ weiterhin ein Problem für die Landesregierung. Zuletzt stand die Landesregierung wegen des Vorwurfs mangelnder Patient:innenbetreuung in der Kritik. So gibt es Vorwürfe, dass Drogen in die Hafträume geschmuggelt würden, dass Insass:innen ausbrächen und es einen Todesfall unter den Patient:innen gegeben habe. Mitte März beschloss der Heidelberger Gemeinderat den nun endgültigen Bebauungsplan. Demnach werden die Renovierungs- und Umbauarbeiten, die die universitäre Nutzung des Baus ermöglichen sollen, Mitte kommenden Jahres beginnen. Für die Häftlinge wird derzeit in Schwäbisch-Hall eine Einrichtung gebaut, in die nach der Übergabe des Baus an die Universität die Gefangenen verlegt werden sollen.
Von Robert Bretschi
...studiert Übersetzungswissenschaft im Master und fotografiert seit dem Wintersemester 2023/2024 für den ruprecht.